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Nachhaltigkeitszertifizierungen

Stand: Mai 2022
Foto, Nahaufnahme einer Frau und eines Mannes mit Schutzhelm und Warnweste. Der Mann zeigt auf etwas außerhalb des Bildauschnittes.

Nachhaltiges Bauen wird in der Entwicklung, Planung und Realisierung von Bauprojekten, sowohl im Neubau auch im Bestand, zunehmend zum Standard. Nachhaltige Gebäude und Quartiere ermöglichen gesteigerte Effizienz hinsichtlich Energie-, Wasser- und Ressourcenverbräuchen, weisen in der Regel einen verringerten Treibhausgasfußabdruck auf und wirken sich positiv auf die Gesundheit der Nutzerinnen und Nutzer aus. Darüber hinaus erzielen nachhaltige Bauprojekte neben einer gesteigerten Qualität auch höhere mittel- bis langfristige Wertsteigerungen im Vergleich zu Standardobjekten.

Zertifizierungssysteme stellen ein belastbares Werkzeug dar, um nachhaltige Bauprojekte durch quantifizierbare Kriterienkataloge zu bewerten, zu fördern und um unterschiedliche Vorhaben miteinander zu vergleichen. Während des Entwicklungsprozesses eines Bauvorhabens helfen sie dabei Nachhaltigkeitsziele zu definieren, in den Planungsprozess einzusteuern und kontinuierlich deren Einhaltung durch alle Planungsbeteiligten zu überprüfen. In Deutschland und weltweit besteht eine Vielzahl an unterschiedlichen Systemanbietern, die sich in Bezug auf ihre thematischen Schwerpunkte und je nach Bauaufgabe unterscheiden. Die meisten am Markt verbreiteten Systeme haben jedoch gemein, dass Bauprojekte gemäß eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatzes bewertet und somit mindestens ökologische, soziale und ökonomische Aspekte im Rahmen eines Zertifizierungsprozesses berücksichtigt werden.

Hinweis zur Förderung von Gebäuden mit Nachhaltigkeitszertifizierung

Ein Bonus über die „NH-Klasse“ im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) kann ausschließlich über eine Zertifizierung mit dem „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG) erreicht werden. Weitere Informationen zur Förderung können der Themenseite Förderprogramme für Gebäude entnommen werden.

Mehrwert einer Zertifizierung

Nachhaltige Bauprojekte bieten für Beteiligte im Entwicklungsprozess und späteren Betrieb einen hohen Mehrwert – sowohl Vorhabenträger als auch spätere Betreiberinnen und Betreiber, Nutzerinnen und Nutzer, sowie Mieterinnen und Mieter eines nachhaltigen Objekts können hinsichtlich ökologischer, ökonomischer, soziokultureller und gesundheitlicher Aspekte profitieren. Je früher Nachhaltigkeitsaspekte in der Entwicklung einer Immobilie berücksichtigt und eingesteuert werden, desto eher können zusätzliche Kosten vermieden werden. Potenzielle Zusatzkosten, die durch erhöhte Anforderungen im Planungsprozess sowie in technischen Systemen und Baumaterialien entstehen können, werden durch mittel- bis langfristige Reduktion der Wartungs- und Betriebskosten der Objekte amortisiert. Für Bauherren bietet sich zudem die Chance, den gestiegenen Anspruch und somit auch den Wert des Bauprojekts schon im Planungsprozess durch ein Vorzertifikat hervorzuheben und zu kommunizieren. Ein Vorzertifikat wird in den meisten gängigen Zertifizierungssystemen als Zwischenstufe zum Vollzertifikat verliehen, wenn bereits in frühen Planungsphasen absehbar ist, dass gewisse Maßnahmen in der Planung berücksichtigt bzw. zukünftig umgesetzt werden.

Für Betreiberinnen und Betreiber schlagen sich die positiven Auswirkungen insbesondere durch die gesteigerte, allgemeine Qualität des Bauwerks und den verringerten Energie- und Wasserverbrauch nieder. Aufgrund der damit verbundenen finanziellen Einsparungen kann dies gegenüber Mieterinnen und Mieter einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Insbesondere bei Unternehmen wird die Qualität und Nachhaltigkeit von Bürogebäuden oftmals in der Standortentscheidung berücksichtigt. Hier bilden nachhaltige, zertifizierte Standorte mittlerweile einen wesentlichen Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung vieler Unternehmen und werden daher zunehmend nachgefragt.

Nutzerinnen und Nutzer wiederum profitieren unter anderem durch die gesteigerte Luftqualität, den thermischen und akustischen Komfort, sowie einer verbesserten Tageslicht- und Kunstlichtsituation - Faktoren, die wesentlich zur Aufenthaltsqualität in Innenräumen beitragen.

