Begrünte Dächer und Fassaden sind zentrale Bausteine klimaresilienter Gebäude. Sie verbessern das Mikroklima, schützen die Bausubstanz, binden CO2 und schaffen neue Lebensräume – im Bestand wie im Neubau.
Die Wahl des richtigen Begrünungssystems hängt von Nutzung, Bauweise und Standort ab. Eine fachgerechte Planung ist entscheidend für Wirkung, Dauerhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Gründächer: Aufbau, Systematik und Wirkung
Gründächer sind horizontal oder leicht geneigte Dachflächen mit integrierter Vegetation. Sie bestehen aus ein- oder mehrschichtigen Aufbauten, wobei mehrschichtige Systeme den Markt dominieren. Bei diesen Systemen ist eine eigenständige Drainage- und Filterschicht vorhanden, während bei einschichtigen Varianten sogenannte Einschichtsubstrate sowohl Drän- als auch Vegetationstragschicht vereinen. Eine Wurzelschutzebene ist immer erforderlich.
Die Ausführung beeinflusst zentrale bauliche Parameter wie Aufbauhöhe, Gewicht, Kosten, Pflegeaufwand und Wasserbedarf. Zusätzlich hängen die thermischen Wirkprozesse, die durch das Dach erzielt werden können, stark von Substratstärke, Wassergehalt und Pflanzenauswahl ab.
Für den Wärmeschutznachweis dürfen Gründächer nur dann angesetzt werden, wenn sie über eine entsprechende bauaufsichtliche Zulassung verfügen. Holz-Dachkonstruktionen benötigen häufig einen feuchteschutztechnischen Nachweis nach DIN 4108-3 bzw. DIN EN 15026 – hierfür existieren auch Systeme mit allgemeiner Zulassung, die keine dynamische Berechnung erfordern. Eine besondere Herausforderung bei der Planung stellt regelmäßig die Ermittlung der statischen Lastreserven dar. Erste Anlaufstelle können dabei die Archive der zuständigen Baubehörde sein.
Die Publikation bündelt die wichtigsten Grundlagen sowie Handlungshinweise für Biodiversitätsgründächer und liefert Hilfestellung sowohl für die Planung als auch für die Ausführung von höherwertigen und artenreichen Extensivbegrünungen.
Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG)
Die Publikation stellt allen Baubeteiligten ein praxisorientiertes Informationswerkzeug für Planung und Ausführung dauerhaft funktionsfähig begrünter Umkehrdächer zur Verfügung.
Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG)
Stand: Februar 2024
PDF8 MB
Solar-Gründächer
Solar-Gründächer, auch als Photovoltaik-Gründächer oder solarbegrünte Dächer bekannt, kombinieren zwei nachhaltige Technologien: extensive Dachbegrünung und Photovoltaik. Sie nutzen Dachflächen gleichzeitig für die Stromerzeugung und ökologische Vorteile.
Vertikale Begrünung an Gebäuden – sogenannte Grünfassaden – leisten einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung, insbesondere durch ihre Funktion als passive Kühlmaßnahme. Die Begrünung verbessert nicht nur das Mikroklima, sondern trägt auch zur Gestaltung des öffentlichen Raums bei und schafft sichtbare, naturnahe Flächen im urbanen Raum.
Grünfassaden lassen sich grundsätzlich in bodengebundene und wandgebundene Systeme einteilen. Beide Systemtypen bieten unterschiedliche technische Möglichkeiten, Pflanzenauswahl, Investitionsvolumen und Pflegeanforderungen. Die Ausgestaltung hat direkten Einfluss auf Wirkung, Langlebigkeit und Umweltverträglichkeit. Die Auswahl geeigneter Systeme und Pflanzen hängt dabei maßgeblich von Standortbedingungen, Fassadenbeschaffenheit, Exposition und Wasserverfügbarkeit ab.
Die Darstellung vergleicht bodengebundene und wandgebundene Begrünungssysteme anhand technischer, gestalterischer, wirtschaftlicher und ökologischer Kriterien. Sie zeigt tabellarisch verschiedene Fassadentypen (z. B. massive Wandaufbauten, WDVS, VHF) und zugehörige Begrünungsformen wie Direktbewuchs, Gerüstkletterpflanzen, modulare Systeme und Mischformen.
