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Green und Sustainable Finance

Stand: April 2023
Foto, Nahaufnahme einer großen Glasfassade, in der sich ein nebenstehender Baum spiegelt.

Der Gebäudebereich ist für etwa 40 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich - rechnet man neben dem Energieverbrauch für Warmwasser und Heizwärme auch die verbauten sogenannten grauen Emissionen für den Bau sowie möglichen Rückbau mit ein (Quelle: dena-Gebäudereport 2022). Zur Senkung der Emissionen in diesem Bereich sind daher im großen Umfang sowohl öffentliche wie private Investitionen erforderlich. Grüne Finanzierungsinstrumente für klimafreundliche Investitionen können dabei helfen, privates Kapital für die erforderlichen Maßnahmen zu mobilisieren.

Enormer Investitionsbedarf im Gebäudebereich zur Erreichung der Klimaziele

Die Europäische Union (EU) hat sich mit dem sog. Green Deal, wie die Bundesregierung mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes zu einem ambitionierten Klimaschutzprogramm bekannt, um die Ziele des Übereinkommens von Paris zu erreichen und die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Dies bedeutet, dass in allen Sektoren Treibhausgasemissionen massiv reduziert werden müssen. Langfristig will die EU Klimaneutralität erreichen, mittelfristig sollen bis 2030 die Treibhausgasemissionen auf 55 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert werden. Der Gebäudebereich, auf den laut Angabe der EU-Kommission 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs und 36 Prozent der energiebedingten Treibhausgasemissionen in Europa entfallen (Quelle: EU-Kommission), spielt diesbezüglich eine Schlüsselrolle und muss zur Erreichung der klimapolitischen Ziele grundlegend transformiert werden.

Bisher lag der Fokus von Maßnahmen im Gebäudesektor auf ordnungsrechtlichen Vorgaben und der finanziellen Förderung durch staatliche Mittel. Die notwendigen Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien in Gebäuden und Quartieren erreichen allerdings bereits jetzt Größenordnungen, die nicht mehr mit öffentlichen Geldern gedeckt werden können. Die Kommission schätzt, dass die EU über öffentliche Programme jedes Jahr 85 – 90 Mrd. Euro in die Energieeffizienz von Gebäuden investiert. Um die Klimaziele für 2030 zu erreichen, rechnet die EU-Kommission jedoch mit zusätzlich notwendigen Investitionen von 275 Mrd. Euro pro Jahr allein für die Sanierung von Bestandsgebäuden (Quelle: EU-Kommission). Das bedeutet, dass sich die bis 2030 erforderlichen Gesamtinvestitionen auf über 3,5 Billionen Euro belaufen (Quelle: E3G).

In Deutschland besteht allein bei der öffentlichen Hand bis zum Jahr 2045 ein Investitionsbedarf von rund 47 Mrd. Euro für die energetische Ertüchtigung öffentlicher Gebäude (Quelle: KfW). Im Bereich privater Haushalte wird bis zum Jahr 2045 ein Investitionsbedarf von 636 Mrd. Euro erwartet, wovon der Großteil (633 Mrd. Euro) aus privaten Quellen stammen muss – die benötigten öffentlichen Gelder in Höhe von 3 Mrd. Euro werden für Energieeffizienz im staatlichen Wohnbau veranschlagt.

275000000000

Jährlicher Investitionsbedarf für Gebäudesanierungen in der EU (in €)

Zusätzlicher jährlicher Investitionsbedarf in Euro für Gebäudesanierungen in der EU zur Erreichung der Klimaschutzziele 2030 (Quelle: EU Kommission, Eine Renovierungswelle für Europa)

Green Finance als Möglichkeit zur Kapitalmobilisierung

Zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele ist es daher erforderlich, verstärkt privates Kapital für klimafreundliche Bau- und Sanierungsmaßnahmen zu mobilisieren. Allerdings müssen sich hierfür sowohl die Rahmenbedingungen als die Investitionspräferenzen ändern, um die Finanzflüsse in klimafreundliche Assets zu lenken. Green bzw. Sustainable Finance ist ein Ansatz, um private Mittel in Investitionen für den Klima- und Umweltschutz zu leiten.

