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Wärmedämmputze: wo sie Vorteile bringen und wo ihre Grenzen liegen

Stand: Oktober 2025
Foto, Handwerker mit grauem Pullover spritzt Putz mit Schlauch auf Wand mit grober Struktur.

In Deutschland stehen etwa 630.000 Wohngebäude unter Denkmalschutz (Quelle: Umweltbundesamt). Das entspricht rund 3,3 Prozent des gesamten Wohngebäudebestands. Hinzu kommt eine deutlich größere Zahl an historischen Gebäuden, die zwar nicht offiziell denkmalgeschützt sind, aber dennoch baukulturell wertvolle oder ortsbildprägende Fassaden aufweisen.

Besonders in Altbauquartieren der Gründerzeit oder vor 1945 errichteten Gebäuden ist der Erhalt der Fassadengestaltung häufig städtebauliches Ziel. Nach Schätzungen der Denkmalämter handelt es sich um 25 bis 30 Prozent aller Gebäude, also um eine deutlich größere Gebäudegruppe als die denkmalgeschützten Gebäude.

Energetische Sanierung und Denkmalschutz

Baudenkmäler mit Wohnraumnutzung weisen in der Regel einen Heizwärmebedarf von über 200 kWh/(m2·a) auf (Quelle: Umweltbundesamt). Die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden stellt Planende, Entwerfende und Ausführende vor die Herausforderung, einfache energetische Maßnahmen mit baulichen, gestalterischen und denkmalpflegerischen Anforderungen in Einklang zu bringen. Gerade bei historisch oder architektonisch wertvollen Fassaden sind konventionelle Dämmsysteme wie Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) häufig nicht zulässig oder gestalterisch unerwünscht, da sie das ursprüngliche Erscheinungsbild und die bauzeitlichen Strukturen unter Denkmalschutz wesentlich verändern oder zerstören können.

Wärmedämmputze bieten in solchen Fällen eine mögliche Alternative. Als mineralische Putzsysteme mit wärmedämmenden Eigenschaften ermöglichen sie die Herstellung fugenloser Dämmschichten direkt auf dem Mauerwerk, ohne tiefgreifende Eingriffe in die Bausubstanz. Durch die Verwendung leichter Zuschläge wie Perlite, Blähglas, expandiertem Polystyrol (EPS) oder Aerogel wird eine vergleichsweise gute Dämmwirkung erreicht, selbst bei geringer Schichtdicke. Wärmeputze sind sowohl außen als auch innen einsetzbar und auch im Neubau kann der Einsatz als Ergänzung bei bereits gut dämmendem Mauerwerk sinnvoll sein.

Material und Verfahren

Wärmeputzmörtel sind Putzmörtel nach DIN EN 998-1 und werden üblicherweise in einem Putzsystem bestehend aus Unterputz (Wärmedämmputz), einem Armierungsputz mit Gewerbeeinlage als Zwischenlage und einem Oberputz angewendet. Dabei muss die Schichtstärke mindestens 20 mm betragen. Diese Systeme können sowohl an Außen- als auch an Innenwänden verwendet werden. Wärmedämmputzmörtel, die dieser technischen Spezifikation entsprechen, dürfen auf massiven Wänden und unter Decken aus mineralischen Baustoffen, außen und innen entsprechend des angegebenen Verwendungszwecks und unter Beachtung der Verarbeitungshinweise, verwendet werden. Je nach System kann die maximalen Auftragsstärke 150 mm betragen. In der Regel erfolgt die Auftragung als Spritzputz und ab einer Schichtstärke von mehr als 50 mm erfolgt Auftrag in mehreren Lagen.

Download-Tipp

Technische Spezifikation: Wärmedämmputzmörtel

Diese Technische Spezifikation gilt für Wärmedämmputzmörtel, welche vom Hersteller nach DIN 998-1 als
Wärmedämmputzmörtel deklariert werden. Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. (VDPM)

Stand: Mai 2025

PDF 1 MB

Eigenschaften: Pro und Contra sowie Folgemaßnahmen

Pro

  • Gute Eignung für komplexe Geometrien und historische Fassaden

  • Diffusionsoffen, nicht brennbar, schalldämmend, Algen- und schimmelresistent

  • Sichere und dauerhafte Lösung bei fachgerechter Ausführung

Contra

  • Begrenzte Schichtdicke und Dämmleistung

  • Höhere Kosten im Vergleich zu konventionellen Dämmsystemen

  • Mechanische und klimatische Empfindlichkeit (Mineralische Systeme trocknen langsamer und sind empfindlich gegenüber Stoßbeanspruchung) 

Evtl. erforderliche Folgemaßnahmen

  • Anpassung von Fensterleibungen, Dachüberständen, Balkonanschlüssen, Attiken etc.

