Dachaufbau und Dämmung: Bauweisen, Energieeffizienz und Klimaschutz im Überblick
Stand: Oktober 2025
Das Dach erfüllt seit jeher die grundlegende Schutzfunktion gegen Witterungseinflüsse und prägt bis heute die Bauweise von Gebäuden. Es bildet als oberstes Bauteil einen eigenständigen Teil der Gebäudehülle, während die Außenwände gesonderte Funktionen übernehmen. Bis heute hat das Dach seine wesentlichen Anforderungen beibehalten und gilt neben tragenden Wänden und Fundamenten weiterhin als wichtigstes Bauteil eines Gebäudes. Neben dem Raumabschluss und den damit verbundenen Funktionen ist dabei besonders auf Energieverbrauch, Emissionen und Materialwahl zu achten.
Hier hat das Dach den Vorteil, dass mit langjährig erprobten Bauweisen ebenso wie mit serieller Vorfertigung eine große Auswahl an Konstruktionen zur Verfügung steht, die bezüglich Energieverbrauch und Emissionen auch in der Vollbetrachtung der Lebenszyklen zu energieeffizienten und langlebigen Ergebnissen führen und unterschiedliche gestalterische Anforderungen erfüllen können.
Steildach
Der Begriff Steildach bezieht sich auf Dächer mit einer Dachneigung von in der Regel mehr als 20 Grad. In Mitteleuropa sind Steildächer die am häufigsten verwendete Dachform, da sie Regen und Schnee zuverlässig ableiten. Bei modernen Konstruktionen wird zudem in der Regel eine zusätzliche Dämmschicht benötigt, um den energetischen Anforderungen gerecht zu werden.
Zunächst bietet der Bauraum zwischen den Sparren Platz für eine Zwischensparrendämmung. Alternativ oder ergänzend können auch eine Untersparrendämmung auf der Raumseite oder eine Aufsparrendämmung oberhalb der Tragkonstruktion ausgeführt werden. Diese Verfahren lassen sich auch miteinander kombinieren.
Für alle Varianten ist die richtige bauphysikalische Ausführung entscheidend. Zwingend zu berücksichtigen sind der Feuchteschutz und die Luftdichtheit.
Eine belüftete Konstruktion mit Lüftungsebene unterhalb der äußeren Abdichtungsschicht trägt dazu bei, Feuchtigkeit abzuführen und Bauschäden zu vermeiden. Sie gilt als bewährte Bauweise, die in der Praxis häufig eingesetzt wird. Abweichend davon sind auch „dichte“ Konstruktionen ohne Belüftungsebene möglich, die jedoch eine besonders sorgfältige Planung und Ausführung erfordern.
Das Flachdach
Flachdächer entwickelten sich zunächst in Regionen der Welt, in dem die Anforderungen an die Regendichtigkeit geringer waren oder auch zeitweise Durchfeuchtung von Bauteilen ein geringes Problem sind, da das Klima eine schnelle Trocknung ermöglicht. Damit war eine deutlich einfachere Konstruktion in ähnlicher Ausführung wie bei einer Geschossdecke möglich. Auch Terrassen über Nutzräumen sind so möglich.
In Mitteleuropa herrschen andere klimatische Bedingungen; deshalb ist es hier unerlässlich, dass das Flachdach gegen Regen und Schnee dauerhaft dicht ist und das Wasser sicher abgeführt wird.
Zunächst wurden dafür mineralische Schichten verwendet, später Bitumenbahnen. Die vollständige Dichtung hat jedoch den Effekt, dass innenseitig auftretender Wasserdampf nicht nach außen abgeführt werden kann. Die moderne Bauweise mit Betonbauteilen als oberste Decke hat einen einfacheren Aufbau hervorgebracht, der fast immer nahezu dampfdicht ist.
Beschreibung gängiger Dachkonstruktionen und Dämmvarianten
Bei der Ausführung einer leichten Dachkonstruktion im Holzbau wird nahezu ausschließlich die tragende Dachebene durch die Sparren, also quer zu Traufe und First verlaufende Holzbalken, gebildet. Die Freiräume zwischen den Sparren bilden zunächst die einfachste Möglichkeit Wärmedämmung einzubringen. Je nach konstruktiver Gegebenheit, zum Beispiel im bewohnten Bestandsdach, kann aber auch die Ebene über den Sparren als Aufsparrendämmung oder unterhalb als Untersparrendämmung gewählt werden. Beide eignen sich auch als Ergänzung bzw. Kombination einer Zwischensparrendämmung, wenn der gewünschte Dämmwert nicht durch diese allein erreicht werden kann.