Die Beachtung und Bewertung von Nachhaltigkeits- und Klimakriterien bei Finanzierungen und Investitionen ist in den letzten Jahren zu immer wichtigeren Themen in der Finanzwirtschaft geworden. Dies liegt sowohl an einer sich verändernden Wahrnehmung von Verantwortung, als auch einem stärkeren Bewusstsein dafür, dass der Klimawandel auch ein wirtschaftliches Risiko darstellt. Die bereits jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels wie Stürme, Dürren, Überschwemmungen, Überflutungen ganzer Siedlungsräume und die damit verbundenen finanziellen Einbußen und Risiken, stellen eine Bedrohung für das gesamte globale Wirtschaftssystem dar, d. h. für Unternehmen der Realwirtschaft, der Versicherungswirtschaft, für Investoren und Finanzdienstleister. Das zeigen auch die Einschätzungen des Weltwirtschaftsforums zu den globalen Risiken, die sich innerhalb von zehn Jahren von ökonomisch zu ökologisch verschoben haben.

In Europa und dadurch auch in Deutschland gibt es ein großes politisches Interesse daran, die Entwicklung eines nachhaltigen Finanzsektors aktiv voranzubringen. Das Ziel der EU-Kommission, Europa zu einem nachhaltigen Finanzstandort zu machen, steht im Kontext der Ziele und Strategien zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft durch eine Transformation hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaft. Daher nimmt die EU auf der regulatorischen Ebene für die Finanzwirtschaft eine Vorreiterrolle beim Thema Sustainable bzw. Green Finance ein, beispielsweise durch ihren EU-Aktionsplan „Financing Sustainable Growth“ und dessen Aktualisierung im Rahmen des Green Deals. Weitere Meilensteine bilden die Verabschiedung der Berichtspflichten für Finanzinstitutionen im Rahmen der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) sowie den Berichtspflichten für Unternehmen im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).

Doch auch in Deutschland selbst wurden in den letzten Jahren verstärkt Initiativen im Bereich Sustainable Finance ergriffen: So wurde im Mai 2021 die Sustainable-Finance-Strategie veröffentlicht welche das Ziel verfolgt, Deutschland zu einem führenden Sustainable-Finance-Standort zu entwickeln. Zudem wurde im Jahr 2019 der sogenannten Sustainable-Finance-Beirat von der damaligen Bundesregierung initiiert und einberufen. Der Beirat arbeitet als eine unabhängige Multistakeholder-Dialogplattform mit Mitgliedern aus Unternehmen, Finanzwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft und berät die Bundesregierung bei der Weiterentwicklung und Umsetzung ihrer Sustainable-Finance-Strategie. Auch die aktuelle Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag (2021) betont, dass zusätzliche öffentliche Mittel eingesetzt werden müssen, um die zur Erreichung des 1,5-Grad-Klimazieles und zur Transformation der Wirtschaft erforderlichen Maßnahmen zu finanzieren. Öffentliche Gelder müssten dabei vor allem einhergehen mit der Aktivierung privaten Kapitals um zusätzliche Transformationsprojekte umsetzen zu können.

Sinnvolles Finanzierungsmodell für den Gebäudebereich

Der wesentliche Unterschied zwischen grünen und konventionellen Finanzierungen liegt darin, dass bei grünen Finanzierungen neben den üblichen Bewertungskriterien auch Aspekte des Klimaschutzes in den Bewertungsprozess des Investitionsvorhabens einfließen. Gerade im Gebäudesektor bieten sich grüne Finanzierungsmodelle an, da sich die komplexen Vorgaben für Finanzmarkt sowie Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsstandards in diesem Bereich sehr sinnvoll miteinander koppeln lassen. Gebäude spielen für den Klimaschutz eine besonders wichtige Rolle und die Immobilienwirtschaft weist eine wirtschaftlich bedeutsame Schnittstelle zum Finanzsektor auf.

Beispielsweise gelten Neubauprojekte, die eine hohe Energieeffizienz oder sogar eine positive Energiebilanz haben, bei denen umfangreich erneuerbare Energien zum Einsatz kommen und die mit möglichst emissionsarmen Baustoffen errichtet werden, als zukunftssichere und nachhaltige Investition. Diese Bauvorhaben sind damit sowohl attraktiv für direkte Investitionen oder können entsprechend durch grüne Kredite zu oftmals günstigen Konditionen finanziert werden. Die Evaluierung der Nachhaltigkeit von Gebäuden kann dann auch als Basis für jede Bewertung der Nachhaltigkeit jedes damit verknüpften Produkts, jeder Dienstleistung oder jeder sonstigen wirtschaftlichen Tätigkeit herangezogen werden. Dies kann einzelne Wohnimmobilienkredite, ganze Portfolios, ein Unternehmen der Immobilienwirtschaft sowie Beratungstätigkeiten von Finanzdienstleistern betreffen.

