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LCA-Datenbanken und Zertifizierungssysteme

Stand: Mai 2025
Foto, Hände auf einer Laptoptastatur, dazu digital eingeblendete Symbole zum Thema Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

Die wachsende Relevanz der CO2-Reduktion im Bausektor ist eng mit den europäischen und nationalen Klimazielen verknüpft. Vor dem Hintergrund des EU Green Deal und der angestrebten Dekarbonisierung des Bauwesens gewinnen Ökobilanzanalysen (Life Cycle Assessment, LCA) zunehmend an Bedeutung und sind heute ein integraler Bestandteil moderner Gebäudezertifizierungssysteme.

Diese Analysen zielen darauf ab, die Umweltauswirkungen eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg zu erfassen und zu bewerten – von der Rohstoffgewinnung und Herstellung über die Bau- und Nutzungsphase bis hin zum Rückbau sowie zur Entsorgung oder Wiederverwendung der Materialien. Ziel ist es, fundierte Entscheidungsgrundlagen für eine ressourcenschonende und klimafreundliche Planung, Ausführung und Nutzung von Gebäuden zu schaffen.

Die EU hat in den letzten Jahren die Gebäuderichtlinie (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD) mehrfach überarbeitet, um höhere Standards für die Energieeffizienz von Gebäuden durchzusetzen. Diese Richtlinie fordert, dass Gebäude nicht nur energieeffizient sein müssen, sondern auch ihre gesamte Umweltauswirkung während ihres Lebenszyklus bewertet werden. In Zukunft wird dies zu einer noch stärkeren Verankerung der Lebenszyklusanalyse (LCA) in der Gebäudeplanung und -bewertung führen.

In Deutschland ergänzt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) diese europäischen Vorgaben und legt verbindliche Standards für den Energiebedarf von Gebäuden fest. Im weiteren Sinne trägt es auch zur Verbesserung der Umweltleistung bei, etwa durch die Förderung erneuerbarer Energien und die Reduktion von CO2-Emissionen. Es unterstützt die Ziele des deutschen Klimaschutzplans 2050, indem es die CO2-Emissionen im Bausektor weiter reduziert.

Ökobilanzierung (Life Cycle Assessment, LCA)

Für die vollständige Abbildung der Umweltwirkungen sowie Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus von Gebäuden ist neben der Energiebedarfsberechnung eine ökobilanzielle Bewertung der Konstruktionen und Baustoffe erforderlich.

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Gebäuderichtlinie (EPBD) – Novelle 2024

Die aktuelle Novelle der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) stellt Anforderungen an die Gesamteffizienz von Gebäuden und geht auf Solarinstallationen, Ladepunkte für Elektromobilität, Fahrradstellplätze, Gebäudeautomation u. v. m. ein.

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Gebäudeenergiegesetz (GEG)

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Verfügbare Datenbanken für Ökobilanzberechnungen

LCA-Daten und Datenbanken sind von großer Bedeutung. Laut dem Fraunhofer IBP bieten sie in folgenden Bereichen einen wichtigen Mehrwert:

  • Produkt- und Prozessoptimierung: Unternehmen nutzen LCA-Daten zur Optimierung von Produkten und Produktionsprozessen, um Umweltwirkungen entlang des gesamten Lebenszyklus zu identifizieren und zu reduzieren.
  • Umweltbewertung: LCA-Daten ermöglichen umfassende Ökobilanzen von Produkten und Prozessen, die Rohstoffgewinnung, Produktion, Nutzung, Entsorgung und Recycling umfassen, um umweltfreundlichere Entscheidungen zu treffen.
  • Datengrundlage für Umweltstrategien: LCA-Datenbanken bieten eine Grundlage für Umweltstrategien auf Unternehmens-, Regierungs- und internationaler Ebene. Sie helfen bei der Erfüllung rechtlicher Vorgaben und unterstützen fundierte Entscheidungen.
  • Vergleichbarkeit und Transparenz: LCA-Datenbanken fördern die Vergleichbarkeit und Transparenz von Umweltinformationen, ermöglichen standardisierte Bewertungen und verbessern die Glaubwürdigkeit und Kommunikation zwischen Interessengruppen.

LCA-Datenbanken sind also entscheidend für die Bewertung von Produkten und deren Integration in den Entscheidungsprozess und spielen damit eine zentrale Rolle, um nachhaltigere Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Bestandteile von Ökobilanzdatenbanken und ihre Beziehung zur EPDs

Eine Ökobilanzdatenbank bietet Informationen über die Umweltauswirkungen von Materialien, Prozessen und Dienstleistungen über deren gesamten Lebenszyklus hinweg. Diese Daten umfassen Parameter wie den Energieverbrauch, die Treibhausgasemissionen, den Wasserverbrauch, die Ressourcengewinnung und das Abfallaufkommen. Die erfassten Informationen bilden die Grundlage für die Erstellung einer LCA, mit der die Umweltwirkungen eines Produkts oder einer Dienstleistung über den gesamten Lebenszyklus hinweg systematisch bewertet werden.

