Sanierung: Neubaukrise als Chance
Stand: Mai 2024Die energetische Gebäudesanierung ist nicht nur eine wichtige klimapolitische Maßnahme. Eine neue Analyse zeigt, warum sie auch einen Ausweg aus der Auftragsflaute im Neubau bieten könnte.
Energie sparen, CO2-Emissionen senken, Lebensdauer maximieren: Die energetische Gebäudesanierung ist ein wichtiger Hebel für einen klimaneutralen Gebäudebestand. Zugleich könnte sie jetzt ein Gegenmittel für die Neubaukrise sein, so eine neue Analyse der Initiative Klimaneutrales Deutschland. Der Vorschlag: Die ungenutzten Kapazitäten im Neubau jetzt gezielt in die Sanierung lenken, um Stellenabbau wie Umsatzeinbußen bei Baufirmen und Handwerksbetrieben entgegenzuwirken und zugleich neuen Schwung in dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen zu bringen.
Win-win für Klima und Wirtschaft
2023 lag die Sanierungsrate bei 0,7 Prozent – so die aktuelle Marktdatenstudie des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG). Um die Klimaziele zu erreichen, müsste sich dieser Wert in den kommenden Jahren verdoppeln: Zwei Prozent als Zielmarke für 2030 lautet der Konsens der Expertinnen und Experten. Zugleich blieb die Nachfrage im Vergleich zu den Einbrüchen im Neubaubereich weitestgehend stabil. Als konjunktureller Stabilisator könnten energetische Sanierungen dementsprechend Phasen einer geringen Auslastung überbrücken – so die Klimainitiative Deutschland. Gezielte politische Anreize für energetische Sanierungen würden daher nicht nur klimapolitischen Zielen dienen, sondern wären auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll.
Sanieren statt neu bauen?
Eine Erhöhung der Sanierungsrate auf die angestrebte Zwei-Prozent-Marke könnte laut Analyse grundsätzlich auf zwei Weisen erfolgen. Szenario eins: Die Neubauaktivitäten werden durch energetische Sanierungen ersetzt. Szenario zwei: Der Neubau bleibt konstant, die Kapazitäten in der Baubranche werden entsprechend ausgeweitet. Beide Szenarien wären laut der Analyse jedoch unrealistisch: Aufgrund des akuten Wohnungsmangels in urbanen Räumen kann auf Neubau kaum vollständig verzichtet werden. Für einen reinen Kapazitätsausbau fehlt es zudem auch künftig an qualifizierten Fachkräften. Die Initiative Klimaneutrales Deutschland empfiehlt dementsprechend, eine Mischform beider Szenarien anzuvisieren. Das heißt konkret: die Nachfrage gezielt in energetische Sanierungen zu lenken und zugleich die Gewinnung neuer Fachkräfte voranzutreiben. Laut Beispielrechnung wäre für eine Sanierungsrate von zwei Prozent in der Branche ein Kapazitätsaufbau von 7,5 Prozent notwendig, während zehn Prozent der Neubauaktivitäten in die energetische Sanierung überführt werden müssten.
Weiterführende Informationen
Weitere Details können der Analyse „Raus aus der Baukrise. Energetische Sanierungen als branchen-, konjunktur- und energiepolitische Chance“ der Initiative Klimaneutrales Deutschland entnommen werden.