Unterstützung und Begleitung im gesamten Planungsprozess

Die Vorhabenträger sowie die Planungsbeteiligten werden durch den gesamten Planungsprozess durch Nachhaltigkeitsberaterinnen und -berater begleitet und bei Fragen zu den Systemen sowie wesentlichen Planungsentscheidungen unterstützt. Sogenannte Auditorinnen und Auditoren verfügen über eine fachliche Fortbildung in dem jeweiligen Zertifizierungssystem sowie Erfahrung in der Anwendung. Sie beraten Vorhabenträger zu realistischen Zertifizierungszielen, wesentlichen Planungsentscheidungen, Kostenfaktoren und zum Austausch mit den unterschiedlichen Gewerken während der Umsetzung. Darüber hinaus prüfen die Auditorinnen und Auditoren, ob die besprochenen Maßnahmen im Realisierungsprozess umgesetzt werden, sie bereiten die Zertifizierungsnachweise auf, reichen diese zur Konformitätsprüfung bei der jeweiligen Zertifizierungsstelle ein und koordinieren die Kommunikation mit dem jeweiligen Systemanbieter.

Für eine erfolgreiche Zertifizierung erfolgt die Beratung durch die Auditorin bzw. den Auditor bereits in der frühestmöglichen Projektphase - der Leistungsphase 1. Dabei nimmt die Auditorin oder der Auditor in einem ersten Schritt eine Vorbewertung vor (ein „Pre-Assessment“ oder „Pre-Check“). Dadurch können frühzeitig eine Einschätzung der Potenziale und Schwachstellen des Projekts gegeben, das Zertifizierungsziel unverbindlich abgeschätzt und erste Leitplanken für die weitere Planung festgelegt werden. Als nächster Meilenstein einer Zertifizierung folgt in der Leistungsphase 3 bis Leistungsphase 4 das sogenannte Vorzertifikat. Hierfür stellt die Auditorin bzw. der Auditor Nachweise zusammen, die bei der jeweiligen Zertifizierungsstelle für eine erste Prüfung eingereicht werden. Nach erfolgreicher Vorzertifizierung kann der Vorhabenträger das Projekt bereits vermarkten. In den weiteren Leistungsphasen des Projekts koordinieren die Auditorinnen und Auditoren alle Aspekte der Nachhaltigkeit mit den einzelnen Gewerken. Zum Abschluss der Baumaßnahme wird der Letztstand der Planung sowie die Umsetzung vor Ort durch die Auditoren abschließend geprüft, Nachweise überarbeitet und bei der Zertifizierungsstelle eingereicht, durch die letztendlich das Zertifikat vergeben wird – dies kann in der Regel nach Wunsch auch öffentlichkeitswirksam im Rahmen von Immobilienmessen oder direkt am Projekt erfolgen.

Unterschiedliche Zertifizierungssysteme

In Deutschland findet eine Vielzahl an unterschiedlichen Zertifizierungssystemen Anwendung. Am weitesten verbreitet sind die Systeme der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), das Label Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) und sowie Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology (BREEAM). Darüber hinaus sind je nach Bauaufgabe, Auftraggeber oder Region weitere Systeme verbreitet. Das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) wird etwa ausschließlich für Projekte der öffentlichen Hand angewandt, während das Bewertungssystem Nachhaltiger Kleinwohnhausbau (BNK) im Bereich der Eigenheime angesetzt wird. Für das Stadtentwicklungsgebiet HafenCity in Hamburg wurde ein eigenes Zertifizierungssystem, das Umweltzeichen HafenCity, entwickelt, das in wesentlichen Aspekten dem DGNB-System ähnelt, jedoch einige für die HafenCity relevante Anpassungen und Vereinfachungen beinhaltet. Weitere Systeme bieten thematische Schwerpunkte abseits der üblichen Nachhaltigkeitskategorien: so hat der WELL Building Standard einen Schwerpunkt zu Themen der Gesundheit und des Wohlbefindens der Nutzerinnen und Nutzer, während das Label WiredScore einen Fokus auf digitale Medienanbindung und Konnektivität von Immobilien legt.

Jedes Projekt weist durch Standort, Entwurf und eigene Nachhaltigkeitsaspekte Besonderheiten auf, die es in der Zertifizierung zu berücksichtigen gilt. Die Auswahl eines geeigneten Zertifizierungssystems ist daher von einer Vielzahl an Aspekten abhängig, die ein Vorhabenträger in seinen Überlegungen berücksichtigen muss. Es gilt dabei, das Projekt nicht nach einem der gängigen Systeme zu „formen“, sondern früh das passende System für das entsprechende Projekt zu wählen. Auch hierfür sollte bereits auf die Fachexpertise von Nachhaltigkeitsberaterinnen und -beratern zurückgegriffen werden.

DGNB, LEED und BREEAM sind die Nachhaltigkeitszertifikate, die in Deutschland am weitesten verbreitet sind und sie werden daher eingehend skizziert.

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