Die äußere, dichtende Schicht wird nahezu ausschließlich mit einer hinterlüfteten Ebene darunter hergestellt, die Wasserdampf bzw. Feuchte aus der Konstruktion abführen kann und so Bauschäden vermeidet.
Die Aufsparrendämmung: Dämmung oberhalb der Sparren
Die Aufsparrendämmung wird, wie der Name ausdrückt, oberhalb der konstruktiven Ebene des Daches – bei Steildächern zumeist „auf“ den Sparren – ausgeführt. So können vorhandene Innenverkleidungen und Ausbauzustände erhalten bleiben. Die Räume lassen sich auch während der Bauzeit weiter nutzen.
Konstruktiv werden auf die Sparren zunächst eine luftdichte Ebene mit der notwendigen Dampfbremse zur Feuchtregulation aufgebracht, wenn diese nicht in dem bestehenden Dachaufbau durch entsprechende Bauelemente bereits gewährleistet wird. Auf diese Ebene werden druckfeste Dämmplatten in ausreichender Stärke aufgebracht. Die Dämmplatte selbst muss eine bestimmte Druckfestigkeit besitzen, um die darauffolgende Unterkonstruktion aus Konterlattung und Lattung und die Dachziegel bzw. andere Dacheindeckung schubfest aufzunehmen. In der praktischen Ausführung werden die Lattungen durch die Dämmplatte mit speziellen Schrauben in den Sparren verschraubt.
Neben dafür speziell entwickelten Holzfaser-Dämmplatten sind auch Platten aus Hanf und anderen natürlichen Dämmstoffen verfügbar. Je nach verwendeter Dämmplatte ist teilweise eine oberflächliche, wasserfeste Abdeckung auf dieser nötig, welche die notwendige zweite Dichtungsebene unter der Dacheindeckung sicherstellt. Wie bei anderen Steildacheindeckungen auch, stellt die Ebene der Lattung die bauphysikalisch notwendige Hinterlüftung dar und ist mit entsprechenden Querschnitten und Zu- und Abluftöffnungen an Traufe und First auszuführen.
Pro
- die häufigste und lang bewährte Konstruktion im Steildach, durch die Dachbauunternehmen gut umzusetzen, gute Fehlertoleranz
- die konstruktive Sparrenhöhe wird zur Dämmung genutzt, kein Verlust von Raum oder Bauhöhe
- sehr gute Einsatzmöglichkeiten für nachhaltige und ökologische Baustoffe
Contra
- Ggf. ist die Sparrenhöhe im Bestand nicht ausreichend für die gewünschte Dämmwirkung, dann aber mit Auf- oder Untersparrendämmung kombinierbar
- Ausführung im bewohnten Dachgeschoss nur sehr eingeschränkt möglich
Die Untersparrendämmung / Innendämmung
Die Untersparrendämmung wird dann ausgeführt, wenn verschiedene Argumente wie Aufwand oder besondere konstruktive Situationen im Bestand des Daches dagegensprechen. Sie kann auch als Ergänzung zur Zwischensparrendämmung angewendet werden, wenn eine Dämmung zwar vorhanden ist, deren Stärke bzw. Wirkung aber nicht ausreicht.
Die Dämmung im Inneren stellt besondere Anforderungen an die Bauphysik. Der vorhandene Aufbau oberhalb der Dämmung muss in der Lage sein, anfallende Feuchte aus dem Inneren sicher abzuführen. Dann muss unbedingt die innere Abdichtung zum Raum hin durch eine Dampfbremse bzw. Dampfsperre so gewählt werden, dass nicht zu viel Feuchte in die Dämmung eingetragen wird. Die Dämmstoffe sind ähnlich wie bei den anderen Dämmungsarten vielfältig einsetzbar.
