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Fachwerkhaus fit für die Zukunft

Dieses Fachwerkhaus aus dem Jahr 1912 wurde mit ökologischen Baumaterialen und neuer Technologie auf neuste Energiestandards gebracht.

Projekt

Architektin Anne Raupach hat im Landkreis Kassel ein mehrfach ausgezeichnetes Projekt realisiert, dass eindrucksvoll belegt: Alte Bausubtanz lässt sich mit Naturmaterialien energetisch sanieren, kann mit modernster Energietechnik ausgestattet werden und bewahrt trotzdem seinen ursprünglichen Charme.

Das Fachwerkhaus und die dazugehörige Scheune wurden 1912 errichtet und als kleinbäuerliches Wohnhaus mit Gartenbau und Tierhaltung für den eigenen Bedarf genutzt. Bis zum Erwerb 2020 war das Haus im Besitz der Erbauerfamilie und wurde in den 70er Jahren modernisiert. Diese Anpassungen umfassten Badezimmer, Küchenanschlüsse, Elektroinstallationen, Kunststofffenster und eine Ölzentralheizung, die jedoch nicht mehr den heutigen Standards entsprachen.

Diese Einbauten wurden im Rahmen der Sanierung 2020 komplett entfernt, da einige Materialien gesundheitsgefährdende Schadstoffe enthielten. Eine undichte Leitung in einem der Bäder hatte zudem einen Wasserschaden mit Schwammbefall verursacht. Nach den Maßnahmen blieb die Rohbaustruktur aus dem Erbauungsjahr erhalten. Die gute Nachricht: Die ursprünglichen Materialien des Rohbaus wie Tannenholz, Ziegelmauerwerk und Lehmschüttungen waren in guter Qualität.

Die Sanierung des Fachwerkhauses zeigt, wie durch den Einsatz nachhaltiger Materialien und moderner Technik historische Bausubstanz erhalten und gleichzeitig klimafreundlich modernisiert werden kann. Eine flexible Grundrissgestaltung ermöglicht eine Anpassung an verschiedene Lebenssituationen, was die langfristige Nutzung des Gebäudes sichert und ebenfalls maßgeblich zur Nachhaltigkeit beiträgt.

  • 65% Erneuerbare Energien
  • Baustoffe
  • Sanierung
  • Wärmepumpe
  • Wohngebäude
Stand: Juni 2024

Bautafel:

BAUVOLUMEN
Wohnfläche nach Sanierung: 200 m² (vorher: 140 m²)
Gebäudenutzfläche: 259 m²
Anzahl der Wohneinheiten: 2 bis 3 (flexibel trennbar)
Bauweise: Fachwerkhaus mit Mauerwerkssockel

BAUZEIT
2020

ENERGETISCHER ZUSTAND
Jahres-Heizwärmebedarf: errechneter Wert: 85,6 kWh/m²a
tatsächlicher Wert im Betrieb: 61,5 kWh/m²a

VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK 
Luft-Wasser-Wärmepumpe für Warmwasser und Heizung mit Flächenheizung in Wand und Boden
Photovoltaikanlage (5,4 kWp)
Ladestation für Elektroauto (11 kW)
Außenliegender Sonnenschutz für sommerlichen Wärmeschutz

VERWENDETE MATERIALIEN
Innen- bzw. Außendämmung der Außenwände mit Holzweichfaserdämmung
Dachdämmung mit Zellulose und Holzweichfaser
Kalkputz und Lehmputz für die Innenwände
Dreifach verglaste Holzfenster

Herausforderungen

Ziel der Sanierung war es, das Haus in ein KfW-Effizienzhaus Denkmal zu verwandeln. Doch dafür galt es, zahlreiche strenge Auflagen einzuhalten. Eine der größten Herausforderungen bestand darin, die energetischen Standards zu erreichen, ohne die historische Substanz und Besonderheiten des Gebäudes zu beeinträchtigen.

Hinzu kam die Entfernung gesundheitsschädlicher Materialien aus den 1970er Jahren, die eine sorgfältige und kostenintensive Entsorgung erforderten. Eine weitere Anforderung war die Anpassung des Grundrisses an moderne Wohnbedürfnisse. Das Sockelgeschoss, das ursprünglich mit Nebenräumen wie Waschküche und Öltankraum ausgestattet war, sollte in eine attraktive Einliegerwohnung umgewandelt werden. Dies erforderte neue Fensteröffnungen und Durchbrüche, um den Raum optimal zu belichten und zu strukturieren.