  • Sanierung oder Dämmung vorhandener Rolladenkästen und Sturzbereiche

  • Verlängerung der Dachüberstände (Sparren, Rinnen)

  • Versetzung oder Verlängerung von Fallrohren und Wanddurchführungen

Anwendungsbereiche sowie Zulassung und Normung

Wärmeschutz

Der erzielbare Wärmeschutz ist an die maximale Schichtstärke des Wärmedämmputzes und an die Wärmeleitfähigkeit gebunden. Im Allgemeinen erreichen Wärmedämmputze eine Wärmeleitfähigkeit von 0,16 und 0,028 W/(mK). Für Wärmedämmputze mit EPS-Zuschlag können nach DIN 18550-1 und DIN 4108-4 zur Ermittlung des Bemessungswertes λB der Nennwert der Wärmeleitfähigkeit λD mit einem Feuchteumrechnungsfaktor Fm nach DIN EN 1745 multipliziert werden. Der Bereich der Bemessungswerte bei Wärmedämmputzen mit EPS-Leichtzuschlag liegt zwischen 0,06 und 0,16 W/(mK).

Für Wärmedämmputzmörtel mit geringeren Wärmeleitfähigkeiten und/oder anderen Leichtzuschlägen, ist der konkrete Bemessungswert der Herstellererklärung zu entnehmen. Diese unterscheiden sich hinsichtlich Rohdichte, Wärmeleitfähigkeit und Anwendungsbereich je nach eingesetzten Bindemitteln und Zuschlagstoffen.

Wärmebrücken und Luftdichtheit

Wärmedämmputze können zur Reduzierung von Wärmebrücken beitragen, insbesondere bei der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden mit komplexen Geometrien oder denkmalgeschützten Fassaden. Durch ihre fugenlose Verarbeitung lassen sich homogene Dämmschichten herstellen, die sich flexibel an Unebenheiten und gestalterische Elemente wie Gesimse oder Rundbögen anpassen. Dadurch können geometrisch bedingte Wärmebrücken abgeschwächt und Wärmeverluste reduziert werden. Die Bewertung erfolgt über wärmebrückenspezifische Nachweise, z.B. nach DIN 4108 Beiblatt 2.

Bisher gibt es keine konkreten Untersuchungen, wie Wärmedämmputze mit geringen Rohdichte auf die Luftdichtheit wirken. Allerdings wird im Massivbau im Normalfall der Innenputz als luftdichte Ebene verwendet. Besonders bei Bauteilanschlüssen, Fensterlaibungen, Deckenanschlüssen oder Durchdringungen ist eine gesonderte Planung und Ausführung erforderlich, um unkontrollierte Luftströmungen zu vermeiden.

Mindestwärmeschutz

Die Einhaltung der wärmeschutztechnischen Mindeststandards, wie in der DIN 4108-2 definiert, gewährleistet, dass an jeder Stelle der Innenoberfläche der Außenwand Schimmelpilzfreiheit und Tauwasserfreiheit vorliegt.

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Wärmebrücken

Wärmebrücken sind Stellen der thermischen Gebäudehülle, an denen Wärme schneller nach außen gelangt als durch die angrenzenden Bauteilbereiche. Bauschäden, Schimmel und ein erhöhter Energiebedarf können die Folge sein.

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Luftdichtheit

Ein hohes Maß an Luftdichtheit ist entscheidend für eine qualitativ hochwertige thermische Gebäudehülle. Für die Umsetzung gibt es rechtliche Rahmenbedingungen und Anforderungen an ein Luftdichtheitskonzept.

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Materialverfügbarkeit

  • Mineralische Zuschläge wie Perlite sind in Europa in großen Mengen vorhanden. Perlite ist ein expandiertes Vulkangestein, leicht, nicht brennbar und diffusionsoffen.
  • Blähglas entsteht aus recyceltem Altglas und ist in Deutschland verfügbar.
  • Hochleistungsdämmputze auf Basis von Aerogel haben aktuell eine eingeschränkte Marktverfügbarkeit und sind mit höheren Herstellungsaufwänden verbunden. Forschungsvorhaben befassen sich mit einer Optimierung der Produktionsverfahren.
  • EPS wird ebenfalls eingesetzt, basiert jedoch auf petrochemischen Rohstoffen.
  • Naturbasierte Zuschläge wie Kork stammen überwiegend aus dem Mittelmeerraum.
  • Als Bindemittel kommen vor allem Kalk und Zement zum Einsatz. Kalkstein ist regional breit verfügbar; bei Zement können einzelne Zuschläge wie Flugasche oder Hüttensand langfristig knapper werden.

Ressourcenverbrauch

Zur Einschätzung des Ressourcenverbrauchs und der Umweltwirkungen typischer Wärmedämmputzsysteme wird das Global Warming Potential (GWP) herangezogen. Es beschreibt den Beitrag eines Baustoffs zur Erderwärmung und ist in Umweltdeklarationen enthalten.

