Bei nachwachsenden Rohstoffen handelt es sich um Produkte aus der Land- und Forstwirtschaft, die nicht als Nahrungs- oder Futtermittel Verwendung finden. Sie kommen stattdessen stofflich, d. h. als Material, oder zur Erzeugung von Wärme, Strom und Kraftstoffen zum Einsatz. Dadurch, dass sie bei der energetischen Verwertung weniger Treibhausgase freisetzen als fossile Rohstoffe, helfen nachwachsende Rohstoffen dabei, den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgase zur Energiegewinnung zu reduzieren. Darüber hinaus wird bei der Nutzung nachwachsender Rohstoffe als Material, z. B. Holz als Baustoff, CO2 über teilweise lange Zeiträume stofflich gebunden.
Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen
Im Bausektor gibt es vielfältige Möglichkeiten auf Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zurückzugreifen. Die Verwendung von Holz als Konstruktionsmaterial ist diesbezüglich wahrscheinlich der verbreitetste Anwendungsfall und dies bereits seit Beginn der ersten menschlichen Siedlungsbautätigkeiten. Damit ist Holz seit jeher eine der wichtigsten Bausubstanzen, aber auch andere Naturbaustoffe wie Lehm, Schilf, Stroh, Flachs und Hanf werden schon seit Tausenden von Jahren als Baustoff eingesetzt. Hinzu kommen heutzutage völlig neu entwickelte Materialien, beispielsweise aus Pilzen oder Algen.
Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen erleben seit einigen Jahren eine Renaissance und sind auch im Rahmen eines stärkeren Bewusstseins für den Klimawandel wieder vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Dies liegt einerseits an ökologischen Aspekten und dem vorhandenen Potenzial für den Klimaschutz. Gleichzeitig bieten neue Produktentwicklungen und Verfahrenstechniken aber auch die Möglichkeit, neue Bauformen zu erproben und umzusetzen.
Holz als nachwachsender Werkstoff hat große klimarelevante Vorteile. Es zeigen sich bautechnische und wirtschaftliche Potenziale sowie positive Auswirkungen auf Raumklima, Feuchteausgleich und Wohlbefinden.
Lehm erlebt eine Renaissance als nachhaltige Alternative zu konventionellen Baustoffen. Seine materialtypischen Eigenschaften ermöglichen moderne, klimafreundliche Architektur und verschiedenste Gebäudetypen mit mehreren Geschossen.
Stroh ist Sammelbegriff für trockene, ausgedroschene Getreidereste. Der Rohstoff ist klimafreundlich, günstig und steht als Nebenprodukt der Landwirtschaft in großen Mengen zur Verfügung.
Der nachwachsende Rohstoff wird seit Jahrtausenden zur Dachdeckung, als Dämmung, als Putzträger oder als Zuschlag genutzt. Derzeit erlebt Schilf eine Renaissance.
Rohrkolben ist eine leichte, stabile und witterungsbeständige Wasser- und Sumpfpflanze, die sich ideal zur Dämmung von Gebäuden eignet. Der Anbau von Typha in Paludikulturen kann gleichzeitig zur Renaturierung von Mooren beitragen.
Der Bedarf an erneuerbaren Rohstoffen ist groß, doch ihr Gedeihen braucht Zeit. Miscanthus bietet der Bauindustrie eine nachhaltige Alternative: Der robuste Chinaschilf ist schnellwüchsig, ergiebig, vollständig recycelbar und speichert CO2 effektiv.
Paulownia gilt als der Klimabaum der Zukunft. Kein Gehölz wächst so schnell, bindet so viel CO2 und ist so ertragreich. Der nachwachsende Rohstoff hat Potential für die Baubranche, wenn auch eingeschränkt: der Kiribaum auf dem Prüfstand.
Materialien auf Pilzbasis können helfen, neue und recycelbare, aber vor allem nachhaltige Baustoffe zu entwickeln. Pilze sind in der Lage, organische Stoffe zu zersetzen und bilden so Bio-Komposite, die als Baustoffe eingesetzt werden können.