Ergänzende Hinweise zur Grafik
Unter folgendem Link kann die Tabelle in höherer Auflösung abgerufen bzw. heruntergeladen werden: hochaufgelöste Grafik
Ergänzt wird die Tabelle durch Informationen zu Substratarten, Pflanzenarten, Flächenwirkung, Gestaltungsspielraum, Wartungsaufwand sowie Artenvielfalt. Die Grafik dient als Entscheidungshilfe bei der Auswahl geeigneter Begrünungssysteme für Fassaden. Weitere Informationen zur Systematik und Planung vertikaler Begrünungen finden sich in der Dissertation von Nicole Pfoser sowie im Fachbuch Vertikale Begrünung (Ulmer Verlag, S. 164).
Bodengebundene Syteme
Bei direkt an der Fassade wachsenden Pflanzen handelt es sich um bodengebundene Selbstklimmer, die ohne zusätzliche Kletterhilfen auskommen. Diese Form ist kostengünstig und einfach, setzt aber eine geeignete Fassade voraus. Die Pflanzen benötigen keine Hilfskonstruktion und können bei optimalen Bedingungen Höhen bis zu 25 Metern erreichen. Die vollständige Begrünung einer Fläche dauert – abhängig von Pflanzenart, Standort und Lichtverhältnissen – zwischen 5 und 20 Jahren.
Der Pflegeaufwand ist gering, insbesondere bei kleineren, gut erreichbaren Flächen mit freiliegendem Wurzelbereich. Mit zunehmender Höhe können jedoch zusätzliche Bewässerungsmaßnahmen erforderlich werden, da die Wassertransportfähigkeit in der Pflanze abnimmt und Wasserverluste durch erhöhte Windgeschwindigkeiten zunehmen. Begrünte Flächen benötigen Wuchsbegrenzungen, um Überwuchs an sensiblen Gebäudebereichen wie Fenster oder Türen zu verhindern. Hochgedämmte Außenwände mit Wärmedämmverbundsystemen sind meist ungeeignet, da sie mechanisch und feuchtetechnisch empfindlich reagieren.
Diese Systeme setzen auf Gerüstkletterpflanzen, die an Rankhilfen wie Spalieren, Seilen oder Gittern geführt werden. Die Begrünung ist bodengebunden, jedoch ermöglicht die Kletterhilfe eine kontrollierte Ausbreitung. Die Entwicklung der Begrünung dauert je nach Pflanzenart 3 bis 12 Jahre. Geeignete Pflanzen sind Ranker, Schlinger, Spreizklimmer oder spalierbare Gehölze.
Das System erfordert eine sekundäre Tragstruktur, die Windlasten und Pflanzengewicht aufnimmt. Die Montage muss wärmebrückenreduziert erfolgen, die Konstruktion ist genehmigungspflichtig. Die Kosten liegen – je nach System – zwischen 100 und 300 Euro/m2. Die Wasser- und Nährstoffversorgung erfolgt standortbezogen oder über optionale Bewässerungssysteme.
Wandgebundene Systeme (Living Wall Systems)
Diese Systeme bestehen aus vertikalen Pflanzmodulen mit mineralischen oder organischen Substratträgern. Die Module werden vorkultiviert auf einer Sekundärkonstruktion montiert und sind mit Wasser- und Nährstoffversorgung verbunden. Die Rückseite ist als Dichtebene ausgebildet. Je nach Bauweise bestehen die Module aus Steinwolle, Lava, Bims, Torfmoos oder Recyclingmaterialien. Tropfschläuche oder Feinsprühdüsen sorgen für die Bewässerung. Die Bauweise ist flexibel und ermöglicht die rasche Begrünung großer Flächen. Kosten: ab ca. 400 bis über 1.000 Euro/m2.
Hierbei werden lineare Pflanzgefäße auf Kragkonsolen oder Gestellen montiert. Die Pflanzen wachsen aus Einzelelementen, die modular kombiniert werden können. Die Systeme erlauben eine flexible Pflanzenauswahl nach Wuchsrichtung, Winterhärte, Wasserbedarf und Standort. Die Substrate bestehen aus wasserspeichernden Gemischen mit integrierter Drainage. Die Systeme ermöglichen eine schnelle Begrünung und lassen sich einfach pflegen und erweitern.
