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Lösungsvarianten mit Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern

Stand: März 2024
Foto, große Wärmepumpe vor einer Gebäudewand.

Heizwärme und Trinkwarmwasser in Mehrfamilienhäusern können vielfältig mittels unterschiedlicher Systeme bereitgestellt werden. Soll die Wärmeversorgung möglichst fossilfrei erfolgen, sind Wärmepumpen aufgrund ihrer ausgereiften Technologie und kompakten Bauweise ein wichtiger Baustein dieser Systeme, sowohl im Neubau als auch im Bestand.

Gerade im Bestand und bei Mehrfamilienhäusern kann die Umstellung auf eine Wärmepumpe aber  ein sowohl planerisch als auch technisch komplexes Unterfangen sein, für das unterschiedliche Systemkombinationen in Frage kommen. Die nachfolgend dargestellten, beispielhaften Lösungsvarianten bieten diesbezüglich eine erste Orientierung.

Da im Wohngebäudebereich fast ausschließlich elektrisch angetriebene Wärmepumpen zum Einsatz kommen, beziehen sich die folgenden Abschnitte ausschließlich auf elektrisch angetriebene Kompressionswärmepumpen.

Zentrale und dezentrale Lösungsvarianten

Die Art der Bereitstellung von Heizwärme und Trinkwarmwasser in Mehrfamilienhäusern kann vielfältig erfolgen: zentral, dezentral, gekoppelt oder getrennt. Bei der Umstellung der Wärmeversorgung auf Wärmepumpen ist eine Vielzahl an Systemkombinationen möglich. Eine Systematisierung dieses Lösungsraums wurde vom Wärmepumpenzentrum (Heat Pump Centre) der Internationalen Energieagentur (IEA) anhand von Beispielen erarbeitet, die in verschiedenen teilnehmenden Ländern umgesetzt wurden. Die dargestellte Kategorisierung und vereinfachte schematische Visualisierung ermöglicht einen Überblick über Wärmepumpenlösungen in Mehrfamilienhäusern. Sie zielt darauf ab, die Komplexität des Lösungsraums zu reduzieren und Orientierung zu geben, wenn die Entscheidung über ein neues Heizsystem ansteht. 

Ein wichtiger Punkt bei der Klassifizierung von Wärmepumpensystemen ist die Definition der Integrationstiefe in das Gebäude. Diese reicht von komplett zentralen Systemen für das ganze Gebäude über Etagenlösungen bis hin zu vollständig dezentralen, raumweisen Lösungen. Diese wurden in fünf sogenannte „Lösungsfamilien" gegliedert:

Systematisierung von Wärmepumpenlösungen in Mehrfamilienhäusern
  • Familie 1:  Zentrale Wärmepumpensysteme für das Gesamtgebäude ohne und mit Kombinationen von Kesselanlagen mit gekoppelter und getrennter Trinkwassererwärmung  
  • Familie 2: Kombination von zentralen und dezentralen Lösungen  
  • Familie 3: Wärmepumpen für bestimmte Wohneinheiten  
  • Familie 4: Wohnungsweise Wärmepumpen  
  • Familie 5: Einzelraum-Wärmepumpen 

Bauart und Aufstellorte

Bei Außenluft-Wasser-Wärmepumpen lassen sich unterschiedliche Bauarten (Kompaktgerät und Splitgerät) und unterschiedliche Möglichkeiten für den Aufstellort unterscheiden. Bei Kompaktwärmepumpen (auch Monoblock genannt) befinden sich alle Komponenten des Wärmepumpengerätes – wie auch bei Sole-Wärmepumpen – in einem Gehäuse. Diese können innen oder außen aufgestellt werden. Splitgeräte hingegen bestehen aus einer Außen- und einer Inneneinheit, die durch Kältemittelleitungen miteinander verbunden sind.

Die Bewertung der Aufstellvarianten ist von der konkreten baulichen Situation abhängig. Auch für Sole-Wasser-Wärmepumpen bieten sich unterschiedliche Aufstellmöglichkeiten. Die folgende Zusammenstellung zeigt schematisch mögliche Aufstellorte von Wärmepumpen bei zentralen und semi-zentralen Versorgungskonzepten.

Hinweis zu Kondensat

Bei allen Konzepten ist die Abführung von Kondensat zu beachten: Hier gelten teilweise kommunal spezifische Regelwerke zur Behandlung des Kondensats, z. B. ob eine Einleitung ins Abwasser zulässig ist beziehungweise das Kondensat vor Ort versickert werden darf.

Kombination mehrerer Wärmeerzeuger

Im Gegensatz zu kleineren Gebäuden werden in Mehrfamilienhäusern aufgrund der hohen Wärmelast für Raumheizung und Trinkwarmwasser mehrere Wärmeerzeuger kombiniert. Diese werden in unterschiedlichen Betriebsweisen gefahren.

Trinkwarmwasserversorgung

In Mehrfamilienhäusern stellt die Trinkwarmwasserversorgung eine besondere Herausforderung für den Einsatz von Wärmepumpen dar. Aufgund der langen Leitungssysteme bei zentralen Systemen und der Hygieneanforderungen sind höhere Temperaturen notwendig als in kleineren Gebäuden. Deshalb empfehlen sich der Einsatz eines zweiten Wärmeerzeugers wie einer Hochtemperatur-Wärmepumpe oder eines Gaskessels beziehungweise Maßnahmen zur Temperaturabsenkung bei der Trinkwarmwassererzeugung (TWE), z. B. über  Frischwasserstationen.

Hygieneanforderungen

Hygienische Aspekte von Trinkwassererwärmungsanlagen werden nach dem DVGW-Arbeitsblatt W 551 und den Technischen Regeln für Trinkwasserinstallationen DIN 1988-200 behandelt. Darin werden Anlagen in Klein- und Großanlagen unterteilt. Kleinanlagen befinden sich in Ein- und Zweifamilienhäusern und umfassen Anlagen mit Speichergrößen kleiner 400 Liter und einem Leitungsinhalt kleiner 3 Liter zwischen Trinkwasserspeicher und Entnahmestelle.  

Im Mehrfamilienhaus-Bereich mit zentraler TWE liegen daher meist Großanlagen vor, bei denen eine permanente Wasseraustrittstemperatur am Trinkwasserspeicher von mindestens 60 °C gefordert ist. Außerdem sind Zirkulationssysteme einzubauen und so zu betreiben, dass die Rücklauftemperatur 55 °C nicht unterschreitet. Der gesamte Trinkwasserinhalt von Vorwärmstufen (z. B. Trinkwasserspeicher) muss mindestens einmal täglich auf 60 °C aufgeheizt werden.

Bei der TWE sind die Hygieneanforderungen einzuhalten, insbesondere die Verhinderung der Vermehrung und Ausbreitung von Legionellen. Dies geschieht in der Regel durch hohe Wassertemperaturen und durch die Reduzierung der Verweilzeit (Stagnation) des erwärmten Wassers im Trinkwassersystem. In Mehrfamilienhäusern erfolgt die Umsetzung üblicherweise durch Erhitzung des Trinkwassers über 60 °C und Zirkulationssysteme. Allerdings verringern hohe Temperaturen die Effizienz des Gesamtsystems.

Neue Konzepte zur Trinkwassererwärmung

Neue Konzepte mit Filtration des Wassers und Verringerung der Leitungslängen durch dezentrale Systeme ermöglichen eine Absenkung der Temperaturen:

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