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LCA-Vergleich Neubau-Sanierung

Foto, Blick auf zwei Gebäude, ein sanierter Altbau und ein Neubau mit modernem Glasdesign, unter einem klaren blauen Himmel.

Sowohl Neubauten als auch Gebäudesanierungen verursachen erhebliche Umweltbelastungen in Form grauer Energie – insbesondere durch CO2-Emissionen bei der Rohstoffgewinnung und der Herstellung von Baumaterialien. Im Allgemeinen hat allerdings die Gebäudesanierung einen geringeren ökologischen Fußabdruck als Neubau. 

So zeigt eine Analyse der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), dass die grauen Emissionen bei Sanierungen im Durchschnitt um den Faktor 2,4 niedriger sind als bei vergleichbaren Neubauten. 

Eine Studie des Wuppertal Instituts wiedrum kommt zu dem Ergebnis, dass energetische Sanierungen insgesamt nur etwa 50 Prozent der CO2-Emissionen eines Neubaus verursachen. Diese Erkenntnis unterstreicht das technische Potenzial der Sanierung zur Reduktion der Gesamtumweltwirkungen von Gebäuden.

 

Vergleich der grauen Emissionen von Neubauten und Modernisierungen
Vergleich der CO2-Emissionen eines Neubaus mit denen einer energetischen Sanierung

Technisch betrachtet unterscheidet sich die Lebenszyklusanalyse (LCA) zwischen Neubau und Sanierung erheblich. Neubauten erlauben die vollständige Integration moderner Materialien und Technologien, sind jedoch mit einem hohen Anteil an grauen Emissionen verbunden. Sanierungen hingegen nutzen bestehende Bausubstanz und ermöglichen dadurch signifikante Einsparungen bei den vorgelagerten Umweltwirkungen.

Graue Energie und Emissionen

Graue Energie bezeichnet den Energieaufwand u.a. für Abbau, Herstellung, Transport, Rückbau sowie Entsorgung von eingesetzten Materialien. Graue Emissionen entstehen durch den Anteil des Energieaufwandes, der über fossile Energieträger gedeckt wird.

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Vorteile von Sanierungen im Überblick

LCA bei den Neubauten im Überblick

Die Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes ist entscheidend für eine fundierte Nachhaltigkeitsbewertung. Der Neubau bietet die Möglichkeit, von Vornherein für alle Phasen eines Gebäudes die Umweltauswirkungen zu analysieren und den gesamten Lebenszyklus zu optimieren.  Diese ganzheitliche Betrachtung fördert die Auswahl ressourcenschonender Materialien, energieeffizienter Bauweisen und unterstützt die Vermeidung von Flächenversiegelung.

Die Bedeutung der Lebenszyklusbetrachtung wird auch durch staatliche Förderprogramme unterstützt. Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und des Programms „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN) werden Neubauten gefördert, die hohe Standards in Bezug auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erfüllen. Diese Programme bieten finanzielle Unterstützung für den Neubau klimafreundlicher Gebäude, wobei die Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus entscheidend ist.

Förderprogramme für Gebäude

Für den Neubau oder die energetische Sanierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden stehen, je nach geplanter Maßnahme, Förderungen in Form von Zuschüssen oder Krediten zur Verfügung.

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Lebenszyklusanalysen und Kreislaufwirtschaft

Besonders wirksam wird nachhaltiges Bauen, wenn zirkuläre Geschäftsmodelle in Planung und Ausführung integriert werden. Sie schaffen die nötigen strukturellen und wirtschaftlichen Voraussetzungen, um ressourcenschonende Materialien zu nutzen, bestehende Bausubstanz zu erhalten und Bauteile systematisch wiederzuverwenden – beim Neubau wie bei der Sanierung.  

Laut der dena-Studie zu zirkulären Geschäftsmodellen liegt ein großes Potenzial in der Kreislaufwirtschaft, um die Nachhaltigkeit im deutschen Gebäudesektor entscheidend voranzubringen. Dafür sind unter anderem Materialien mit hohen Recyclingquoten, der Erhalt bestehender Bausubstanz, die Wiederverwendung von Bauteilen sowie detaillierte Informationen zu Einbau-, Montage- und Verbundmethoden erforderlich. Ergänzend braucht es geeignete Methoden, die Zirkularität systematisch berücksichtigen.

