Projekt
Die Wohnungsgesellschaft Adorf im Vogtland strebte eine Neupositionierung als innovativer und moderner Vermieter an. Darüber hinaus wies das Gebäude einen maroden Zustand und Leerstand einiger Wohnungen auf. Mit der Teilnahme am Forschungsprojekt zur nachhaltigen Beheizung von Mehrfamilienhäusern (LowEx im Bestand) sollten innovative Lösungen für die Wärmeversorgung umgesetzt werden. Unterstützt wurde die Wohnungsgesellschaft durch die Bundesförderung im Zukunftsprojekt „Adorf anders”.
- 65% Erneuerbare Energien
- Sanierung
- Wärmepumpe
- Wohngebäude
Bautafel:
BAUVOLUMEN
280 m² (Wohnfläche)
VERWENDETE GEBÄUDETECHNIK
eine Außenluft-Wärmepumpe mit thermischer Leistung modulierend von 3-11 kWth
zusätzlich Gasbrennwert-Kessel
fassadenintegriertes Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung
Anlagenbeschreibung
Zum Einsatz kommt hier eine Außenluft-Wärmepumpe mit thermischer Leistung modulierend von 3-11 kWth. Vor der Sanierung der Gebäudehülle wird ein zusätzlicher Gasbrennwert-Kessel zur Beheizung eingesetzt. Das System arbeitet vor der Sanierung hybrid, das heißt: die Raumheizung erfolgt im teil-parallelen Betrieb von Gaskessel und Wärmepumpe. Nach der Sanierung wird der Gaskessel zur Beheizung nicht mehr benötigt. Als Wärmequelle dient hier die Außenluft. Die Lüftung erfolgt über ein fassadenintegriertes Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung. Das Trinkwasser wird zentral über den Gasbrennwert-Kessel erzeugt.
Ziele & Erfolge
Vor Sanierung der Gebäudehülle wurden 70 Prozent der alten Heizkörper ausgetauscht. In Verbindung mit einer Anpassung der Heizkurve ermöglichte eine Absenkung der Heizkreistemperatur. Bei einer Außenlufttemperatur von 0 °C konnte die Vorlauftemperatur von 50 °C auf 43 °C reduziert werden. Die darauffolgende Sanierung der Gebäudehülle konnte im bewohnten Zustand durchgeführt werden. Durch den verringerten Heizwärmebedarf nach Sanierung der Gebäudehülle und dank der integrierten Lüftung mit Wärmerückgewinnung ist der Gas-Kesselbetrieb für die Raumheizung nicht mehr erforderlich. Diese wird komplett von der Wärmepumpe bereitgestellt. Der Gas-Kessel übernimmt weiterhin die TWW-Erzeugung. Die Heizkreistemperatur konnte nach der Sanierung nochmals gesenkt werden, sodass sich die Effizienz der Wärmepumpenanlage von der Arbeitszahl 3,0 (vor der Sanierung) auf im Mittel 3,5 (nach der Sanierung) bei Außenlufttemperatur von +5 °C erhöhte.
Maßnahmen im Überblick
Vorher:
- Baujahr 1962
- Heizwärmeverbrauch 216 kWh/(m²a)
- 1993 Einbau Niedertemperatur-Gaskessel
Maßnahmen:
- 2020 Umrüstung Wärmepumpen-Kessel-Hybridanlage
- Herbst 2021 Gebäudehüllsanierung mit Dachdämmung
- WDVS 20 cm mit fassadenintegrierter Lüftung
- 3-fach-verglaste Isolierfenster
- Heizwärmebedarf 50 kWh/(m²a)
Nachher:
- Außenluft-Wärmepumpe mit thermischer Leistung modulierend von 3-11 kWth
- Trinkwassererwärmung zentral über Gasbrennwert-Kessel; mit Zirkulation, Legionellenschaltung
- fassadenintegriertes Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung (Wartung erfolgt über Außenfassade ohne Wohnungszutritt)
Lessons Learned
Die neu eingesetzte Außeneinheit der Wärmepumpe ist ein geräuscharmes Modell und wurde vor einer fensterlosen Fassade platziert. Weitere Maßnahmen zum Schallschutz sind nicht notwendig, da die Anwohner den Betrieb als leise empfinden. Darüber hinaus sind die Mietenden mit dem innovativen Konzept und der Wohnwertsteigerung zufrieden. Die Nachfrage von Mietinteressenten ist gestiegen. Das war auch möglich, weil die Skepsis gegenüber innovativer Technik durch Informationen und Know-How überwunden wurde. Seien es Schulungen der Herstellerfirmen für den lokalen Handwerksbetrieb oder die intensive Einbindung der Mietenden bspw. bei Feedback. So konnten Akzeptanz und Verständnis gefördert werden.