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Lehmmauerwerk: Hoch hinaus dank neuer Norm

Stand: Juni 2023
Foto, eine gemauerte Wand aus Lehmziegeln.

Als ökologischer Baustoff birgt Lehm große Potenziale, wird aktuell aber noch zu selten eingesetzt. Die neue Norm DIN 18940 ermöglicht nun eine breite Verwendung des Baustoffs.

Lehmmauersteine verfügen als einer der ältesten Baustoffe der Welt im Gegensatz zu mineralischen Mauersteinen aus Ziegel, Kalksandstein oder Porenbeton über eine hervorragende Ökobilanz: Sie verbrauchen deutlich weniger Energie in der Herstellung, sind vollständig wiederverwendbar und haben eine positive Auswirkung auf das Innenraumklima. Diese vorteilhaften Eigenschaften sind schon lange bekannt und stoßen auf ein wachsendes Interesse. Doch dem Einsatz von Lehmsteinen stand in der Praxis bisher eine strenge Regulierung entgegen: Tragende Lehmmauern waren nach den Lehmbau-Regeln aus den 1990er Jahren nur bei Gebäuden bis maximal zwei Stockwerken gestattet. Eine neue Norm schafft nun Erleichterung: Die Anfang Juni erschienene „DIN 18940: Tragendes Lehmsteinmauerwerk – Konstruktion, Bemessung und Ausführung“ erlaubt tragendes Lehmmauerwerk für Gebäude bis zu fünf Stockwerken und bis zur Gebäudeklasse 4.

Sicheres Bauen mit Lehm

Die DIN 18940 berücksichtigt die Leistungs- und Tragfähigkeit moderner Lehmsteine und schafft neue Vorgaben für ihren Einsatz. So sind die Anforderungen an die Wandstärke wesentlich verringert: Zuvor mussten tragende Lehmsteine eine Wandstärke von 36,5 Zentimeter aufweisen – mehr als doppelt so viel wie bei anderen Materialien. Nach der neuen Norm ist lediglich eine Wandstärke von 17,5 Zentimeter nötig. Zudem dürfen klimaschädlichere Baustoffe wie Zement nicht mehr zur Stabilisierung beigemischt werden – eine ausreichende Tragfähigkeit weist der Baustoff bereits in seiner Reinform auf. Zu beachten gilt jedoch weiterhin: Durch seine wasserlösliche Eigenschaft ist der Baustoff in allen Bauphasen vor direkter Witterung und Feuchtigkeit zu schützen.

DIN-konforme Lehmsteine in industriellem Maßstab

Für das normkonforme Mauerwerk müssen Lehmsteine nach der bereits 2013 veröffentlichten Norm DIN 18945 verwendet werden. Im Massenmarkt sind sie jedoch noch nicht angekommen. Das kann sich nun mit der neuen Mauerwerksnorm ändern: Auch Hersteller von herkömmlichen Mauersteinen weiten ihre industrielle Produktion auf standardisierte Lehmsteine aus. Sie können zum Beispiel auf etablierte Formpressverfahren für Kalksandstein zurückgreifen und diese auch für Lehm nutzen. Das standardisierte Verfahren senkt die Herstellungskosten massiv. Damit bieten sich neue Chancen für den großflächigen Einsatz von Lehmsteinen: Aktuell werden rund 70 Prozent der Neubauten in Deutschland in Mauerwerksbauweise errichtet – in der Regel aus mineralischen Baustoffen. Ein Teil könnte zukünftig durch Lehmsteine ersetzt werden.

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