Auch die energetische Optimierung des Gebäudes stellte hohe Anforderungen. Die Auswahl geeigneter Dämmstoffe musste sowohl winterlichen Wärmeschutz als auch sommerlichen Hitzeschutz gewährleisten, während gleichzeitig die Ästhetik des historischen Fachwerks bewahrt werden musste.

Die technische Modernisierung des Hauses brachte zusätzliche Herausforderungen mit sich. Die alte Ölheizung musste durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt werden, und die Integration einer Photovoltaikanlage zur teilweisen Energieautarkie bedurfte einer präzise Planung und Abstimmung der Systeme.

Insgesamt erforderte das Projekt also einen sensiblen Umgang und eine feine Balance zwischen den Anforderungen des Denkmalschutzes, den energetischen Zielen und den modernen Wohnbedürfnissen.

Ziele & Erfolge

Durch den Einsatz ökologischer und regionaler Baustoffe wurde die ambitionierten Ziele erreicht. Das Dach wurde neu gedämmt und mit historischen Doppelmuldenfalzziegeln eingedeckt. Als Zwischensparrendämmung kam Zellulose zum Einsatz, die neben dem winterlichen Wärmeschutz auch einen sehr guten sommerlichen Hitzeschutz bietet. Zusätzlich wurde eine Aufsparrendämmung aus Holzweichfaser eingebaut. Von innen wurden OSB-Platten mit verklebten Stößen als luftdichte und dampfbremsende Schicht eingebaut, die mit verspachtelten und gestrichenen Gipsbauplatten verkleidet wurden. Auf Kunststofffolien als Dampfsperre konnte verzichtet werden, stattdessen wurden diffusionsoffene Baustoffe verwendet.

Um das Sichtfachwerk zu erhalten, wurden drei der Außenwände von innen gedämmt. Hier kamen Holzweichfaserplatten zum Einsatz, die hohlraumfrei auf einer Ausgleichsschicht aus Lehm in der Wand verdübelt wurden. Auf den Holzweichfaserplatten wurde eine Wandheizung aufgebracht, die wiederum mit Lehm verputzt wurde. Die Gefache des Sichtfachwerks wurden von außen mit reinem Kalkputz verputzt und mit weißer Kalkfarbe gestrichen. Die Balken wurden mit grau pigmentierter Leinölfarbe gestrichen.

Die alte Ölheizung mit großem Öltank, Heizungsrohren und Heizkörpern wurde entfernt. Als neuer Wärmeerzeuger kam eine Luft-Wasser-Wärmepumpe zum Einsatz, die das Gebäude beheizt und das Brauchwasser erwärmt. Durch den Einsatz von Flächenheizungen in Boden und Wand läuft die Wärmepumpe im effizienten Niedertemperaturbereich. Für die Lastspitzen in außergewöhnlich kalten Winter wurde ein Heizstab eingebaut und auf eine zusätzliche Gastherme verzichtet. Das Haus ist komplett unabhängig von fossilen Energieträgern wie Gas oder Öl.

Lehmwand mit Wandheizung

Energetische Techniken

Zur Erzeugung von Strom wurde eine 5,4 kWp Photovoltaikanlage auf dem Süddach ohne Batteriespeicher installiert. Es wurden All-Black-Module mit schwarzen, monokristallinen Zellen und schwarzem Rahmen gewählt, die auf der dunklen Dacheindeckung sehr unauffällig sind. Für das E-Auto wurde eine 11 kW-Ladestation installiert, die über die PV-Anlage versorgt wird.

Wärmepumpe, Ladestation und die gezielte Steuerung der Haushaltsgeräte führen dazu, dass über das ganze Jahr 50 Prozent des selbst erzeugten Stroms im eigenen Haus verbraucht wird. Vom insgesamt verbrauchten Strom werden 25 Prozent mit der eigenen PV-Anlage erzeugt, der Rest wird als Ökostrom zugekauft.

Kontakt

Ihr persönlicher Kontakt

Anne Raupach

Dipl. Ing. Architektin
Anne Raupach Architektur

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