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Ressourcen im Bauwesen

Stand: Juni 2022
Foto, Blick auf eine Zementwerk unter blauem Himmel. Im Vordergrund ein großer Sandberg

Der Umgang mit den nicht erneuerbaren Ressourcen gewinnt immer mehr an Bedeutung durch deren weltweite Übernutzung. Unser Wohlstand ist davon abhängig, wie wir mit den zur Verfügung stehenden Quellen umgehen und diese effizient und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft nutzen. Die Effekte für den Klimaschutz sind enorm, wenn der Einsatz der Ressourcen verbessert werden kann.

Nicht erneuerbare und erneuerbare Ressourcen

Ressourcen sind abgeleitet aus dem lateinischen Wortstamm Quellen, die sich wieder erheben oder erneuern (resurgo). Im Französischen (la ressource) werden Ressourcen als (Hilfs-)Mittel gesehen, die dazu dienen, bestimmte Ziele zu verfolgen. Sie sind die Grundlage für alle Produkte und damit für die Industrie- und Wirtschaftszweige, für den Wohlstand und die Lebensgrundlage einer Gesellschaft. Sie können materiell sein wie beispielsweise Boden, Rohstoffe, Güter oder immateriell wie Arbeitszeit, Fähigkeiten oder Gesundheit.

Viele materielle Ressourcen können sich im Zusammenspiel komplexer Ökosysteme regenerieren und werden zunächst kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Entstehungsprozess benötigt jedoch häufig Jahrhunderte bis hin zu Jahrmillionen, wie bei Urwäldern, fruchtbaren Böden, Kohle, Erdöl, Gesteinen. Auch die Atmosphäre der Erde ist eine Ressource, die in ihrer spezifischen Zusammensetzung das Leben auf der Erde beeinflusst. Man unterscheidet daher erneuerbare und nicht erneuerbare Ressourcen. Erneuerbar sind beispielsweise jene, deren Abbau nicht schneller erfolgt, als die Erneuerungsphasen es zulassen, z. B. Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung. Nicht erneuerbare Ressourcen erschöpfen sich mit Abbau oder Nutzung durch die sehr langen Regenerationszeiträume, z. B. Gesteine und Metalle, Erdöl und Erdgas.

Übernutzung von Ressourcen und Klimaschutz

Mittlerweile werden nahezu alle Ressourcen auf der Welt übernutzt. Einem Bericht des UNEP International Resource Panel zur Folge, hat sich der weltweite Primärmaterialeinsatz seit 1970 mehr als verdreifacht. Er stieg von ca. 27 Milliarden Tonnen im Jahr 1970 auf rund 92 Milliarden Tonnen im Jahr 2017 an. Im Jahr 2060 werden schätzungsweise zwischen 143 und 190 Milliarden Tonnen Mineralien, Erze, fossile Brennstoffe und Biomasse in Anspruch genommen werden.

Ressourcennutzung und Klimaschutz stehen in einem sich bedingenden Zusammenhang. Nach Schätzungen des International Resource Panels der Vereinten Nationen gehen ungefähr 50 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen direkt oder indirekt auf die Gewinnung und Verarbeitung von fossilen Brennstoffen, Biomasse, Erzen und Mineralien zurück. Der Zusammenhang zwischen Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung. Alleine zwischen 1995 und 2015 nahm der Anteil der globalen Emissionen von 15 Prozent (5 Gt CO2e) auf 23 Prozent (11 Gt CO2e) zu, der durch die Entnahme von Ressourcen verursacht wurde (UNEP 2020). Darüber hinaus wird seitens der EU die Ressourcengewinnung für mehr als 90 Prozent der Biodiversitätsverluste und das zunehmend knapper werdende Trinkwasser verantwortlich gemacht und hat damit direkten Einfluss auch auf die Erreichung mehrerer Sustainable Development Goals der UN.

Durch den derzeitigen Umgang mit den weltweit zur Verfügung stehenden Ressourcen besteht neben den Fragestellungen nach den steigenden Treibhausgasemissionen für die EU und deren Mitgliedstaaten auch ein erhebliches Risiko für ihren Wohlstand. Ungefähr die Hälfte der in der EU genutzten Ressourcen werden importiert und sind Basis des Wirtschaftssystems. Einen greifbaren Ausdruck findet die Verknappung im Earth Overshoot Day, dem Erdüberlastungstag. An diesem Tag sind die gesamten nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde verbraucht, die der Weltbevölkerung rechnerisch zur Verfügung stünden, wenn sie nur so viel nutzen würde, wie sich im selben Zeitraum regeneriert. Dieser fiel in 2019 auf den 29. Juli und verschob sich aufgrund der weltweiten Lockdowns durch die Corona-Pandemie erstmalig wieder in 2020 nach hinten auf den 22. August. Ab diesem Tag werden mehr Ressourcen verbraucht als auf der Erde erneuert werden können.

In Deutschland werden pro Kopf und Tag 35 Kilogramm Rohstoffe entnommen. In 2019 fiel der Überlastungstag in Deutschland auf den 3. Mai. Um einen solchen Verbrauch langfristig zu decken, wären drei Erden notwendig. Deutschland gehört damit wie alle Industrieländer zu den Ländern, die über die Kapazitätsgrenzen der Erde hinaus wirtschaften.