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen haben im Vergleich zu konventionellen Dämmstoffen nach wie vor deutlich geringere Absatzmengen und spielen in Kombination mit den guten Bilanzwerten deshalb eine untergeordnete Rolle bei den Treibhausgasemissionen.
Folgende Diagramme entstammen dem dena-Gebäudereport 2022, welcher als PDF auf der Themenseite zum Gebeäudereport 2022 heruntergeladen werden kann.
Absatzmengen auf dem Dämmstoffmarkt
Datenquelle:
FNR 2021, Pressemitteilung Stand 08/21; Branchenradar 2021, Dämmstoffe in Deutschland Stand 11/20; IBU 2021, versch. Umweltproduktdeklarationen Stand 08/21; eigene Berechnung
Absatzmengen auf dem Dämmstoffmarkt 2019 sowie 2020 (Abb. 8 im Gebäudereport 2022)
Glaswolle
Steinwolle
EPS
XPS
PUR/PIR
Holz
Zellulose
Andere
2019 (Absatz)
6.250
10.250
12.850
3.750
1.900
2.030
1.120
350
2020 (Absatz)
6.300
10.350
13.120
3.800
1.950
2.075
1.145
360
Treibhausgasemissionen auf dem Dämmstoffmarkt
Datenquelle:
FNR 2021, Pressemitteilung Stand 08/21; Branchenradar 2021, Dämmstoffe in Deutschland Stand 11/20; IBU 2021, versch. Umweltproduktdeklarationen Stand 08/21; eigene Berechnung
Treibhausgasemissionen auf dem Dämmstoffmarkt 2019 sowie 2020 (Abb. 8 im Gebäudereport 2022)
Glaswolle
Steinwolle
EPS
XPS
PUR/PIR
Holz
Zellulose
2019 (GWP)
0,52
1,39
1,49
1
0,38
0,18
0,03
2020 (GWP)
0,52
1,41
1,52
1,01
0,39
0,18
0,03
Downloads
Factsheets
Holz als CO2-Speicher
Holz hat als Werkstoff große klimarelevante Vorteile im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffe. Es zeigen sich große bautechnische und wirtschaftliche Potenziale - auch in Hinsicht auf Raumklima.
Stand: Oktober 2021
PDF897 KB
Factsheets
Pilzmyzel als neuer Bio-Baustoff
Pilze stellen Bio-Komposite her, die vollständig biologisch abbaubar sind, mit den unterschiedlichsten Materialeigenschaften gezüchtet werden können und gleichzeitig als CO2-Speicher dienen.
Stand: Oktober 2021
PDF541 KB
Factsheets
Hanf – Baustoff mit Zukunftspotenzial
Lange in Vergessenheit geraten, erlebt der Baustoff Hanf eine wahre Renaissance als schnell nachwachsender und CO2-neutraler Baustoff und ist äußerst vielseitig in der Bauindustrie einsetzbar.
Stand: Oktober 2021
PDF477 KB
Factsheets
Kataster für verbaute Materialien
Madaster als zentrale Onlineplattform speichert, verwaltet und tauscht Informationen zu verbauten Materialien aus. Der Materialpass eines Gebäudes kennzeichnet ihre Qualität, Herkunft und Lage.
"Bei Biobeton ist Afrika der Innovationstreiber Nummer 1"
Wolfram Schmidt von der Bundesanstalt für Materialforschung im Gespräch über nachhaltige Zementalternativen und was sich in Deutschland ändern muss, damit Biobeton hierzulande den Durchbruch schafft.
Nachhaltiges Bauen und Sanieren gewinnt weiterhin an Bedeutung. Sowohl im Bereich des öffentlichen Bauens als auch bei privaten Bauprojekten ist die Verwendung klimaschonender Baustoffe und die Betrachtung des Lebenszyklus zunehmend wichtig.