Diese Variante basiert auf vertikal montierten Substratersatzflächen aus Geotextil oder porösen Materialien wie Tuffstein. Die Pflanzung erfolgt direkt in oder auf die Trägermaterialien. Eine kontinuierliche Bewässerung ist notwendig, häufig über Sprühsysteme mit kalkfreiem Wasser. Die Systeme sind nicht modular austauschbar, eignen sich aber gut für homogene Fassadenbilder. Die Installation kann direkt an der Wand oder über eine separate Tragkonstruktion erfolgen.
Bewässerung und Technik
Der Wasserbedarf von Grünfassaden variiert stark mit der Ausrichtung der Fassade. Südseitig exponierte Flächen können an heißen Tagen bis zu doppelt so viel Wasser benötigen wie westseitige – Nordseiten hingegen deutlich weniger. Auch Höhe, Windexposition und Belaubungsdichte beeinflussen den Bedarf. Direkte, bodengebundene Begrünungen kommen teils ohne zusätzliche Bewässerung aus, sofern Standort und Pflanzenauswahl es zulassen.
Wandgebundene Systeme – insbesondere „Living Wall Systems“ – benötigen in der Regel eine kontinuierliche Wasser- und Nährstoffversorgung. Häufig zum Einsatz kommen Tropfschläuche, Feinsprühdüsen oder Sprühanlagen als Niederdrucksysteme. Diese können oberhalb oder im Substrat verlegt werden. Je nach Systemarchitektur erfolgt die Steuerung automatisch (z.B. über Sensorik oder Zeitschaltventile) oder manuell. Die Bewässerung kann in einzelnen Modulen getrennt erfolgen, was Wartung und Steuerung vereinfacht.
Viele Systeme ersetzen konventionelles Substrat durch saugfähige, leichte Trägermaterialien wie Steinwolle, mineralische Mischungen (z. B. Bims, Lava) oder Torfmoos. Diese speichern Wasser effizient und reduzieren das Systemgewicht. Dennoch reicht die passive Wasserspeicherung in der Regel nicht aus – insbesondere bei hohen und sonnenexponierten Fassaden.
Die verbauten Materialien müssen UV-beständig, korrosionsfrei (z.B. Edelstahl, Recyclingkunststoff) und dauerhaft feuchteresistent sein. Die Befestigungssysteme müssen wärmebrückenfrei ausgeführt werden, insbesondere bei WDVS-Fassaden. Bei wandgebundenen Begrünungssystemen ist zudem die statische Tragfähigkeit des Untergrunds nachzuweisen – auch für Bewässerungstechnik und Substratgewicht im nassen Zustand. Rückwände modularer Systeme dienen häufig gleichzeitig als Dichtebene zur Fassade. Bei direkten Begrünungssystemen (Selbstklimmer) ist ein statischer Nachweis in der Regel nicht erforderlich, da keine Auflasten durch zusätzliche Konstruktionen entstehen.
Überschüssiges Wasser wird in Fangblechen oder Rinnen unterhalb der bepflanzten Fläche aufgefangen und abgeleitet. Damit wird ein Rückstau vermieden und die Gebäudesubstanz geschützt. Je nach System können Rücklaufleitungen zur Wiederverwendung des Wassers installiert werden.
Praxishilfen
Arbeitshilfe zur Umsetzung bodengebundener Fassadenbegrünungen
Die Publikation bündelt Forschungsergebnisse und Erfahrungen zur Verwendung von Kletterpflanzen und Kletterhilfen und dient als praxisorientierte Arbeitshilfe zur dauerhaft funktionsfähigen Umsetzung von bodengebundenen Fassadenbegrünungen.
Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG)
Stand: Mai 2025
PDF10 MB
Wirtschaftlichkeit und Förderung
Begrünte Dächer und Fassaden können – je nach System, Standort und Nutzung – zur Energieeinsparung, zum Schutz der Bausubstanz und zur Reduktion von Gebühren beitragen. Besonders intensive Dachbegrünungen und technisch ausgestattete wandgebundene Systeme entfalten hier deutliche wirtschaftliche Potenziale, etwa durch besseren sommerlichen Wärmeschutz, Regenrückhalt oder längere Lebensdauer der Bauteile. Förderprogramme beschleunigen die Amortisation.
