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Wärmepumpenoffensive: Woran es hakt, worauf zu achten ist

Stand: Juli 2022
Foto, Luft-Luft-Wärmepumpe vor einem modernen Niedrigenergiehaus.

Wärmepumpen boomen. 2021 wurden deutschlandweit 154.000 neue Anlagen installiert, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 28 Prozent. Ab 2024 soll die Zahl sogar auf 500.000 ansteigen. Ein äußerst ehrgeiziges Ziel, das auf dem Wärmepumpengipfel Ende Juni 2022 von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Bundesbauministerin Klara Geywitz sowie den wesentlichen Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften, Verbraucherschützern und Unternehmen bestätigt wurde. Ein knapper Abriss zu Hintergrund, Herausforderungen und Lösungsoptionen.

Der Boom

Der Boom der Wärmepumpen hat drei wesentliche Gründe. Erstens: Wer seine alte Heizung durch eine Wärmepumpe ersetzt, erhält über die Bundesförderung für effiziente Gebäude bis zu 50 Prozent erstattet. Zweitens: Der russische Angriffskrieg lässt das Gas knapp werden. Somit suchen viele Bauherrinnen und Bauherren nach einer Möglichkeit zum Gasausstieg und zur Umrüstung auf erneuerbare Energien. Drittens: Bereits ab Januar 2024 sollen alle neu eingebauten Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Wärmepumpen erfüllen diese Vorgabe. Sie nutzen zum überwiegenden Teil erneuerbare Umweltwärme und der benötigte Strom stammt durchschnittlich zu etwa 50 Prozent aus erneuerbaren Energien.

Die Hürden in der Praxis – und wie sie anzugehen sind

Die wesentlichen Hürden treten nicht im Neubau, sondern im Bestandsbau auf. So wirft der Wechsel von der alten Gasheizung auf die Wärmepumpe Fragen auf, die weit über den Heizungskeller hinausreichen:

  • Vorlauftemperatur: Im Gebäudebestand sind oft höhere Vorlauftemperaturen für die Beheizung notwendig. Je schlechter der Wärmeschutz der Gebäudehülle ist und je kleiner die Fläche zur Wärmeübertragung – Heizkörper anstatt Fußbodenheizung – desto höhere Vorlauftemperaturen sind notwendig. Auswertungen von Langzeit-Messungen bei Wärmepumpen im Bestand durch Fraunhofer ISE zeigen jedoch, dass auch in älteren Gebäuden mit klassischen Heizkörpern mittlere Heiztemperaturen von 40 °C bis 45 °C ausreichend sind. Tipp: Den Wärmebedarf möglichst genau zu analysieren und gegebenenfalls einen Heizkörpertausch oder Maßnahmen an der Hülle vorher umzusetzen. Mehr Informationen: Wie gut funktionieren Wärmepumpen im Gebäudebestand?
  • Lärm und Effizienz: Außenluft-Wärmepumpen dominieren den Markt, da sie gegenüber erdreichgekoppelten Systemen günstiger in der Anschaffung sind und keine genehmigungspflichtigen Tiefenbohrungen beziehungsweise großflächige Erdarbeiten erfordern. Zu bedenken sind hingegen die höheren Geräuschemissionen. Tipp: Aufstellungsort sowie Verkleidung der Anlagen entscheiden darüber, wie störend sie empfunden werden (mehr Informationen: Lärmschutz bei Luftwärmepumpen). Zudem sind neuere Anlagen deutlich leiser als Vorgängermodelle. Außerdem haben Außenluft-Wärmepumpen gegenüber Erdwärmepumpen die geringere Effizienz und höheren Stromkosten. Tipp: Insbesondere bei größeren Gebäuden Möglichkeiten und Betriebskosten erdreichgekoppelter Systeme durchrechnen.
  • Kältemittel: Fluorierte Kältemittel müssen zukünftig aufgrund des hohen Treibhaus-Potenzials ersetzt werden (F-Gase-Verordnung). Diese werden heute noch als Standard-Kältemittel eingesetzt. Tipp: Bereits heute auf Systeme setzen, die klimafreundliches Propangas nutzen. Sie erreichen sogar höhere Vorlauftemperaturen und bieten mehr Effizienz. Gleichwohl ist Propan brennbar und benötigt zusätzliche Vorkehrungen im Gebäude. Auch hier gibt es neue Entwicklungen. Mehr Informationen: Plattform für Propan-Wärmepumpen
  • Qualifikation: Nach Einschätzung des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) sind erst 30 Prozent der Fachbetriebe in der Lage, Wärmepumpen zu installieren. Es fehlt das nötige Fachwissen. Auch bei Energieberatenden, die oft erste Anlaufstelle für Bauherrinnen und Bauherren sind, besteht Weiterbildungsbedarf. Die Politik will die Weiterbildung gezielt fördern und etwaige Verdienstausfälle kompensieren. Die Hersteller hingegen treiben leichter zu installierende Systeme voran. Tipp: Bis es so weit ist, bietet der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) kostenlose Schulungen an und liefert einen Überblick über tiefergehende Weiterbildungen. Mehr Informationen: Wärmepumpen – einfacher als gedacht

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