Bündnis bezahlbarer Wohnraum: Schneller, kostengünstiger, nachhaltiger bauen
Stand: November 2022
Dem Bausektor droht eine Krise: Hohe Material- und Energiepreise, steigende Zinsen und Knappheit bei den Fachkräften lauten die Schlagworte. Zudem hat der Gebäudebereich im letzten und vorletzten Jahr seine Klimaziele verfehlt. In dieser herausfordernden Gemengelage möchte das Bündnis bezahlbarer Wohnraum ausreichend bezahlbaren, energieeffizienten und bedarfsgerechten Wohnraum schaffen.
Hohe Mietpreise und Wohnungsmangel sind ein gesamtgesellschaftliches Problem. Um dem entgegenzuwirken, haben 35 Bündnispartner aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Bündnis bezahlbarer Wohnraum – welches als zentrales Gremium zu Jahresbeginn vom Bundesbauministerium ins Leben gerufen wurde – Anfang Oktober fast 200 konkrete Maßnahmen für eine Bau-, Investitions- und Innovationsoffensive vereinbart. Insgesamt sollen deutschlandweit pro Jahr 400.000 neue Wohnungen entstehen. Die Zielsetzung ist sehr ambitioniert. Im Vorjahr wurden knapp 300.000 neue Wohnungen gebaut, aktuell scheint selbst dies aufgrund der derzeitigen Lage schwer erreichbar.
Weiterer Schwerpunkt des Bündnisses: Ein Viertel der neuen Wohnungen sollen sozial gefördert werden. Dafür steht für einen 5-Jahreszeitraum ein Etat von 14,5 Milliarden Euro zur Verfügung – anstatt wie bisher geplant 5 Milliarden Euro.
Wesentliche Maßnahmen im Überblick
- Neues Förderprogramm: Ab Januar 2023 stellt der Bund zusätzlich zur kürzlich reformierten „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (Bestandssanierung) eine Milliarde Euro für das Förderprogramm „Klimafreundliches Bauen“ zur Verfügung – eine Nachfolgeregelung für die bisherigen KfW-Programme zur Neubauförderung. Ziel ist es, weniger Ressourcen, Flächen und Energie zu verbrauchen sowie Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Insbesondere Familien mit kleinen und mittleren Einkommen sollen beim Eigentumserwerb oder Neubau vom Förderprogramm profitieren.
- Serielles und modulares Bauen: Diese Bauweisen versprechen eine schnelle Umsetzung der Ziele. Einmal erteilte Typengenehmigungen sollen bundesweit gelten, das reduziert den bürokratischen Aufwand. Entsprechende Regelungen sollen in den Landesbauordnungen verankert werden.
- Digitalisierung nutzen: Projekt- und Planungsprozesse sollen schneller und moderner werden. Eine Standardisierung digitaler Anwendungen beim Building Information Modeling (BIM) wird eingeführt. Dafür hat der Bund Anfang Oktober das neue BIM-Portal freigeschaltet, das von allen am Bau Beteiligten kostenlos genutzt werden kann. Eine „digitale Rathaustür“ soll ermöglichen, digital erstellte Planungs- und Projektanträge von überall aus bei den zuständigen Stellen einzureichen – das gilt auch für Bauanträge.
- Gebäuderessourcenpass einsetzen: Der digitale Pass soll Qualität, Herkunft und Menge der verbauten Materialien von Gebäuden transparent abbilden. So können zum Beispiel Baumaterialien im Falle einer Sanierung oder eines Abbruchs bestmöglich wiederverwendet werden. Aber auch Themen wie die Umweltwirkung eines Gebäudes oder der aktuelle Wert der verbauten Komponenten und Materialien und deren Besitzverhältnisse können so transparent gemacht werden.
Ausblick
Alle Bündnispartnerinnen und -partner werden an einem Umsetzungs- und Monitoringprozess beteiligt, welcher bis 2025 fortgesetzt wird. Auf einem Bündnistag soll bis dahin jährlich Bilanz gezogen werden. Das Vorhaben zahlt auch auf die Ziele der EU ein – ab 2030 sollen neue Wohngebäude laut aktuellen Planungen vor Ort keine Emissionen mehr ausstoßen, ab 2050 soll der komplette Gebäudebestand emissionsfrei sein. Darauf hat sich der Rat der Mitgliedsstaaten jüngst geeinigt, der Abstimmungsprozess mit der Kommission und dem Europäischen Parlament steht noch aus.
Weiterführende Informationen
Mehr Infos zum Maßnahmenpaket des Bündnisses können der Veröffentlichung Bündnis bezahlbarer Wohnraum – Maßnahmen für eine Bau-, Investitions- und Innovationsoffensive entnommen werden.