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Kreislaufwirtschaft: Definitionen als Schlüssel

Stand: September 2024
Foto, Ansicht eines Schrottplatzes aus der Vogelperspektive

Kreislaufprinzipien werden für die Baubranche immer wichtiger, doch unscharfe Definitionen bremsen den Fortschritt. Die Kommission Nachhaltiges Bauen am Umweltbundesamt schafft in einem neuen Bericht Klarheit.

Zirkuläres Bauen schont Ressourcen, reduziert das Abfallaufkommen und senkt CO2-Emissionen. Allerdings sind wichtige Begriffe bislang noch nicht ausreichend definiert: So werden in den Debatten etwa Wiederverwertung und Wieder- oder Weiterverwendung häufig synonym verwendet, obwohl sie grundlegend andere Prozesse bezeichnen. Dies führt zu Missverständnissen zwischen Bauherren, Planenden und Architektinnen beziehungsweise Architekten und erschwert so eine zielgerichtete Kommunikation. Auch für Nutzerinnen und Nutzer bleibt oft unklar, was sich hinter einem Label verbirgt – was wiederum die Gefahr von Greenwashing erhöht. Die Kommission Nachhaltiges Bauen am Umweltbundesamt (KNBAU) hat in ihrem neuen Bericht gemeinsam mit weiteren Expertinnen und Experten der Branche jetzt klare Definitionen erarbeitet. Wesentliche Begriffe im Überblick:

Wiederverwendung / Re-Use

  • Definition: Das gebrauchte Produkt kann für den gleichen Zweck, unter Beibehaltung der Gestalt und bei gleicher Qualität wieder verwendet werden.
  • Beispiel: Gebrauchte Außenfenster können erneut eingesetzt werden. Ihre Qualität in Bezug auf Dämmung, Winddichtigkeit und Einbruchschutz bleibt erhalten.

Weiterverwendung / Further-Use

  • Definition: Ein gebrauchtes Produkt kann in gleicher Gestalt allerdings mit niedrigerem Qualitätsanspruch genutzt werden.
  • Beispiel: Die gebrauchten Außenfenster eignen sich nur noch als Innenfenster. In Bezug auf die Eigenschaften Dämmung, Winddichtigkeit und Einbruchschutz sind qualitative Abstriche zu verzeichnen.

Wiederverwertung / Abiotisches Recycling

  • Definition: Gebrauchte Materialien werden unter Auflösung der Gestalt in den Herstellungsprozess zurückgeführt und zu einem neuen Produkt verarbeitet. Der Qualitätsanspruch bleibt dabei erhalten.
  • Beispiel: Aus eingeschmolzenem Stahlschrott wird ein Sekundärstahlträger hergestellt.

Kompostierung / Biotisches Recycling

  • Definition: Gebrauchte Materialien werden kompostiert und so in den biotischen Umwandlungsprozess zurückgeführt. Dabei wird ihre Gestalt aufgelöst und unter Erhalt der Qualität zu bioverfügbaren Nährstoffen umgewandelt.
  • Beispiel: Eine mit holzeigenem Klebstoff Lignin gebundene Holzfaserplatte kann vollständig kompostiert werden.

Weiterverwertung / Downcycling

  • Definition: Gebrauchte Materialien werden unter Auflösung der Gestalt in einen Herstellungsprozess zurückgeführt und zu einem neuen Produkt verarbeitet. Der Qualitätsanspruch ist dabei geringer als bei der vorherigen Verwendung.
  • Beispiel: Ziegelsteine werden zu Ziegelsplitt weiterverwertet. Diese sind dann etwa als Pflanzensubstrat nutzbar und nicht mehr direkt als Ziegel.

Höherverwertung / Up-Cycling

  • Definition: Gebrauchte Materialien werden unter Auflösung der Gestalt in einen Herstellungsprozess zurückgeführt und zu einem neuen Produkt verarbeitet. Der Qualitätsanspruch ist jetzt höher als bei der vorherigen Verwendung.
  • Beispiel: Aus gebrauchten Flaschenkorken werden feuchteresistente Dämmplatten erzeugt.

Auch eine sogenannte Kaskadennutzung kann Teil der zirkulären Bauwirtschaft seinDabei wird ein Produkt oder ein Rohstoff mehrfach und in unterschiedlichen Qualitätsstufen genutzt.

Download des Berichts

Weitere Informationen finden sich im Bericht der Kommission Nachhaltiges Bauen am Umweltbundesamt (KNBau):

Transformation zu einer zirkulären Bauwirtschaft als Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung (PDF / 2 MB)

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