Studien & Berichte

Geschäftsmodelle für zirkuläres Bauen und Sanieren – Die Rolle innovativer Geschäftsmodelle in der Transformation des Bausektors

Die dena-Studie bietet einen fundierten Einblick in die zirkuläre Transformation des Bausektors und beleuchtet den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden sowie Geschäftsmodelle und Praktiken, die eine zirkuläre Zukunft in der Bauindustrie ermöglichen.

Stand: November 2023

PDF 1 MB barrierefrei

Nur wenn LCA bereits im Planungsprozess angewendet wird, können unterschiedliche kreislauffähige Gebäudevarianten digital verglichen und deren Ressourcenverbrauch sowie Emissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg bewerten werden.

Die Nutzung produktspezifischer Datensätze ist entscheidend, um CO2-reduzierte Produktalternativen wie etwa klimaschonenden Beton im Rahmen der Ökobilanzierung adäquat abzubilden – denn eine Bewertung auf Basis generischer Standarddaten (wie in der aktuellen QNG-Methodik) kann deren ökologische Vorteile entwerten und damit Innovationspotenziale ausbremsen - eine Änderung dieser Datengrundlage wurde bereits angekündigt (s. Informationen zur Weiterentwicklung der LCA-Methodik im QNG).

Methodische Unterschiede der LCA zwischen Neubau und Sanierung

Für die Bewertung und Zertifizierung nachhaltiger Gebäude existieren zwei Systeme: das der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). Beide Systeme beinhalten eine festgelegte Methodik zur Durchführung von Ökobilanzierungen und orientieren sich an der europäischen Norm DIN EN 15978. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer praktischen Anwendung – insbesondere im Umgang mit bestehender Bausubstanz. Die wesentlichen Unterschiede werden im Folgenden kompakt dargestellt.

  • DGNB-System
    • Umfassendes Zertifizierungsinstrument für nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden
    • Ökobilanz ist eines von mehreren Kriterien in der Gesamtbewertung
    • Zertifizierung für Neubauten (V23): Entweder per DGNB-eigener LCA-Methodik oder LCA-Methodik gemäß QNG
    • Zertifizierung von Bestandsgebäuden: per DGNB-eigener LCA-Methodik
  • QNG
    • Staatliches Qualitätssiegel, das Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Fördermitteln im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ist.
    • Ökobilanz ist ein verbindliches Muss-Kriterium; Grenzwerte – etwa für Treibhausgasemissionen – sind zwingend einzuhalten.

LCA-Datenbanken und Zertifizierungssysteme

Zur Erreichung der EU-Klimaziele wurden europäische und deutsche Richtlinien zur Reduktion der Umweltbelastung durch Gebäude entwickelt. LCA-Datenbanken und Zertifizierungssysteme spielen dabei eine wichtige Rolle.

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Für alle, die an der Planung und Bauumsetzung beteiligt sind, gilt: Wer eine innovative und gestalterisch freie Sanierung anstrebt, findet im DGNB-System ein passendes Instrument. Bei staatlich geförderten Maßnahmen – etwa über die KfW – sind die präzisen Vorgaben des QNG maßgeblich. In beiden Fällen ist eine frühzeitige Integration der Ökobilanzierung in den Planungsprozess entscheidend für Transparenz, Planungssicherheit und langfristigen Projekterfolg.

Systemgrenzen und Bilanzierungsrahmen

Sowohl das DGNB-System als auch das QNG basieren auf einer ganzheitlichen Betrachtung des Gebäudelebenszyklus – von der Herstellung über die Nutzung bis hin zum Rückbau. Während die DGNB eine größere Flexibilität im Umgang mit Bestandsbauteilen erlaubt, setzt das QNG strengere Maßstäbe an. So wird bei der DGNB der ökologische „Rucksack“ erhaltener Bauteile nicht erneut bilanziert. Das bedeutet: Bestehende Bauelemente, die unverändert weiterverwendet werden, fließen nicht in die neue Ökobilanz ein.

Das QNG hingegen fordert eine anteilige Bewertung basierend auf der verbleibenden Nutzungsdauer. Wird ein Bauteil beispielsweise nur noch zu 50 Prozent seiner ursprünglich vorgesehenen Lebensdauer genutzt, so gehen 50 Prozent der ursprünglichen Umweltwirkungen – einschließlich der sogenannten grauen Energie – in die neue Bilanz ein.

Ökobilanzierung (Life Cycle Assessment, LCA)

Für die vollständige Abbildung der Umweltwirkungen sowie Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus von Gebäuden ist neben der Energiebedarfsberechnung eine ökobilanzielle Bewertung der Konstruktionen und Baustoffe erforderlich.

