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Nachhaltigkeit von Baustoffen: Klassiker im Test

Stand: Juni 2024
Foto, frontale Ansicht eines Regals mit verschiedenen Holz-, Stein- und Metallbaustoffen.

Der Trend zu nachhaltigen Baustoffen hält an. Immer mehr Bauherren und Planende finden mit alternativen Baumaterialien neue Lösungen. Aber auch bei klassischen Baustoffen werden klimafreundliche Varianten entwickelt. Wichtige Kriterien sind neben dem CO2-Verbrauch auch die Eigenschaften als Baustoffe und ihre Kreislauffähigkeit. Das Gebäudeforum stellt mit Ziegeln, Glas und Holz drei bewährte Materialien auf den Prüfstand.

Ziegel: Regional verfügbar, hohe Energiebilanz

Ziegel gilt neben Beton als besonders energie- und CO2-intensiver Baustoff. Dabei hat er bei der Herstellung zunächst große Vorzüge in Sachen Nachhaltigkeit: Ziegel werden auf Basis von Ton und Lehm produziert, die meist regional verfügbar sind. Erst der Brennprozess macht Ziegel zu einer besonders energieintensiven Variante. Hier werden in der Regel fossile Stoffe wie Erdgas oder Kohle verwendet und große Mengen an CO2 freigesetzt. Insgesamt verfügt der Baustoff allerdings über sehr positive Eigenschaften – und an klimafreundlicheren Varianten wird zunehmend geforscht.

  • CO2-Verbrauch: Bemühungen, den Herstellungsprozess von Ziegeln nachhaltiger zu gestalten, haben in den vergangenen Jahren zu ersten Erfolgen geführt: Mittels optimierter Brennverfahren konnte der CO2-Ausstoß 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent von 2,9 Millionen Tonnen auf rund 1,74 Millionen Tonnen gesenkt werden. Weitere Einsparungen sind durch biogene Porenbildner und eine Reduzierung des Kalkgehalts zu erwarten.
  • Kreislauffähigkeit: Der Baustoff punktet mit einer Lebenserwartung von bis zu 150 Jahren. Dabei können alte Ziegel in Reinform auch gut wiederverwendet werden – und sind in der Branche sehr gefragt. Auch im Bereich Recycling gibt es bereits vielfältige Methoden. So kann auch verfülltes Dämmmaterial inzwischen unproblematisch gelöst werden. Dabei wird ein Großteil alter Ziegel aktuell für den Straßenbau eingesetzt.
  • Eigenschaften: Ziegel sind nicht brennbar und können dadurch vielseitig eingesetzt werden. Auch hat der Baustoff eine sehr positive Auswirkung auf das Raumklima: Mauerwerksziegel können Feuchtigkeit speichern und diese zeitversetzt wieder abgeben. Sogenannte poröse Ziegel, die durch die Zugabe von Styropor oder Sägespänen hergestellt werden, verfügen zudem über besonders gute Dämmeigenschaften.

Weiterführende Informationen

Mehr Informationen finden sich auf den Themenseiten „Ziegel“ und „Thermische Behaglichkeit“ des Gebäudeforums klimaneutral.

Ziegel

Thermische Behaglichkeit

Glas: Allrounder mit Recycling-Potenzial

Ob als Fassade, Gebäudedämmung oder Teil einer PV-Anlage – der Baustoff Glas ist enorm vielseitig einsetzbar. Aus der Branche ist er seit vielen Jahren kaum noch wegzudenken: So werden europaweit jährlich 657 km2 Flachglas in Neubauten und bei Sanierungsvorhaben verbaut. Zugleich ist die Glasindustrie aktuell auf Platz vier der energieintensivsten Branchen in Deutschland. Die gute Nachricht: Gerade im Bereich Recycling sind aktuelle Bestrebungen, den Baustoff nachhaltiger zu machen, sehr vielversprechend.

