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Vorreiter Heidelberg: Materialkataster auf dem Weg

Stand: Oktober 2024
Grafik, eine Kreislaufsymbol mit einem Icon für Bau und Abriss eines Gebäudes, dazu der Text "Heidelberger Pilotprojekt: 466.000 t Material".

Rund die Hälfte des Abfallaufkommens wird heute allein durch die Baubranche verursacht. Heidelberg will das ändern und startet nach dem Urban-Mining-Ansatz einen sogenannten Materialkataster für Gebäude.

Unsere heutigen Gebäude sind die Rohstoffe von morgen – so lautet das Credo des Urban-Mining-Ansatzes, zu Deutsch „Bergbau in der Stadt“. Pro Person sind deutschlandweit rund 190 Tonnen Material verbaut (Quelle: SWR), darunter wertvolle Materialien wie Beton, Ziegel oder Metalle. Obwohl bei Gebäudeabrissen heute zunehmend Materialien wiederverwertet oder wiederverwendet werden, landet noch immer ein erheblicher Teil auf Deponien oder wird downgecycelt. Urban Mining zielt darauf ab, diesen Prozess zu optimieren, indem alte Baustoffe systematisch erfasst, selektiv rückgebaut und möglichst hochwertig in den Materialkreislauf zurückgeführt werden. Heidelberg hat sich als erste Kommune in Deutschland auf den Weg gemacht, dieses Konzept in die Praxis umzusetzen.

Circular City Heidelberg

Der erste Schritt dafür ist eine Bestandsaufnahme in Form von einem sogenannten Gebäude-Materialkataster für die Stadt. Heidelberg will dieses im Rahmen des Projekts „Circular City Heidelberg“ in den kommenden Jahren für die gesamte Stadt erstellen. Darin werden zunächst allgemeine Parameter wie Baujahr, Kubatur und Nutzungsart eines Gebäudes erfasst. Diese Informationen ermöglichen bereits eine recht gute Abschätzung, welche Materialien verbaut worden sind, und bieten so Orientierung für die weitere Nutzung. Nach der Erprobung in Heidelberg soll die Methode auf andere Städte und in ganz Europa als Blaupause angewandt werden.

Pilotprojekt Patrick-Henry-Village

Als erstes Pilotprojekt dient das Patrick-Henry-Village, eine ehemalige Wohnsiedlung für Angehörige der US-Armee. Auf dem Gelände soll künftig ein Areal mit Wohnungen für rund 10.000 Menschen und 5.000 Arbeitsplätzen entstehen. Heute stehen hier noch rund 325 Gebäude, die teils abgerissen und teils umgebaut werden sollen. Laut Umweltberatungsinstitut EPEA schlummert darin ein gigantisches Rohstofflager: Rund 465.884 Tonnen Material sind auf dem Gelände verbaut, davon etwa die Hälfte Beton, ein Fünftel Mauersteine und über fünf Prozent Metalle. Als Grundlage für die Schätzung diente der Urban Mining Screener, ein von EPEA entwickeltes Softwareprogramm, das auf Basis von Daten wie Bauort, Baujahr, Gebäudevolumen und Gebäudetyp dessen materielle Zusammensetzung schätzt. 

Ziel des Projekts ist es, eine Recycling-Quote von gut 90 Prozent zu erreichen, so der Heidelberger Bau-Bürgermeister Jürgen Odszuck. Das Material soll dabei möglichst direkt vor Ort verwendet werden und die Baustelle gar nicht erst verlassen. So können lange Transportwege und damit verbundene CO2-Emissionen vermieden werden. Bis 2028 soll ein Großteil der Wohnungen fertiggestellt sein (Quelle: Stadt Heidelberg).

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen bietet die Website der Stadt Heidelberg.

zur Website

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