Bauwesen und Ressourcenverbrauch

Das Bauwesen hat einen erheblichen Einfluss auf den Rohstoffeinsatz und somit auch auf den Ressourcenverbrauch weltweit. Dem Bauwesen fällt beim Rohstoffeinsatz eine Schlüsselrolle zu, weil große Einsparpotenziale durch Ressourceneffizienz noch nicht gehoben sind. Insbesondere bei der Herstellung von Zement und Beton werden nicht erneuerbare Ressourcen beansprucht, die auch einen erheblichen Einfluss auf die Emissionen von Treibhausgasen haben. In Deutschland werden mit jährlich 517 Millionen Tonnen 90 Prozent des inländischen mineralischen Rohstoffabbaus in Gebäuden verbaut (Destatis 2017). Weltweit ist die Zementindustrie verantwortlich für sechs bis sieben Prozent der anthropogenen CO2-Emissionen, in Deutschland wurden im Jahr 2019 20 Millionen Tonnen CO2 durch die Zementherstellung emittiert – dies entspricht einem Anteil von drei Prozent der gesamten deutschen CO2-Emissionen (VDZ 2020).

Auch die Entsorgung der Baumaterialien hat eine erhebliche Bedeutung, da eine wirkliche Wiederverwendung kaum stattfindet. Bauabfälle werden häufig für den Straßenbau genutzt und entsprechend downgecycelt oder deponiert. Insbesondere Verbundbaustoffe verursachen dabei einen erheblichen Anteil an Sondermüll, der nur mit großem Aufwand oder nicht getrennt und wiederverwendet werden kann. Zwischen 2006 und 2018 entstanden in Deutschland im Mittel 390 Millionen Tonnen Abfall; 53 Prozent entfielen davon auf den Bausektor, davon 54 Prozent Abfälle aus Böden, 37 Prozent  mineralische Bau- und Abbruchabfälle, drei Prozent eisenhaltige metallische Abfälle und zwei Prozent Holzabfälle (Destatis 2018).

Bedeutung der grauen Energie

Treibhausgasemissionen und muss in der Bilanz mit bedacht werden. Sie wird als der nicht erneuerbare Energieaufwand bezeichnet, der für Herstellung, Transport, Lagerung und Rückbau sowie Entsorgung der eingesetzten Materialien benötigt wird. Je nach Materialwahl und -einsatz ist der Anteil an grauer Energie, die in Gebäuden verbaut wird, erheblich und nimmt mit steigendem Effizienzstandard prozentual am Gesamteinsatz von Energie im Gebäude zu. Durch den grauen Energieeinsatz entstehen die sogenannten grauen Emissionen. Entscheidend für die verbauten Treibhausgasemissionen sind bei Gebäuden vor allem die Tragkonstruktion, massive Wände, Zwischendecken und Kellerabschlüsse aus Beton, und zwar wegen des Einsatzes von Zement mit hohen Emissionen. Dämmstoffe sparen in der Regel während ihrer Lebensdauer mehr Energie ein, als bei der Herstellung verursacht wird – sie haben in der Lebenszyklusbetrachtung positive Effekte beim Energieeinsatz und bei den Emissionen. Bei typischen Neubauten beträgt der Anteil an grauen oder verbauten Emissionen zwischen 10 und 16 kg CO2e pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Die verbauten Emissionen können durch die Wahl der Baumaterialien und die Baukonstruktion weiter reduziert werden, wenn beispielsweise Holzkonstruktionen gewählt werden. Die Studie "Graue Energie im Ordnungsrecht/Förderung" des BBSR (PDF / 2 MB) kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland durch die Wahl von ressourcenschonenden Bauweisen im Neubau jährlich insgesamt 7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden können.

Graue Energie und Emissionen

Graue Energie bezeichnet den Energieaufwand u.a. für Abbau, Herstellung, Transport, Rückbau sowie Entsorgung von eingesetzten Materialien. Graue Emissionen entstehen durch den Anteil des Energieaufwandes, der über fossile Energieträger gedeckt wird.

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Steigerung von Ressourceneffizienz

Ressourceneffizienz wird in der VDI 4800 als das Verhältnis eines quantifizierbaren Nutzens und des damit verbundenen natürlichen Ressourcenaufwands definiert. Der Ressourcenaufwand kann durch eine Reihe von Indikatoren quantifiziert und bewertet werden und beinhaltet beispielsweise den kumulierten Rohstoff- und Energieaufwand, die Bewertung der Umweltwirkungen und Ökosystemleistungen inklusive der Senkenfunktion der Natur.

Ressourceneffizienzprogramm in Deutschland

Um Ressourceneffizienz in den verschiedenen Politikbereichen zu etablieren, ist das Ressourceneffizienzprogramm III (ProgRess III) für die Bundesregierung die aktuelle Leitlinie. Seine Wirkung entfaltet es nicht unmittelbar, sondern durch Maßnahmen, die Unternehmen und Bevölkerung dabei unterstützen, sich ressourceneffizienter zu verhalten. Das Programm soll Denkanstöße geben für ein vernetztes Vorgehen, um die Potenziale der Ressourceneffizienz für eine insgesamt nachhaltige Entwicklung zu nutzen.

Übergreifendes Ziel des Deutschen Ressourceneffizienzprogramms ist es, die Entnahme und Nutzung natürlicher Ressourcen nachhaltiger zu gestalten und in Verantwortung für künftige Generationen dazu beizutragen, die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft zu sichern. Eine wichtige Rolle spielen dabei freiwillige Maßnahmen und Anreize. Die Ressourceneffizienzpolitik soll auch dazu beitragen, die globale Verantwortung für die ökologischen und sozialen Folgen der Ressourcennutzung wahrzunehmen. Ziel ist, die weltweite Inanspruchnahme von Rohstoffen dauerhaft zu reduzieren.

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