  • CO2-Verbrauch: Für die Herstellung von Glas müssen verschiedene Rohstoffe bei 1.560 Grad erhitzt und geschmolzen werden. Dabei wird in der Regel Erdgas verwendet – und eine große Menge an CO2 freigesetzt. Der Einsatz von erneuerbaren Alternativen wie Wasserstoff, grünem Strom oder Biogasen gilt bislang wegen des kontinuierlichen Brennprozesses als schwierig. Zu weiteren Möglichkeiten wird aktuell noch geforscht: Filtersysteme und optimierte Herstellungs- und Verbrennungsprozesse könnten zu einer Reduktion der Emissionen beitragen, aber auch Carbon-Capture-Technologien werden diskutiert.
  • Kreislauffähigkeit: Eine gute Alternative bieten Glas-Recycling-Methoden. Laut der European Container Glass Federation FEVE könnten durch jede Tonne recyceltes Glas 670 kg CO2 gespart werden. Der Grund: Werden alte Glasscherben recycelt, entfällt rund ein Viertel des Energiebedarfs im Brennprozess. Ein großer Vorteil von Glas ist zudem, dass es grundsätzlich ohne Qualitätsverluste wiederverwendbar ist. Allerdings stellt die dafür notwendige sortenreine Trennung derzeit noch eine Hürde dar.
  • Eigenschaften: Glas ermöglicht etwa als Fenster oder Fassadenelement eine natürliche Beleuchtung. Dadurch kann nicht nur Energie gespart, sondern auch für behagliches natürliches Licht im Gebäudeinneren gesorgt werden. Zudem ist der Baustoff beständig gegen die meisten Chemikalien und zeichnet sich durch eine äußerst lange Lebensdauer aus. Außerdem ist je nach Art des eingesetzten Verglasungssystems ein guter Wärmeschutz möglich.

Weiterführende Informationen

Mehr Informationen finden sich auf den Themenseiten „Glas“ und „Tages- und Kunstlichtsysteme“ des Gebäudeforums klimaneutral.

Glas

Tages- und Kunstlichtsysteme

Holz: Gut für Umwelt und Raumklima

Holz hat eine lange Liste an Vorteilen für klimaneutrales Bauen und Sanieren: Der Baustoff kann regional angebaut werden und ist nicht nur klimafreundlich in der Herstellung, sondern speichert langfristig sogar große Mengen an Kohlenstoff. Zudem kann er – sofern einzelne Bauteile bei der Verarbeitung nicht geklebt werden – größtenteils wiederverwendet werden. Darüber hinaus sorgt Holz für ein angenehmes Raumklima und verfügt über gute Dämmeigenschaften. Einziger Wermutstropfen: Als nachwachsender Rohstoff ist die Verfügbarkeit direkt vor Ort begrenzt.

  • CO2-Verbrauch: Laut einer Studie der Universität Bochum könnten bis 2030 insgesamt 42 Millionen Tonnen Treibhausgase durch den verstärkten Einsatz von Holz als Baustoff in Deutschland eingespart werden. Denn: Ein Kubikmeter Holz allein bindet etwa eine Tonne CO2 aus der Atmosphäre. In einem Einfamilienhaus stecken daher über 50 Tonnen CO2 – was etwa dem CO2-Ausstoß von 40 Jahren Autofahren entspricht. Auch ist Holz klimafreundlich in der Herstellung, da die energieintensiven Brennprozesse anderer konventioneller Baustoffe entfallen.
  • Kreislauffähigkeit: Häuser in Massivbauweise aus Holz haben mit 80 bis 100 Jahren eine rund 20 Jahre höhere Lebenserwartung als Häuser aus herkömmlichen Baustoffen. Und auch danach können ganze Bauteile in der Regel wiederverwendet oder zu neuen Produkten verarbeitet werden. Die einzige Einschränkung: Gerade industriell gefertigte Bauteile werden häufig geklebt und können gegebenenfalls nicht sortenrein getrennt werden.
  • Eigenschaften: Holz verfügt über gute bautechnische und baustatische Eigenschaften: Der Baustoff kann vielseitig eingesetzt werden und erfüllt alle grundlegenden Anforderungen an Brand-, Schall- und Wärmeschutz. Zudem können Bauteile aus Holz gut vorgefertigt werden – was kostensparend und gerade für modulares Bauen sowie serielle Sanierungen sinnvoll ist.

Weiterführende Informationen

Mehr Informationen finden sich auf den Themenseiten „Holz“ und „Thermische Behaglichkeit“ des Gebäudeforums klimaneutral.

Holz

Thermische Behaglichkeit


Mehr Informationen zu nachhaltigen Baustoffen finden sich auf den Themenseiten „Lehm“, „Nachwachsende Rohstoffe“ und „Beton“ des Gebäudeforums klimaneutral.

Lehm

Nachwachsende Rohstoffe

Beton


Mehr Informationen zu vorgefertigten Bauelementen u. a. aus Holz finden sich auf den Themenseiten „Modulares Bauen“ und „Serielles Sanieren“ des Gebäudeforums klimaneutral.

Modulares Bauen

Serielles Sanieren

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