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Lebenszyklus-THG-Emissionen: Gesetzlich regulieren

Stand: Oktober 2023
Grafik, drei Exemplare einer Studie liegen leicht verdreht übereinander auf einer grauen Fläche.

In einer neuen Studie fordert das BPIE gesetzliche Regeln, um die Emissionen eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus zu betrachten, und empfiehlt konkrete Schritte.

 

Gebäudeemissionen ganzheitlich betrachten

Betrachtet man die Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus, bietet sich ein umfassendes Bild seiner Umweltauswirkungen. Eine Lebensyzyklusbetrachtung ermöglicht es, Emissionen nicht nur während der Nutzungsphase, sondern auch für die Bereitstellung der Materialien, den Bau und letztlich auch den Abriss zu ermitteln. Werden graue Emission – die beim Bau, der Herstellung und dem Transport von Baumaterialien entstehen – einbezogen, ist der Gebäudesektor für rund 40 Prozent der gesamten deutschen THG-Emissionen verantwortlich. Das unterstreicht: Gebäude bieten einen großen Hebel für den Klimaschutz.

Erst Vorreiter, heute Nachzügler

Deutschland hat die Bedeutung einer Lebenszyklus-Perspektive früh erkannt, etwa mit dem 2011 erschienenen Leitfaden für nachhaltiges Bauen und der daraufhin vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) herausgegebenen ÖKOBAUDAT-Datenbank. Sie enthält Ökobilanz-Datensätze zu Baumaterialien, Bau-, Transport-, Energie- und Entsorgungsprozessen. Dennoch haben Länder wie die Niederlande, Frankreich, Dänemark, Finnland und Schweden Deutschland mittlerweile überholt und einen rechtlichen Rahmen etabliert, in dem sie verbindliche Lebenszyklus-THG-Grenzwerte festlegen oder zumindest deren Offenlegung vorschreiben. Für Deutschland bietet eine verpflichtende Lebenszyklus-Perspektive die Chance, die Klimaziele effizienter zu erreichen. Grenzwerte einzuführen schafft auch Nachfrage nach lebenszyklusoptimierten, klimafreundlichen Bauprodukten und kann eine neue Dynamik in der Industrie auslösen. Deutsche Unternehmen werden so wettbewerbsfähiger, wenn es um nachhaltiges Bauen geht.

BPIE-Studie mit politischen Handlungsempfehlungen

In einer im September erschienen Studie zeigt das BPIE (Buildings Performance Institute Europe) auf, wie andere Länder die ganzheitliche Betrachtung der Lebenszyklus-THG-Emissionen von Gebäuden in eine gesetzliche Form gegossen haben. Das BPIE empfiehlt Deutschland für eine vergleichbare Regulierung ein strukturiertes Vorgehen, das Stakeholder miteinbezieht, den Wissensaustausch fördert und auf flankierende politische Maßnahmen setzt. Konkret sehen die Empfehlungen folgendermaßen aus:

  1. Rechtlich verankern: Lebenszyklus-THG-Grenzwerte sollten mutig vorangetrieben und gesetzlich verankert werden. Damit können neue Klimaschutzpotenziale gehoben werden. Ein solches Vorgehen stimuliert zudem die Nachfrage und bietet der Industrie Planungssicherheit.
  2. Kluge Grenzwert-Architektur entwerfen: THG-Emissionen aus der Betriebsphase und die grauen Emissionen sollten separat behandelt werden. Das verhindert, dass diese verrechnet werden.
  3. Pragmatische Bewertungsmethoden einführen: Anfangs könnte eine vereinfachte Lebenszyklus-THG-Bewertung eingesetzt werden, die auf standardisierten Bauteilaufbauten basiert.
  4. Meilensteine definieren: Ein klarer Pfad zum klimaneutralen Gebäudebestand 2045 ist notwendig, der neben den betriebsbedingten Emissionen auch graue Emissionen berücksichtigt. Das kann im Rahmen der Gebäudestrategie Klimaneutralität 2045 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erfolgen.
  5. Stakeholder einbinden: Ein breit angelegter Stakeholder-Prozess sollte die Einführung und Implementierung von Lebenszyklus-THG-Grenzwerten begleiten. Das schließt Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden der Bauwirtschaft, Bauindustrie, Bauverwaltungen und Forschungseinrichtungen ein. Ein möglicher Ausgangspunkt könnte der Runde Tisch „Zukunftsgerechtes Bauen“ sein.
  6. Kapazitätsaufbau fördern: Unterstützende Maßnahmen sollten aktiv gefördert werden. Dazu zählen Produktdaten (Environmental Product Declarations, EPD), biobasierte Materialien und Wiederverwendungskonzepte.

Download der Studie

Weitere Details können der Studie „Regulierung der Lebenszyklus-THG-Emissionen von Gebäuden – Empfehlungen für Deutschland" des BPIE entnommen werden:

Studien & Berichte

Regulierung der Lebenszyklus-THG-Emissionen von Gebäuden – Empfehlungen für Deutschland

Der Bericht identifiziert und systematisiert die Bausteine für eine Lebenszyklus-THG-Regulierung auf Basis von Erkenntnissen aus Vorreiterländern, fasst zusammen, wo Deutschland im Vergleich steht, und leitet Empfehlungen für nächste Schritte ab.

Stand: September 2023

PDF 3 MB

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