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Wärmewende: Was können wir von anderen lernen?

Stand: März 2022
Foto, Blick von oben auf die Stadt Kopenhagen.

Im Gebäudeforum klimaneutral wird das Thema Wärmewende in erster Linie aus Perspektive des Klimaschutzes diskutiert: Weg von den fossilen Rohstoffen, dafür mehr Erneuerbare und mehr Effizienz. Die erschütternden Geschehnisse in der Ukraine führen vor Augen, dass die genannte Zielsetzung auch aus geopolitischen Gründen wichtig ist. Um voranzukommen, hilft ein Blick in andere Staaten – siehe die umfassende Studie im Auftrag der Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über internationale Erfahrungen bei der Wärmewende.

In Deutschland werden etwa 75 Prozent der Wohngebäude mit den fossilen Energieträgern Öl und Gas beheizt. Wie sieht das in Dänemark, Finnland, Frankreich, Niederlande und Schweden aus, die im Mittelpunkt der Studie stehen? Der Vergleich zeigt deutliche Unterschiede beim Umsetzungsstand der Wärmewende. Vorreiter sind die nordeuropäischen Länder. Ein Überblick:

  • Schweden: Die Wärmewende befindet sich auf der Zielgeraden. Fernwärme – die vor allem bei Mehrfamilienhäusern und Nichtwohngebäuden weit verbreitet ist – wurde in den vergangenen 25 Jahren fast komplett dekarbonisiert. Grundlage sind Biomasse sowie Umwelt- und Abwärmenutzung. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern wurden Ölheizungen, die bis Ende der 1990er Jahre noch einen Anteil von etwa 40 Prozent aufwiesen, durch Wärmepumpen sowie durch Fernwärme ersetzt, so dass eine Dekarbonisierung inzwischen annähernd erreicht wurde. Als wichtige Steuerungsgrößen verweist die Studie insbesondere auf eine hohe CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe sowie günstige Strompreise – letztere stärken die Wettbewerbsfähigkeit von Wärmepumpen.
  • Finnland: Bei der dezentralen Wärmeversorgung entfallen auf fossile Brennstoffe nur noch sieben Prozent. Es dominieren Strom und Biomasse. In der Fernwärme konnte insbesondere durch die Nutzung von Biomasse die Dekarbonisierung etwa zur Hälfte erreicht werden. Künftig sollen vermehrt Alternativen eingesetzt werden. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Abwärme- und Umweltwärmenutzung mit Großwärmepumpen. Finnland hat die Wärmewende ebenfalls mit steuerpolitischen Instrumenten vorangetrieben. Heizöl und Erdgas wurden deutlich verteuert, der Strompreis blieb hingegen günstig. Der Einsatz von Großwärmepumpen soll künftig durch Steuererleichterungen forciert werden.
  • Dänemark: Fossile Brennstoffe haben hier noch einen etwas größeren Stellenwert. Bei der dezentralen Versorgung machen sie 40 Prozent aus, bei der Fernwärme – die etwa die Hälfte des Energieverbrauchs für Raumwärme ausmacht – ein knappes Viertel. Dänemark verfolgt im Energiebereich seit Jahrzehnten eine übergeordnete Planung und Regulierung. So sind fossile Energieträger mit hohen CO2- und Energiesteuern belastet. Die entsprechenden Steuereinnahmen werden gezielt dafür genutzt, emissionsärmere Technologien und Energieträger zu unterstützen. Die Wärmeplanung bietet allen Akteuren langfristig Planungs- und Investitionssicherheit und wird zugleich sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst. Ordnungsrechtlich hat Dänemark den Einbau von Öl- und Gaskesseln de facto verboten, sowohl für Bestands- als auch Neubaugebäude.
  • Frankreich: Mit mehr als einem Drittel ist Strom der dominierende Energieträger bei Wohngebäuden, bei Nichtwohngebäuden liegt der Anteil bei über 50 Prozent. Eine Besonderheit ist der erhebliche Anteil von Atomstrom, der in Frankreich etwa zwei Drittel ausmacht. Der zweitwichtigste Energieträger im Wärmebereich ist Erdgas. Um die Wärmewende voranzutreiben, hat Paris verschiedene Maßnahmen erlassen: So wurden für Bestandswohnungen Mindesteffizienzanforderungen eingeführt – die allerdings als wenig ambitioniert gelten –, und für Neubauten ist ab diesem Jahr unter anderem der schrittweise Ausstieg aus fossilen Heizungsanlagen eingeläutet worden. Gleichzeitig hat die Regierung sowohl ihre Pläne für eine höhere CO2-Besteuerung als auch das Aus für Öl- und Kohlekesseln im Gebäudebestand zurückgezogen.
  • Niederlande: Erneuerbare Energien machen in der Wärmeversorgung weniger als zehn Prozent aus, Erdgas dominiert mit weitem Abstand. Damit stehen die Niederlande erst am Anfang der Wärmewende. Gleichwohl hat das Land 2019 eine ambitionierte Strategie zum Erdgasausstieg verabschiedet. Kernelement ist eine kommunale Wärmeplanung, die die schrittweise Dekarbonisierung ganzer Quartiere verfolgt. Dafür wurden auf nationaler Ebene umfassende Daten- und Informationsgrundlagen geschaffen und den Kommunen zur Verfügung gestellt.

Auf Basis dieser Vergleichsstudie wurden für die Wärmewende in Deutschland wesentliche Schlussfolgerungen gezogen, sowohl für steuer- und ordnungspolitische Aspekte als auch für Fragen einer gezielten Technologieförderung.

Zur Studie

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