Als Ergänzung zu einer Zwischensparrendämmung wird eine innere Dämmung häufig genutzt, um den konstruktiven Aufbau voll auszunutzen und eine höhere Dämmwirkung zu erzielen. Bei der Zwischensparrendämmung erfolgt die innere Abdichtung verletzungsgeschützt unterhalb der Sparren. Um die weitere Innenverkleidung (z. B. Sichtschalung oder Gipskartonplatten) anzubringen, wird eine zusätzliche Lattungsebene eingebaut. Dieser Querschnitt von ca. 3–4 cm kann auch als Installationsebene für Elektroleitungen oder für zusätzliche Dämmung genutzt werden.
Auch ohne weitere Dampfbremse nach innen können hier Dämmstoffe eingebracht werden. Unter der Voraussetzung, dass die Zwischensparrendämmung schon eine gewisse Dämmung sicherstellt, kann dabei zwar Feuchtigkeit entstehen, die jedoch bei günstigen Randbedingungen wieder austrocknet.
Pro
- Erweiterung der Dämmwirkung im Bestand ohne Neueindeckung des Daches möglich
- in geringer Dämmstärke als Ergänzung einer begrenzten Zwischensparrendämmung konstruktiv einfach umzusetzen
- Einsatzmöglichkeiten für nachhaltige und ökologische Baustoffe
Contra
- als alleinige Dämmung bauphysikalisch schwierig umzusetzen, zudem wird Bauhöhe verschenkt
- Ausführung im bewohnten Dachgeschoss nicht möglich
Dämmverfahren im Flachdach als Holzbau (leichte Konstruktion)
Die hinterlüftete Ausführung von Flachdächern mit Dämmung
Es ist auch möglich, Flachdächer im Holzbau so auszuführen, dass unter der wasser- und dampfdichten oberen Abdichtung eine diffusionsoffene Konstruktions- und Dämmebene verwendet wird. In der Regel ist dafür eine Belüftungsebene oberhalb der Dämmkonstruktion erforderlich, damit Feuchtigkeit und Kondensat abgeführt werden können.
Aufgrund der bei einem Flachdach ungünstigen Bedingungen für eine horizontale Durchströmung größerer Flächen sind erhebliche Querschnitte bzw. konstruktive Höhen nötig. Konkrete Angaben dazu formulieren verschiedene DIN-Normen sowie die Flachdachrichtlinie.
Mit dieser Konstruktion ist es möglich, nachwachsende und ökologische Baustoffe einzusetzen. So kann die tragende Konstruktion aus Holz mit nachwachsenden Dämmstoffen kombiniert werden. Nach aktuellem Entwicklungsstand der verfügbaren Materialien werden lediglich bei der Abdichtung außen auf dem Dach Dichtungsbahnen auf fossiler Basis benötigt.
Pro
- sichere und langlebige Ausführung im Holzbau durch Hinterlüftung, bewährte Konstruktion
- gute Fehlertoleranz bei kleineren Schäden in Ausführung und Nutzung
- Einsatzmöglichkeiten für nachhaltige Baustoffe
Contra
- erhöhter Dachaufbau, mehr Aufwand als ein massives Flachdach
- die Durchströmung muss durchgängig sein; Einbindung von durchdringenden Wänden, Gauben und anderen Bauteilen nur eingeschränkt möglich
Die diffusionsoffene Ausführung von Flachdächern mit Dämmung
Unter Einhaltung bestimmter Randbedingungen können auch Flachdächer mit Holzkonstruktionen ohne Belüftung diffusionsoffen gestaltet werden, obwohl auch hier die obere Abdichtung dampfdicht ist. Dazu werden feuchtereversible Dampfbremsen auf der Innenseite angebracht, die einen definierten Feuchtestrom in die Dämmung zulassen und gleichzeitig eine sommerliche Rücktrocknung zum Innenraum ermöglichen.
Zwingende Voraussetzung ist eine sorgfältige Ausführung von Abdichtung und Dampfbremse, geringe Restfeuchte aller Bauteile sowie eine ausreichende Erwärmung der Dachhaut in der Sommerperiode. Schon kleinere Verschattungen, z.B. durch Nachbarbebauung, Bäume oder Dachaufbauten, können die sichere Funktion gefährden
Daher wird vor Ausführung eine dynamische Feuchtesimulation durchgeführt, die über die sichere Machbarkeit entscheidet. Für bestimmte Konstruktionen, z. B. beim Ausbau typischer Kaltdächer der Gründerzeithäuser, kann dies eine günstige Lösung sein. Bei größeren Verschattungen – etwa durch Solarpaneele – ist die sichere Funktion meist nur mit zusätzlicher Dämmschicht oberhalb der Abdichtungsebene gewährleistet. Dadurch steigt der Aufwand deutlich, sodass oft ein hinterlüftetes Flachdach die sinnvollere Lösung ist.
