Einblasdämmung: ökologische und effiziente Dämmtechnik
Stand: Oktober 2025
Bei der Einblasdämmung werden Dämmstoffe, die mit geringem Aufwand produziert wurden, über Schläuche in Bauteile geblasen, die Wärme übertragen – zum Beispiel in Hohlräume oder nicht nutzbare Zwischenräume. Dadurch sind oft keine zusätzlichen Abdeckschichten nötig. Auch komplizierte Geometrien mit vielen Unebenheiten und Durchdringungen werden lückenlos gedämmt. Diese Methode gilt als kostengünstig und ökologisch. Sie kann einen Beitrag dazu leisten, die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern.
In Deutschland befindet sich die Einblasdämmung seit etwa 1985 in der Baupraxis und wird in Neu- und Altbauten angewendet. In den USA geht die Tradition bis auf das Jahr 1930 zurück, dort begann eine Boomphase ab 1950. Heute ist die Einblasdämmung in den USA eine überall angebotene Dämmtechnik. In Deutschland begann das Verfahren in den 1985er Jahren mit den Dämmstoffen Zellulose-, Perlite und Steinwollflocken.
Einblasdämmverfahren
Ein Transporterfahrzeug vor dem Gebäude enthält die Einblasdämmmaschine. Von dort werden die Dämmstoffe unter Luftdruck über Schläuche in den jeweiligen Hohlraum eingeblasen. Der Transportschlauch wird wahlweise im Gebäude oder über Leitern (bis zwei Stockwerke) oder Hubsteiger von außen bis ins Dach geführt. Der für den Einsatzort zugelassene Dämmstoff legt sich bei fachgerechter Ausführung dicht an. In zweischaligem Mauerwerk mit Luftschicht werden hydrophobierte Dämmstoffe durch kleine Bohrlöcher im Fugenkreuz der Vormauerschale eingeblasen.
Die wichtigsten Einsatzmöglichkeiten
- Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk mit Luftschicht
- Kerndämmung mit statischer Sicherung der Vormauerschale (Flüssig-Polyurethan-Verfahren)
- Haustrennwände zwischen Nachbarbebauung
- Fertighauswände im Bestand (Hohlräume in Ständerbauweise)
- Innendämmung von ebenen und unebenen Fachwerkwänden mit diffusionshemmender Schicht und hohlraumbildender Innenbekleidung
- Nachdämmung von hohlschichtigen nur teilgedämmten Betonaußenwänden
- Steildächer zwischen Sparren mit dem Thermobagverfahren
- Abseitenräume von Steildächern
- Kehlbalkendecken von Steildächern
- Unbeheizte Dachböden (nicht begehbar und begehbar) unter Steildächern
- Binderdächer über Gewerbebauten
- Lufträume bei belüfteten Flachdächern (Teildämmung mit verbleibender Belüftung)
- Volldämmung von Lufträumen in belüfteten Flachdächern in Kombination mit Dämmung auf den Dachbalken (z.B. mit Umkehrdach zum Kombidach)
- Dämmung der Hohlräume von Holzbalkenkeller- und Obergeschoßdecken über und unter dem Einschub
- Einblasdämmung unter Kellerecken mit unterer neuer Innenbekleidung
- Einblasdämmung in Hohlräume von Kriechkellern, wahlweise mit Feuchteabdichtung
- PU-Sprühdämmung von Kriechkellern
- Rollladenkastennachdämmung im Zuge von Kerndämmmaßnahmen
Hinweise
- Enge Hohlräume in zweischaligen Wänden unter 3 cm lassen sich nur durch eine Einblasdämmung füllen, wenn sie mörtelfrei sind.
- Enge Hohlräume in Holzbalkendecken können durch EPS-Granulat gefüllt werden, bei Einsatz von Mikrogranulaten ist vorher die Dichtheit der Konstruktion zu prüfen, da dieses Material durch seinen geringen Durchmesser die Fähigkeit besitzt, durch Risse, Steckdosen und andere kleinste Öffnungen auszutreten.
Vorteile
- Die Einblasdämmung ermöglicht einen schnellen und kostengünstigen Einstieg in die energetische Ertüchtigung von Altbauten.
- Kurze Amortisationszeiten.
- Eine Kombination mit einer späteren Außendämmung der Wand ist möglich. Auch im Dach lassen sich kurzfristige Einblasdämmmaßnahmen mit einer späteren Aufsparrendämmung kombinieren.
