In drei Schritten zur Kostenschätzung einer energetischen Modernisierung
Stand: November 2025
Gründe für eine Kostenschätzung
Bevor Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) Entscheidungen über Modernisierungsmaßnahmen treffen, benötigen sie eine solide Grundlage: eine realistische Einschätzung der Kosten und der Finanzierbarkeit. Dies schafft Transparenz, macht zukünftige Belastungen sichtbar und gibt eine nachvollziehbare Basis für Diskussionen und Beschlüsse in der Eigentümerversammlung. Durch eine übersichtliche Darstellung der Investitionskosten sowie der zukünftigen Betriebskosten – ergänzt durch mögliche Förderungen – lässt sich eine verständliche Kosten-Nutzen-Analyse erstellen, die auch für Laien leicht nachzuvollziehen ist. Auch nicht-finanzielle Aspekte wie eine deutliche Verbesserung des Wohnkomforts können einbezogen werden.
Das Ziel der Kosten-Nutzen-Analyse ist es, allen Eigentümerinnen und Eigentümern die Gesamtkosten sowie die zu erwartenden Entlastungen, etwa durch Förderungen oder geringere Betriebskosten, klar darzustellen. So können sie ihre eigenen Finanzierungsmöglichkeiten besser einschätzen.
Schritt 1: Kosten grob schätzen
Für die erste Diskussion reicht es, die vorgesehenen Maßnahmen aufzulisten und mit ungefähren Kosten zu versehen. Verbraucherzentralen und Energieberatende können bei der Kostenschätzung unterstützend hinzugezogen werden. Einige Fachfirmen bieten außerdem online grobe Kostenspannen für ihre Leistungen an. Ein nützliches Instrument für eine erste Einschätzung der Sanierungskosten ist der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP), der von Energieberatenden erstellt wird. Er liefert verlässliche Informationen zu Fördermöglichkeiten und hilft dabei, die Einsparungen bei den Betriebskosten abzuschätzen.
Je präziser die Sanierungsmaßnahme und ihre Umsetzung bekannt sind, desto genauer lässt sich die erste Kostenschätzung vornehmen. So können die Kosten für eine Fassadensanierung besser abgeschätzt werden, wenn bereits festgelegt ist, welche Dämmung und Dämmstärke verwendet werden und ob ein Wärmedämmverbundsystem oder eine vorgehängte hinterlüftete Fassade zum Einsatz kommt.
Es ist sinnvoll, die Kosten als Bruttopreis anzugeben und in einer übertragbaren Einheit darzustellen, zum Beispiel als Gesamtpreis oder als Kosten pro Quadratmeter. Um unerwartete Preissteigerungen zu vermeiden, sollte möglichst wenig Zeit zwischen Schätzung, Beschluss und Maßnahmenbeginn vergehen.
Tipp: KfW-Sanierungsrecher
Für eine erste Kostenschätzung hilft der KfW-Sanierungsrechner. Er gibt nach der Eingabe von Daten wie Baujahr, Wohnfläche oder Dachausrichtung Vorschläge für Sanierungsmaßnahmen sowie eine beispielhafte Kostenschätzung und geeignete Fördermöglichkeiten.
Schritt 2: Kostenbelastende Komponenten zusammenstellen
Bevor ein fundiertes Angebot von einem Fachunternehmen vorliegt, dient die grobe Kostenschätzung als erste Entscheidungsgrundlage für die WEG. Erst nach einer Bestandsaufnahme des Gebäudes, bei der der bauliche Zustand, die Form und Struktur sowie andere Faktoren, die den Umfang der Arbeiten beeinflussen können, berücksichtigt werden, lässt sich ein deutlich genauerer Kostenvoranschlag oder direkt ein Angebot erstellen.
Je nach Umfang der Maßnahme sollten neben den reinen Bau- oder Handwerkerkosten auch Nebenkosten für Planungsleistungen, Genehmigungen, Bauleitung und eventuelle Gutachten eingeplant werden. Der zusätzliche Aufwand für Beratung und Koordination energetischer Leistungen geht über die Grundvergütung des Verwalters nach § 27 WEG hinaus und muss gegebenenfalls separat vergütet werden. Falls ein Bauausschuss eingesetzt wird, sollte auch für dessen Arbeit eine Vergütung berücksichtigt werden.
Nach der Ermittlung aller Kosten ist es besonders bei größeren Maßnahmen sinnvoll, einen finanziellen Puffer einzuplanen. In der Regel liegt dieser bei etwa 10 Prozent der Gesamtkosten.
Schritt 3: Kostenentlastende Komponenten zusammenstellen
Bund und Länder bieten Förderprogramme und Finanzprodukte mit günstigen Konditionen für die gesamte WEG oder auch für einzelne WEG-Mitglieder. Wer Fördermittel nutzt, kann die Kosten für energetische Modernisierungen deutlich senken. Es lohnt sich, verschiedene Programme und Kombinationsmöglichkeiten zu prüfen, um finanzielle Vorteile optimal auszuschöpfen. Auch steuerliche Vergünstigungen können dabei eine wichtige Rolle spielen. Zusätzlich sinken die laufenden Kosten, wenn Betrieb und Wartung weniger Aufwand verursachen.