Pro
- geringe Aufbauhöhe, da vollständige Ausnutzung der Sparren für die Dämmung
- keine Lüftungsebene notwendig, Durchdringungen gut ausführbar
- Einsatzmöglichkeiten für nachhaltige Baustoffe
Contra
- starke Abhängigkeit von Randbedingungen (Verschattung, Bauteilfeuchte)
- hohe Anforderungen an die Ausführungsgenauigkeit, dynamische Berechnung notwendig
Die dampfdichte Ausführung von Flachdächern mit Dämmung in Holzkonstruktionen
Wird – etwa beim Ausbau eines bisher als Kaltdach genutzten Dachgeschosses – in die Sparren- bzw. Holzkonstruktion hinein gedämmt, kann auch ein dampfdichter Aufbau gewählt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass die Restfeuchte in den Bauteilen sehr gering ist, damit kein Wasserdampf an der kalten Außenseite der Konstruktion kondensiert und keine zusätzliche Feuchte eindringt.
Nach Herstellung verdunstet die verbliebene Restfeuchte durch Beheizung und kondensiert in der kalten Jahreszeit an der Abdichtung. Wird der Feuchtegehalt zu hoch, können innerhalb weniger Jahre schwere Schäden an der Holzkonstruktion entstehen. Da der Zustand nicht einsehbar ist, bleibt das Risiko lange unbemerkt.
Auch kleinere Undichtigkeiten können Feuchteschäden verursachen. Diese Konstruktion gilt daher als schadensanfällig und wird nur selten angewendet. Konstruktionen, die vorhandene oder eindringende Feuchtigkeit abführen können, sind deutlich fehlertoleranter und langlebiger.
Pro
- geringe Aufbauhöhe, da vollständige Ausnutzung der Sparren für die Dämmung
Contra
- hohe Schadensanfälligkeit, auch kleine Mängel können gravierende Folgen haben
- bestehende Bau- und Konstruktionsfeuchte kann nicht austreten, keine Fehlertoleranz
- begrenzte Einsatzmöglichkeiten für nachhaltige Baustoffe
Ausführungsarten der Dämmung bei Massivdächern
Massivdächer in Beton- oder Beton-Ziegelbauweise werden sehr häufig als Flachdach ausgeführt, es können jedoch auch geneigte oder freigeformte Dächer hergestellt werden. Ab einer gewissen Neigung werden Anforderungen an die Befestigung des Dachaufbaus gegen Abrutschen gestellt, insbesondere bei Grün- und Umkehrdächern. Vorteil eines Massivdaches ist die weitgehende Undurchlässigkeit des Betons gegen Feuchte bzw. Wasserdampf. Damit lässt sich oberhalb die Dämm- und Dichtungsebene ohne notwendige Hinterlüftung herstellen, was zu wirtschaftlich günstigen Konstruktionen führt. Weitere Schichten, wie etwa eine Dachbegrünung, können so ebenfalls hinzugefügt werden.
Außenliegende Dämmschicht unter der Abdichtung – Standard-Flachdachkonstruktion
Die übliche Form der Konstruktion besteht darin, auf die tragende Konstruktion des Flachdaches (Beton- oder Ziegeleinhangdecken oder Holzbauteile) zunächst eine dampfdichte Sperrbahn aufzubringen, die Feuchteeintrag verhindert. Darauf folgt die Dämmebene, die aus druckfesten Dämmstoffen besteht, da Dächer in der Regel begehbar sind.
Die Dämmplatten oder -matten werden entweder verklebt oder mechanisch befestigt. Häufig eingesetzt werden Polystyrolschäume, entweder als druckfestes EPS oder extrudiertes XPS (nach Norm spezifiziert als DAA). Anwendbar sind auch Polyurethanschäume oder Schaumglas, wenn Nichtbrennbarkeit gefordert ist. Auch druckfeste Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holzfaserplatten können eingesetzt werden.