Ein wichtiger Bestandteil von Ökobilanzdatenbanken sind die Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declarations, EPDs). EPDs sind standardisierte Dokumente, die auf Grundlage internationaler Normen – insbesondere DIN EN ISO 14025 – quantifizierte Umweltinformationen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauprodukts oder Baustoffs bereitstellen. Sie sind in Ökobilanzdatenbanken integriert und liefern spezifische Daten zu den Umweltauswirkungen von Bauprodukten, die in der Gebäudebewertung verwendet werden können. Die Qualität und Genauigkeit der Ökobilanzanalyse hängt dabei stark von der Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der in den EPDs enthaltenen Daten ab.

Environmental Product Declarations (EPDs)

Umweltproduktdeklarationen sind standardisierte Datensätze, die Informationen zu verwendeten Baustoffen und Produkten bereitstellen. Das ermöglicht eine Bewertung des ökologischen Fußabdrucks über den gesamten Gebäudelebenszyklus.

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Datenbanken für die Erstellung und Berechnung von Ökobilanzen

Für die Erstellung und Berechnung von LCAs im Bausektor stehen in Deutschland und im deutschsprachigen Raum mehrere Ökobilanzdatenbanken zur Verfügung. Einige davon sind offiziell anerkannt, andere bieten ergänzende Datensätze, die insbesondere für spezifische Anwendungsfälle von Bedeutung sind. Diese Datenbanken sind in gängige Ökobilanzierungssoftware eingebunden und ermöglichen eine konsistente und normgerechte Bewertung der Umweltwirkungen von Bauprodukten und Baustoffen. Für das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) ist zudem eine Excel-Datei verfügbar, die eine spezifische Auswahl zugelassener Datensätze definiert, welche bei der LCA verwendet werden dürfen.

Excel-Datei mit QNG-Rechenwerten (XLSX / 91 KB)

Die folgende Auflistung bietet einen Überblick über die Datenbanken und ihre Einordnung in offizielle und alternative Systeme:

Gebäudezertifizierungssysteme in Deutschland mit LCA-Anforderungen

In Deutschland gibt es mehrere anerkannte Gebäudezertifizierungssysteme, die die Durchführung von Ökobilanzanalysen (LCA) als Teil des Zertifizierungsprozesses vorschreiben. Diese Systeme lassen sich in verpflichtende und freiwillige Kategorien unterteilen und berücksichtigen verschiedene Gebäudetypen (Wohngebäude und Nichtwohngebäude) sowie Neubauten und Gebäudesanierungen.

Verpflichtende Systeme

  • Anerkannt durch das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG):
    • Wohngebäude: DGNB, BiRN, NaWoh, LNB_QNG
    • Nichtwohngebäude: DGNB, BNB, LNB_QNG
  • Weitere verpflichtende Systeme:
    • KfW (Förderung von energieeffizienten Neubauten und Sanierungen, teilweise mit LCA-Anforderungen)
    • BNB (für öffentliche Nichtwohngebäude, verpflichtet zur LCA-Bewertung) 

Internationale Systeme, in Deutschland umgesetzt (freiwillig):

  • BREEAM (international anerkannt, mit LCA-Integration zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Neubauten und Bestandsgebäuden)
  • LEED (weltweit verbreitet, berücksichtigt Lebenszyklusemissionen als Teil der Bewertung)
  • Passivhauszertifizierung (zielt auf besonders energieeffiziente Gebäude ab, LCA als ergänzendes Kriterium)

Die Zuordnung dieser Zertifizierungssysteme berücksichtigt die jeweiligen Anforderungen an die Lebenszyklusbewertung und deren Relevanz im deutschen Markt. Während verpflichtende Systeme vor allem im Rahmen staatlicher Förderung und öffentlicher Gebäude zur Anwendung kommen, bieten internationale Systeme flexible, freiwillige Zertifizierungen für unterschiedliche Gebäudetypen und -anwendungen.

Die Integration von LCA in Gebäudezertifizierungssysteme in Deutschland unterstreicht die wachsende Relevanz einer ganzheitlichen Bewertung der Umweltwirkungen von Gebäuden. Sowohl verpflichtende als auch freiwillige Zertifizierungssysteme unterstützen die Erreichung der nationalen und europäischen Klimaziele, indem sie den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden berücksichtigen. Unterschiede Anforderungen je nach Gebäudetyp (Wohn- vs. Nichtwohngebäude) und Maßnahme (Neubau vs. Sanierung) zeigen die Komplexität der LCA-Anwendung im Bauwesen.

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