Bei einem Betrachtungszeitraum von der Herstellung bis zum Rückbau (Modul A1-A5; C2; C4; D) und bei einer Schichtstärke von 5 cm liegen die Emissionen für Aerogel-Kalkdämmputze bei rund 45 kg CO2-Äquivalent pro m² (Quelle: Ökobaudat, Datensatz „Aerogel Hochleistungsdämmputz“). Für mineralische Kalkdämmputze und Systeme mit EPS-Zuschlägen werden typischerweise 10–30 kg CO2-Äquivalent pro m² angegeben (Quelle: VDPM, EPD: Putzmörtel-Wärmedämmputz). Für Lehm-Bimsdämmputze und Kork-Kalkdämmputze liegen derzeit keine standardisierten GWP-Werte vor. Aufgrund des geringen Energieaufwands in der Herstellung, insbesondere der Verzicht auf energieintensive Brennprozesse, ist jedoch von einem vergleichsweise geringen Emissionswert auszugehen.

Langlebigkeit und Kosten

Für Wärmedämmputze liegen derzeit keine detaillierten Untersuchungen zur Langlebigkeit vor. Zur Bewertung werden daher die standardisierten Nutzungsdauern von Innen- und Außenputzen auf Kalk- und Kalkzementbasis herangezogen, wie sie in der Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)-Nutzungsdauerliste enthalten sind.

  • Außenputze auf monolithischer Tragschicht: ca. 45 Jahre
  • Innenputze: mind. 50 Jahre
  • Farbanstriche außen: ca. alle 15 Jahre zu erneuern

Die Kosten variieren je nach Dämmleistung und Zuschlagstoffen. Bei einer Schichtstärke von 5 cm sind mit folgenden Materialkosten der Dämmputze zu rechnen: 

  • Günstige Systeme (z. B. Lehm-Bims oder Kalkzement mit EPS): ca. 20–40 Euro/m2
  • Mineralische Systeme: ca. 40–100 Euro/m2
  • Hochleistungsdämmputze auf Aerogel-Basis sind mit bis zu 350 Euro/m² mit deutlich höheren Kosten verbunden

Es gibt Forschungsarbeiten zu neuen Produktionsverfahren für Aerogel, die auf Kostensenkungen und kürzere Prozesszeiten abzielen.

Wirtschaftlichkeit

Wärmedämmputze bieten vor allem bei der Sanierung von Bestandsgebäuden mit unregelmäßigen oder historisch wertvollen Fassaden wirtschaftliche Vorteile. Sie ermöglichen eine dämmende Ausführung ohne aufwendige Unterkonstruktionen oder zusätzliche Schichten wie bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS). Besonders bei komplexen Geometrien oder denkmalgeschützten Gebäuden kann der Einsatz von Dämmputzen kosten- und zeiteffizienter sein.

Die Investitionskosten für Wärmedämmputze liegen in der Regel über denen konventioneller Dämmsysteme, insbesondere bei Hochleistungsmaterialien wie Aerogel. In bestimmten Anwendungen, etwa bei Innendämmungen, können geringe Schichtdicken einen planerischen Vorteil darstellen (z.B. mehr nutzbare Fläche). Einfachere Systeme bewegen sich preislich näher an konventionellen Dämmungen, erfordern jedoch teilweise größere Schichtdicken.

Auf lange Sicht tragen Dämmputze durch die Reduktion des Heizenergiebedarfs zur Betriebskostenersparnis bei. Zudem entfällt häufig der zusätzliche Aufwand für Unterkonstruktionen.

Rückbau, Verwertung und Recycling

Wärmedämmputze sind grundsätzlich besser rückbaubar als konventionelle Wärmedämmverbundsysteme mit Kunststoffplatten, da sie häufig aus mineralischen Komponenten bestehen und in der Regel keine komplexen Verbundstoffe wie Kleber enthalten. Der Rückbau erfolgt in der Regel durch Abtragen der Putzschicht; dies verursacht höheren Aufwand als unsortierter Rückbau, ermöglicht aber eine bessere Verwertbarkeit. Kalk- oder zementgebundene Dämmputze mit mineralischen Leichtzuschlägen wie Perlit, Bims, Blähglas oder Aerogelen werden derzeit nicht sortenrein recycelt, aber in der Regel als mineralischer Bauschutt verwertet, z.B. als Verfüllmaterial oder in Recyclingbaustoffen im Tiefbau. Perspektivisch können durch eine optimierte Materialtrennung auf der Baustelle und Forschung zu zirkulären Baustoffströmen auch mineralische Dämmputze stärker in die Kreislaufwirtschaft eingebunden werden.

Eine energetische Verwertung der Dämmputze ist bei mineralischen Putzen nicht möglich. Nur EPS oder Kork könnte energetisch verwertet werden, allerdings ist der Aufwand der sortenreinen Trennung hierfür zu hoch.

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