Die Dämmplatten sind werkseitig so lieferbar, dass sie ein Gefälle für die Entwässerung bilden. Auf die Dämmebene werden die Dichtungsbahnen aufgebracht. Neben zweilagigen (ggf. dreilagigen) Bitumenbahnen gibt es auch einlagige Kunststoffbahnen auf PVC-, FPO- oder EPDM-Basis. Diese Materialien erfordern spezielle Kenntnisse und Werkzeuge, weshalb qualifizierte Fachunternehmen nötig sind.
Elastomerbahnen (EPDM) sind frei von Bitumen, Weichmachern, PVC, Chlor, Schwefel und Herbiziden. Mit dieser Abdichtung können große Dachflächen wirtschaftlich abgedeckt werden, auch steilere oder freie Formen sind möglich.
Nachteil ist der Einsatz überwiegend weniger nachhaltiger Materialien und die geringe Feuchtepufferung des Aufbaus. Alternative Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen stehen derzeit nicht zur Verfügung; für solche Ansätze sind hinterlüftete oder diffusionsvariable Aufbauten erforderlich.
Pro
- bewährte und wirtschaftliche Flachdachkonstruktion
- keine Lüftungsebene notwendig, Durchdringungen gut ausführbar
Contra
- Dichtungsbahnen sind der Witterung ausgesetzt und haben eine geringere Lebensdauer als z.B. Ziegeldächer
- kleine Risse und Undichtigkeiten sind oft schwer festzustellen
Das Umkehrdach
Beim Umkehrdach liegt die Dämmebene oberhalb der Abdichtung. Dadurch werden die Dichtungsbahnen geschützt, und konstruktive Details können vereinfacht werden.
Es werden nur Dämmstoffe eingesetzt, die nicht wasseraufnahmefähig sind, damit ihre Dämmwirkung auch bei stehender Nässe erhalten bleibt. Wasser kann in die Dämmebene eindringen, muss im Sommer aber wieder austrocknen können. Daher müssen die oberen Schichten diffusionsoffen sein. Wasserspeichernde Vliese sind ungeeignet.
Die Dämmplatten werden aufgeklebt oder durch Gewebebahn und Auflast (z.B. Kies) gegen Wind gesichert. Das Umkehrdach ist besonders bei Bestandsgebäuden eine günstige Lösung zur energetischen Sanierung, da zusätzliche Dämmschichten ohne Eingriff in die bestehende Abdichtung möglich sind. Für die energetische Anrechnung im GEG gelten konstruktive Randbedingungen.
Pro
- einfache Erweiterung bestehender Flachdächer
- Schutz der Abdichtung durch aufliegende Dämmung
Contra
- konstruktive Anforderungen an die Entwässerung
- Undichtigkeiten sind schwer zu orten, bei Schäden muss die Dämmung entfernt werden
- wenig Einsatzmöglichkeiten für nachhaltige Baustoffe
Das Duodach
Das Duodach kombiniert die Standarddämmung unter der Abdichtung mit einem Umkehrdach. So können Bestandsdächer mit begrenzter Dämmwirkung durch eine weitere Schicht ertüchtigt werden, ohne das bestehende System zu verändern.
Es gelten die Randbedingungen des Umkehrdaches. Das Duodach eignet sich insbesondere für große Flachdachflächen wie Industrie- und Gewerbehallen mit wenigen Durchdringungen und Anschlüssen.
Das Gründach
Gründächer sind erweiterte Konstruktionen von Flach- oder Steildächern (bis zu bestimmten Neigungen mit Rutschsicherungen). Grundlage ist eine wurzelfeste Schutzlage über der Abdichtung, darüber eine Drainageschicht und anschließend das Substrat mit Vegetation.
Unterschieden wird in extensive (pflegearm, dünner Aufbau) und intensive (aufwendiger, höhere Lasten) Dachbegrünungen. Systeme werden meist als Komplettlösungen von spezialisierten Anbietern angeboten.
Durch den Aufbau entstehen mehrere Entwässerungsebenen, die eine spezifische Konstruktion erfordern. Neben den Schichten zur Begrünung fließt viel Erfahrungswissen in Substrat- und Saatgutmischungen ein, damit ein dauerhaft funktionsfähiges Gründach entsteht.