Nachteile
- Granulatförmige Dämmstoffe setzen sich nach dem Einbringen, deshalb wird z.B. bei lotrechten Hohlräumen vor allem mit flockigen Dämmstoffen gearbeitet, die diese ungünstige Eigenschaft nicht haben.
- Die Einblasdämmung ist an vorhandene Hohlräume in Mauerwerk, auf Kehlbalken- oder Dachböden, in Abseiten oder Hautrennwänden gebunden. Dies schränkt z.B. bei der Kerndämmung die Dämmdicke auf die Hohlraumbreite ein. Eine Dämmung ist bei fehlender oder zu kleiner Hohlschicht nicht möglich.
- Es ist schwierig zu kontrollieren, ob die Dämmung überall gleichmäßig eingeblasen wurde.
Einblasdämmstoffe
Einblasdämmstoffe gibt es in großer Vielfalt. Die Entwicklung begann in den 1970er Jahren mit dem schüttbaren Dämmstoff Perlite, in den 1980er Jahren folgten Zellulosedämmstoffe und Steinwollflocken. Ihr Einsatz konzentrierte sich besonders auf den Holzrahmenbau im Neubau. Seit der Jahrtausendwende wurden weitere Dämmstoffe entwickelt, die Anwendungen in allen baulichen Bereichen, insbesondere dem Altbau ermöglichen.
Luftdichtheit bei Einblasdämmung
Die Dämmstoffe werden entweder in Hohlräume eingeblasen oder auf Flächen aufgeblasen. Im ersteren Fall wird die Luftdichtheit verbessert, z.B. durch Unterbindung von Luftquerströmungen in zweischaligen Wänden mit Luftschicht oder in belüfteten Flachdächern. Beide Luftschichten können zu Durchfeuchtungen führen, wenn feuchte Luft zu kalten Bauteilbereichen transportiert wird und dort kondensiert. Bei Holzbalkendecken ist die innere Putzschicht bereits vorhanden, die die Luftdichtheit sichert. Durch das Ausfüllen des Hohlraums wird verhindert, dass Wind durch Fugen in der Außenwand im Bereich des innen nicht verputzten Holzbalkendeckenauflagers (Randstreifen) dringen kann. Bei der Aufblasdämmung auf Dachböden oder Kehlbalkenlagen ist bei Holzkonstruktionen eine luftdichtende Folie unter dem Dämmstoff erforderlich. Sie wird ausgelegt und an den Rändern verklebt.
Zulassung und Normen
Für Einblasdämmstoffe gelten zwar Normen, die Einblasdämmung selbst ist jedoch kein genormtes Verfahren. Für alle verarbeiteten Dämmstoffe liegen stattdessen allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen (abZ) oder europäische Regelungen in Form von ETA vor, die von den ausführenden Betrieben an der Baustelle jeweils mitgeführt werden. Zulassungen der wichtigsten Dämmstoffe:
- Zelluloseflocken: ETA-05/0186, ETA-06/0076, ETA 08/0009
- Glaswollflocken: DIN EN 14064-1 und EAD 040729-00-1201
- Steinwollflocken: DIN EN 14064-1 und EAD040729-00-1201
- EPS-Granulat: Z-23.12-1792 und Z-23.12-1632
Qualitätssicherung
Mit dem Fachverband Einblasdämmung (FVED) besteht ein Zusammenschluss von über 50 Fachbetrieben für Einblasdämmung. Der Verband veröffentlicht zudem eine Liste seiner Mitglieder, die sich einheitlichen Qualitätsstandards verpflichtet haben. Die Verarbeitung der Einblasdämmung sollte immer einem zertifizierten Fachbetrieb überlassen werden, damit die Hohlräume am Ende gleichmäßig verfüllt sind sowie die Rohdichten und der Brandschutz eingehalten werden.
Rückbau, Verwertung und Recycling
Einblasdämmstoffe sind rückbaubar. Sie können wieder abgesaugt, aufbereitet und erneut eingeblasen werden. Die Mehrzahl der Einblasdämmstoffe sind bereits Recyclingprodukte oder stammen aus Verschnitt in der Primärproduktion von Dämmmatten und -platten. Hierzu gehören:
- Zellulose
- Glaswolle
- Steinwolle
- Leder
- EPS-Granulat
- PUR-Recyclinggranulat
- Weitere Dämmstoffe bestehen aus Naturfasern, wie Holzfaser, Stroh, Seegras
Alle Einblasdämmstoffe können im Rückbau von Bauteilen und Gebäuden auch weitere Male recycelt werden.