Projekt
Die vier Mehrfamilienhäuser mit 24 Wohnungen in der Ulmenstraße in Herford haben eine bewegte Geschichte. Gebaut als Wohnhäuser für die britischen Alliierten wurden sie nach deren Abzug zunächst als Flüchtlingsunterkunft und seit einigen Jahren als Studentenwohnheim genutzt. Wie viele Nachkriegsbauten wiesen die 1957 errichteten Gebäude den höchsten Energieverbrauch und CO2-Ausstoß im Portfolio der WWS Herford aus. Mit einem Primärenergieverbrauch von 379 kWh/m²/a fielen sie in die schlechteste Energieeffizienzklasse und hatten somit den höchsten Sanierungsdruck. Anfang 2021 beauftragte die WWS die österreichische GAP Solutions GmbH mit der seriellen Sanierung nach dem Energiesprong Prinzip.
Die serielle Sanierung nach diesem Prinzip birgt enormes Potenzial auf dem Weg zur Klimaneutralität im Gebäudebestand, wie auch die Erfahrungen aus einem Energiesprong-Reallabor zeigen.
- Energieeffizienz
- Sanierung
- Serielles Sanieren
- Wohngebäude
Bautafel:
BAUVOLUMEN
1.923 m²
BAUZEIT
2021-2022
BAUKOSTEN
3,3 Mio. Euro
ENERGETISCHER ZUSTAND
Vorher: Energieeffizienzklasse H / Jetzt: NetZero Standard
VERWENDETES MATERIAL
Paneele mit verglaster Solarwabendämmung
Gedämmte Dachelemente mit Photovoltaikmodulen auf beiden Dachseiten und auf Teilen der Fassade
Vollelektrischen Wärme- und Warmwasserversorgung mittels Infrarot-Heizungen und Durchlauferhitzern
Fensterintegrierte Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung
Herausforderungen
Die WWS Herford möchte die Energiewende im Bestand möglichst sozialverträglich für die Mietenden und wirtschaftlich darstellbar für das Unternehmen umsetzen. Eine zusätzliche Herausforderung stellten die an den alten Gebäudefassaden befindlichen Schwalbennester dar. In enger Abstimmung mit der Landschaftsbehörde wurden diese behutsam entfernt und durch zwei neue großzügige Schwalbenhäuser ersetzt.
Ziele & Erfolge
Das Projekt in der Ulmenstraße hat gezeigt, dass selbst Gebäude der schlechtesten Effizienzklasse H mit einer Energiesprong-Sanierung auf ein Effizienzlevel von A gebracht werden können. Lag der Primärenergiebedarf der vier Häuser vor der Sanierung bei 379 kWh/(m²•a) ist er nach der Modernisierung auf 41 kWh/(m²•a) gesunken, was einer Energieeinsparung von rund 90 Prozent entspricht. Durch Nutzung des selbst erzeugten PV-Stroms auf dem Dach werden in der Ulmenstraße mehr als 60 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden. Die eingesparte Erdgasmenge von 510 MWh reduziert den CO2-Ausstoß um weitere 110 Tonnen, sodass nach der seriellen Sanierung insgesamt 170 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.
Solarwaben-Dämmung
Eine Besonderheit im ganzheitlichen Sanierungskonzept ist die innovative Solarwaben-Dämmung. Sie sorgt dafür, dass der Energiebedarf alleine über die Gebäudehülle um bis zu 90 Prozent reduziert werden kann. Dabei verhindern in der Glasfassade integrierte Zellulosewaben mithilfe der Sonnenenergie, dass ein Wärmeverlust in der Wand stattfinden kann. Das innovative Dämmsystem benötigt keine komplizierte Technik, sondern funktioniert nach einfachen physikalischen Prinzipien. In der kalten Jahreszeit dringt das Sonnenlicht durch den niedrigen Sonnenstand bis tief in die Wabe ein. Die Solarwaben erzeugen ein warmes Luftpolster, das das Gebäude wie eine Dämmschicht umhüllt. Dieser Effekt reduziert den Wärmeverlust auf beinahe Null. Im Sommer sorgt die ausgeklügelte Wabenstruktur für den gegenteiligen Effekt. Bei hohem Sonnenstand reflektieren die Solarwaben einen Teil der Strahlung und verschatten sich aufgrund ihrer Geometrie selbst. Somit herrschen im Inneren auch ohne Klimatechnik stets angenehme Temperaturen.