Pro
- zusätzlicher Vegetationsraum, Verbesserung Mikroklima, Lebensraum für Insekten
- Reduktion sommerlicher Aufheizung durch geringere Abstrahlung
- zusätzlicher Wärmeschutz und Dämpfung von Temperaturspitzen
- Reduktion des Regenabflusses und Entlastung der Kanalisation
- Schutz der Abdichtung, längere Lebensdauer
Contra
- erhöhte statische Lasten, Nachweis erforderlich
- aufwendige Entwässerung (insbesondere intensiv)
- erschwerte Leckortung, Vegetation muss bei Schäden entfernt werden
- erhöhter Wartungsaufwand, Sicherungseinrichtungen erforderlich
Alternative: Die oberste Geschossdecke dämmen
Über Jahrhunderte waren die Gebäude oft so ausgelegt, dass der gesamte oder auch nur der oberste Teil des Dachraumes der üblichen Steildächer nicht dauerhaft bewohnt und vor allem nicht geheizt wurde. Damit wurden verschiedene bauliche Probleme vermieden: Wenn unter der Decke zum Dach gewohnt wurde, so gab es in der Regel eine recht schwere Füllung aus Holzstaken und Lehm mit einem gewissen Dämmwert und der Dachraum selbst bildete eine thermische Pufferzone. Eine Konstruktion, die auch heute noch funktionsfähig ist.
Bei flach geneigten Dächern wie beispielsweise nach südländischem Vorbild ist der Dachraum schlecht in der Höhe nutzbar und wird als leere Konstruktion auf die darunterliegenden Geschosse aufgesetzt; der Dachraum verbleibt als Pufferzone. Heutige Dachziegelausführungen wie Falzziegel sind inzwischen sehr dicht, so dass für die Abführung von Feuchte, die durch die Decke zum bewohnten Dachraum diffundiert, eine definierte Lüftung in Form von Lüftungsziegeln, unter der Dachdeckung liegenden Belüftungen oder ähnlichen Lösungen notwendig ist.
Die eigentliche Dämmung der obersten Decke gestaltet sich sehr einfach. Sie wird – je nach Konstruktionsart – nur auf die Decke auf- oder in sie eingelegt. Das kann auch zweilagig erfolgen, sodass Stöße in den Dämmplatten oder -matten sicher überdeckt werden. Untergelegte Dichtungsbahnen dienen oft mehr dem Rieselschutz bei Mineralwolle oder bei Aufblasdämmungen. Wenn der Widerstand der gewählten Deckenkonstruktion gegen Dampfdiffusion schon einen bestimmten Wert erreicht, wird eine Dampfbremse nicht notwendig, solange der Dachraum ausreichend belüftet wird. So lässt sich auch hier eine Zellulose-Dämmung einblasen oder es können nachhaltige Dämmmatten aus Holzweichfaser, Hanf oder Schafwolle verwendet werden.
Pro
- einfache und kostengünstige Möglichkeit mit hoher Dämmwirkung
- Trennung von Dämmung und Wetterschutz
- gute Fehlertoleranz, Feuchte kann wieder rücktrocknen
- Einsatzmöglichkeiten für nachhaltige Baustoffe
Contra
- Dachraum kann nicht thermisch konditioniert werden, nur Nebennutzung möglich
Energieeffizienz durch optimierte Dachaufbauten
Das Dach als eines der größten Bauteile eines Gebäudes spielt für dessen Energieeffizienz eine maßgebliche Rolle. So sind die Dicken gebräuchlicher Dämmstoffe oft im Bereich von 20–30 cm. Bei der Dämmung der obersten Geschossdecke sind auch Werte von bis zu 40 cm möglich. Zu beachten ist, dass der Effekt der Wärmedämmung auf den ersten 20 cm am größten ist und mit jedem weiteren Zentimeter geringer wird.
Die Anforderungen des GEG an den Gesamt-U-Wert für Dächer sehen entsprechend Dämmdicken von 20–30 cm je nach verwendetem Dämmmaterial vor. Im Bestand kann eine Zwischensparrendämmung mit einer Aufsparren- oder Untersparrendämmung kombiniert werden.
Bei fachgerechter Ausführung rentiert sich der Mehraufwand für Dämmstärke und Konstruktionshöhe über die lange Lebensdauer einer gut ausgeführten Konstruktion. Werden erprobte Konstruktionen und Materialien sorgfältig verbaut, ist eine Lebensdauer deutlich über den normtechnisch angesetzten 50 Jahren möglich.