Die Finanzwirtschaft kann also Investitionen in energieeffiziente und klimafreundliche Technologien voranbringen, indem sie Gebäude hinsichtlich solcher Kriterien bewertet. Dazu braucht es entsprechende Rahmenbedingungen. Die EU schafft diese Bedingungen auf der gesetzlichen Ebene, etwa durch die Aktualisierungen der Europäischen Gebäuderichtlinie (EPBD). Darüber hinaus bildet der EU-Aktionsplan „Financing Sustainable Growth“ mit der EU-Taxonomie einen zentraler Baustein der regulatorischen Maßnahmen. Die Taxonomie hat als übergeordnetes Ziel, die Einordnung und Einstufung einer Investition als „grün“ zu erleichtern.

Im Zuge der Transformation hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand wird die Nachfrage nach grünen Finanzierungen voraussichtlich kontinuierlich weiter steigen, so dass nachhaltige Gebäude an dieser Stelle Ausgangspunkt für eine Entwicklung hin zu nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen im Finanzsektor sein können. Zugleich kann ein schlechter Gebäudestandard zunehmend als potenzielles Investitionsrisiko angesehen werden, so dass auch von Seiten der Finanzierer die Erwartungshaltung an den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit eines Immobilienprojektes steigen dürfte.

Studie „Green & Sustainable Finance mit Fokus auf den Immobilienbereich“

Der europäische Green Deal hat zahlreiche Entwicklungen angestoßen und Gesetzgebungen auf den Weg gebracht, die den Finanz- und Gebäudesektor sowie die Regulierungen in der EU und in Deutschland beeinflussen werden. Die Studie „Green & Sustainable Finance mit Fokus auf den Immobilienbereich“ veranschaulicht, welche Auswirkungen die Regelungen auf bestehende Finanzprodukte und Förderung im Immobilienbereich in Deutschland haben können. Zu diesem Zweck erfolgt im ersten Teil der Studie zunächst eine systematische Darstellung von gesetzlichen Rahmenbedingungen und Strategien zu Green und Sustainable Finance, die derzeit auf EU-Ebene diskutiert und beschlossen werden. Weiterhin werden mögliche Konsequenzen für die nationale Umsetzung in der Gesetzgebung abgeleitet. Resultat ist eine umfassende Übersicht zum regulatorischen Rahmen und zum Stand der Diskussion zu Green und Sustainable Finance mit Fokus auf den Gebäudebereich. Der zweite Teil der Studie widmet sich den verschiedenen Akteuren, Initiativen sowie Produkten am Markt und beleuchtet Green-Finance-Ansätze anderer europäischer Staaten. Abschließend werden Konsequenzen für die Marktakteure sowie Erfolgsfaktoren für die Operationalisierung von grünen Finanzierungen in Deutschland aufgezeigt.

Studien & Berichte

Green & Sustainable Finance mit Fokus auf den Immobilienbereich

Eine Grundlagenanalyse zum bestehenden Rechtsrahmen und Einordnung wichtiger Marktakteure sowie Erfolgsfaktoren für die Operationalisierung.

Stand: Juli 2021

PDF 3 MB

Weitere Downloads

  • Gebäudereport

    dena-Gebäudereport 2022 - Zahlen, Daten, Fakten

    Der Gebäudereport 2022 der Deutschen Energie-Agentur (dena) bietet aktuelle Zahlen zu Energieeffizienz und Klimaschutz im Gebäudebereich übersichtlich aufbereitet.

    Stand: Oktober 2021

    PDF 4 MB

  • Gebäudereport

    dena-Gebäudereport 2021: Fokusthemen für den Klimaschutz

    Der dena-Gebäudereport 2021 beleuchtet Fokusthemen, die die Potenziale, Chancen und Handlungsbedarfe des Gebäudesektors in der Energiewende zeigen.

    Stand: Mai 2021

    PDF 10,9 MB

  • Finanzierung der Energiewende – Aktualisierung zum VKU-Reformvorschlag der Entgelte- und Umlagesystematik

    Kurzstudie der r2b energy consulting GmbH im Auftrag des Verbands kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) VKU – Verband kommunaler Unternehmen e. V.

    Stand: April 2021

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