Rechenbeispiel: Extensive Dachbegrünung
Eine extensive Dachbegrünung eines 150 m2 großen Flachdachs bei einem Nichtwohngebäude verursacht rund 9.453 Euro Gesamtkosten (inkl. Planung). Jährlich lassen sich rund 1.133 Euro einsparen – durch reduzierte Heiz- und Kühlkosten sowie geringere Niederschlagswassergebühren.
Kostenstruktur:
Herstellungskosten: 8.220 Euro
Planungskosten (Statik, etc.): 1.233 Euro
Gesamtkosten: 9.453 Euro
Einsparungen pro Jahr:
Heizkosten (Winter): 613 Euro
Kühlkosten (Sommer): 370 Euro
Niederschlagswassergebühr: 149 Euro
CO₂-Einsparung:
ca. 1 Tonne jährlich
Amortisationsdauer:
Ohne Förderung: 14 Jahre
Mit Förderung (z. B. GründachPLUS Berlin): 1 Jahr
Diese Zahlen zeigen: Die Investition amortisiert sich durch Energieeinsparung, Gebührenreduktion und Förderung oft sehr schnell – insbesondere bei Bestandsgebäuden mit niedriger Dämmqualität. Darüber hinaus tragen Gebäudebegrünungen zur Verbesserung des ESG-Ratings bei und erhöhen die Aufenthalts- und Standortqualität – ein strategischer Vorteil im Wettbewerb um Investitionen, Mieterinnen und Nutzer. Begrünte Gebäude leisten damit nicht nur einen ökologischen, sondern auch einen wirtschaftlichen Beitrag zur zukunftsfähigen Immobilienentwicklung.
Tipp: Förderung in Anspruch nehmen
Kommunen, Bauherren und Planende können von umfangreichen Förderprogrammen profitieren. Eine frühzeitige Integration von Gebäudebegrünung in die Planung ist empfehlenswert – sowohl im Neubau als auch bei Sanierungen.
Für konkrete Informationen zu lokalen Förderprogrammen sind die kommunalen Umwelt- oder Grünflächenämter sowie der Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) zentrale Anlaufstellen.
Wartungskosten: ca. 5 – 10 Prozent der Herstellungskosten/Jahr
Skaleneffekte: bei größeren Flächen niedrigere Euro/m2 möglich
(Quelle: Bundesverband Gebäudegrün e.V.; Baupreislexikon; Institut für ökologische Wirtschaftsforschung)
Ausgewählte Fachinfos aus dem Partnernetzwerk
Anforderungen an Brandschutz bei Dach- und Fassadenbegrünungen
Die Publikation stellt den aktuellen Stand der Forschung und Gesetzgebung rund um das Thema Gebäudebegrünung und Brandschutz vor. Die vorliegende Fachinformation soll dabei als Nachschlagwerk und nicht als Handlungsempfehlung dienen.
Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG)
Stand: Oktober 2023
PDF2 MB
Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG)
Der BuGG verfolgt das übergeordnete Ziel, die Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung einem möglichst breiten Publikum nahe zu bringen und auf firmenneutralen Wege positive Rahmenbedingungen zu…
Mithilfe der dynamischen Gebäudesimulation lassen sich Wechselwirkungen – u.a. zwischen Standort, Gebäudehülle, technischer Gebäudeausrüstung – darstellen und an Besitzende, Planende, Bauausführende und Nutzende verständlich kommunizieren.
Bei der Planung und Sanierung von Gebäuden kommt sowohl dem winterlichen als auch dem sommerlichen Wärmeschutz eine wichtige Rolle zu. Ein zu geringer Schutz kann in beiden Fällen zu einem erhöhten Energiebedarf führen.
Im Zuge des Klimawandels wird die Überhitzung in Gebäuden zu einem zunehmenden Problem. Passive und aktive Kühlung sowie baulicher Hitzeschutz sorgen für behagliche Innenräume trotz steigender Außentemperaturen.