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Bewertung von Umweltwirkungen

Die Umweltwirkungen eines Gebäudes werden anhand verschiedener Indikatoren bewertet, darunter das Treibhauspotenzial (Global Warming Potential, GWP) sowie der Primärenergiebedarf, Primärenergie nicht erneuerbar (PEne). Während Sanierungen in der Regel geringere Emissionen in der Herstellungsphase aufweisen, können Neubauten insbesondere in der Nutzungsphase durch moderne Technologien Vorteile erzielen.

Sowohl bei der DGNB als auch im Rahmen des QNG erfolgt die Erfassung der Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Die DGNB verfolgt das Ziel, Planenden Optimierungspotenziale aufzuzeigen – beispielsweise durch Verlängerung der Nutzungsdauer, Wiederverwendung von Bauteilen oder den Einsatz ressourcenschonender Materialien. Im Gegensatz dazu schreibt das QNG konkrete CO2-Grenzwerte vor, etwa im Zusammenhang mit Förderprogrammen der KfW (BEG / Neubauförderung).

Unterschied in der Bewertungslogik

Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Bewertungslogik der beiden Systeme:

  • DGNB verwendet eine relative Bewertung: Die ermittelten Umweltwirkungen werden mit einem Referenzgebäude verglichen. Diese Benchmarking-Methode ermöglicht eine größere planerische Flexibilität.
  • QNG hingegen basiert auf einer absoluten Bewertung: Die Einhaltung festgelegter Treibhausgasgrenzwerte in Kilogramm CO2-Äquivalent pro Quadratmeter und Jahr ist Voraussetzung für die Vergabe des Qualitätssiegels.

Umgang mit grauer Energie

Die sogenannte graue Energie, also der Energieaufwand für Herstellung, Transport und Verarbeitung von Baumaterialien, wird in beiden Bewertungssystemen berücksichtigt, jedoch unterschiedlich gewichtet.

Gerade bei der Gebäudesanierung stellen sich zusätzliche Anforderungen. Während Neubauten vollständig nach aktuellen Standards bilanziert werden, erfordern Sanierungen differenzierte Ansätze für die Bewertung des Bestands:

  • DGNB erlaubt die Anrechnung erhaltener Bauteile in der Bilanz und weist deren Umweltvorteile explizit aus (z.B. entfallene Herstellungsemissionen). Zudem stellt das System alternative Benchmarks für Sanierungsvorhaben bereit.
  • QNG berücksichtigt ebenfalls bestehende Bauteile, jedoch ohne eine Bonusbewertung. Maßgeblich ist hier ausschließlich die Einhaltung der festgelegten Treibhausgas-Grenzwerte.

Graue Energie und Emissionen

Graue Energie bezeichnet den Energieaufwand u.a. für Abbau, Herstellung, Transport, Rückbau sowie Entsorgung von eingesetzten Materialien. Graue Emissionen entstehen durch den Anteil des Energieaufwandes, der über fossile Energieträger gedeckt wird.

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Datenquellen und Nachweisführung

Beide Systeme basieren auf etablierten Ökobilanzdatenbanken, vorrangig der ÖKOBAUDAT des Bundes. Die DGNB erlaubt darüber hinaus auch eigene Umweltdeklarationen (Environmental Product Declarations, EPDs) sowie herstellerspezifische Daten. Das QNG ist deutlich restriktiver: Es akzeptiert ausschließlich geprüfte, BNB-konforme Datensätze – ein entscheidender Aspekt für die Förderfähigkeit. Beide Systeme verlangen den Einsatz anerkannter Bilanzierungstools. Während die DGNB projektspezifische EPDs zulässt, fordert das QNG strikt ÖKOBAUDAT-konforme Daten.

Environmental Product Declarations (EPDs)

Umweltproduktdeklarationen sind standardisierte Datensätze, die Informationen zu verwendeten Baustoffen und Produkten bereitstellen. Das ermöglicht eine Bewertung des ökologischen Fußabdrucks über den gesamten Gebäudelebenszyklus.

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LCA-Bilanzierungssoftware

Für Fachleute, die nachhaltige Baukonzepte umsetzen möchten, ist die Lebenszyklusanalyse (LCA) ein unverzichtbares Instrument. Software-Lösungen bieten praxisorientierte Unterstützung für die LCA-Integration in Planungsprozesse.

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