Die hohen Dämmstärken erfordern eine besonders sorgfältige Ausführung. Entscheidend ist die Luftdichtheit der Konstruktion: Undichtigkeiten können dazu führen, dass warme Luft eindringt, kondensiert und Feuchteschäden verursacht. Bei Holzkonstruktionen oder feuchteempfindlichen Dämmstoffen kann dies zu Schimmel- oder Pilzbefall führen. Da solche Fehler oft verdeckt sind, werden sie häufig erst spät erkannt.
Daher sind luftdichtende Folien, Bahnen oder Platten unbedingt an angrenzende oder durchdringende Bauteile mit geeigneten Dichtmitteln sorgfältig anzuschließen. Auch Wärmebrücken müssen planerisch berücksichtigt werden. Konstruktionselemente wie Sparren oder geometrische Ecken dürfen die Dämmwirkung nicht wesentlich schwächen. Holz und Holzwerkstoffe mit ihrer vergleichsweise guten Dämmwirkung sind dafür besonders geeignet und zusätzlich nachhaltig. So kann ein sorgfältig geplantes Dach ein dauerhaftes und werterhaltendes Bauteil darstellen.
Der Beitrag zur Klimaneutralität
Das Dach kann bei geeigneter Konstruktion und Materialwahl dauerhaft und mit geringem Ressourcenverbrauch errichtet, betrieben und rückgebaut werden. Besonders geeignet sind Holzbauteile sowie Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen oder Recyclingmaterialien.
Durch die Ausrichtung zur Sonne steht die Dachfläche zusätzlich für die Nutzung erneuerbarer Energien zur Verfügung, etwa für Photovoltaikmodule oder Solarthermieanlagen. Diese können Strom erzeugen oder zur Heizungs- und Kühlungsunterstützung beitragen.
Bei Neubauten lässt sich die Tragfähigkeit für solche Anlagen bereits in der Planung berücksichtigen. Bei Bestandsgebäuden ist zunächst eine Analyse der Dachkonstruktion erforderlich. Viele Dächer sind nicht ausreichend tragfähig für die zusätzliche Last, und Bemessungsvorschriften sind strenger geworden. Stellt sich eine unzureichende Tragfähigkeit heraus, muss geprüft werden, ob die Konstruktion ertüchtigt werden kann.
Bei Dachsanierungen können Indach-Module eingesetzt werden, bei denen die ursprüngliche Dacheindeckung entfällt, oder leichtere Eindeckungen wie Blech verwendet werden. Konventionelle PV-Module wiegen ca. 15–20 kg/m2, leichtere Kunststoffmodule teilweise unter 4 kg/m². Diese können auch auf Flachdächern mit geringen Tragreserven aufgeklebt werden. Die verwendeten Kunststoffe sind langlebig, die Module erreichen eine mit Standardmodulen vergleichbare Lebensdauer.
Wenn eine Dachinstallation nicht möglich ist, können alternativ auch sonnenorientierte Fassaden genutzt werden. Unabhängig davon stellt bereits die Dämmung des Daches nach heutigen Standards einen wichtigen Beitrag zu Energie- und Ressourceneinsparungen dar.
Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen
Die Sanierung des Gebäudebestands hin zu Klimaneutralität schreitet nur langsam voran. Die Gründe sind vielfältig, wie beispielsweise e eine geringe Sanierungsquote, lange Lebenszyklen von Gebäuden, Investitionskosten sowie steigender Flächenverbrauch je Person.
Bei Dachsanierungen werden durch das GEG fast immer sehr gute Dämmwerte erreicht, wodurch das Dach wesentlich zur Energieeffizienz beiträgt. Die Herausforderungen liegen vor allem in der sorgfältigen Umsetzung der konstruktiven Details in sehr unterschiedlichen Bestandszuständen. Eine Dachsanierung hat zudem Auswirkungen auf die Gebäudenutzung, etwa durch notwendige Gerüste oder den temporären Auszug aus bewohnten Dachgeschossen.
Trotz höherer Investitionen bieten die vorhandenen Techniken, Materialien und Bauweisen in der Regel eine umsetzbare Lösung. Über die lange Lebensdauer eines Daches zahlt sich dies durch Energieeinsparungen und den Wegfall zusätzlicher Sanierungen aus.