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Saniertes Wohnhaus an der Havel

Wie ressourcenschonendes Bauen im Bestand mit Fokus auf Wiederverwertung, Reparatur und charakteristische Gestaltung vorbildhaft umgesetzt werden kann, zeigt das sanierte Wohnhaus an der Havel.

Saniertes Haus mit weißer Fassade, braunen Fensterläden und großen Fenstern, umgeben von kahlen Bäumen und niedrigem Zaun.

Projekt

Ein kreativer Umgang mit dem Bestand von 1892, das Ausbessern von Bauschäden und der Erhalt der charakteristischen Patina war das Ziel dieser Sanierung. Das ortsbildprägende Wohnhaus in exponierter Lage am Strand der Havel soll seine Geschichte erzählen. 

Viele Bauelemente wie Dielen, Türen, Stahlträger und Geländer wurden wiederverwendet. Das 2-schalige Mauerwerk aus regionalem Ziegel mit ca. 30 cm Dicke war im Gegensatz zu Heizung, Sanitär und Elektro in sehr gutem Zustand. Anbauten in mangelnder Qualität aus der DDR-Zeit wurden abgerissen, auf der Garage ersetzt eine Terrasse mit Ausblick ein Steildach mit Asbest – ergänzt durch einen Wintergarten als Holzkonstruktion. 

Die neuwertigen Fenster mit Kunststoffrahmen wurden ausgebaut und weitergegeben. Neue Festverglasungen und eine Fenstertüre verbessern die Belichtung im Gebäudeinneren und öffnen den Blick in die Umgebung. Erhöhte Brüstungen der Fenster zur Straße stellen stimmigere Proportionen her und neue Klappläden ersetzen die Rollläden aus dem Bestand. 

Die Sanierung integriert ökologische Dämmstoffe, baubiologische Maßnahmen und moderne, energiesparende Haustechnik. Das Grundstück weist einen Anteil von 72 Prozent Grünvolumen auf. 

Projekt eines Netzwerkpartners

Dieses Projekt wurde durch das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN – ein Netzwerkpartner des Gebäudeforums klimaneutral – vermittelt. 

zum Partnerprofil

  • Baustoffe
  • Netzwerk / Initiative
  • Sanierung
  • Wohngebäude
Stand: Oktober 2025

Bautafel:

Bauvolumen
120 m²


Bauzeit
April/2019-Dezember/2020


Energetischer Zustand des Gebäudes
Heizwärmebedarf nach Sanierung: ca. 80 kWh/m²a


Verwendetes Material
• Dach-Dämmung: 3,5 cm Holzweichfaserplatten und 24 cm Holzfaser-Einblasdämmung
• DG mit einschaligem Mauerwerk: Kalziumsilikat-Platten als Innendämmung an den Giebelseiten
• Neue Fenster mit Holzrahmen und Histo-Verglasung, teils festverglast
• Oberflächen: baubiologisch mit Holzquarzöl (Silikatkreide und Natur-Hartwachsöl)  
• Bestehenden Kalk-Innenputze mit Kalkputz ergänzt 

Verwendete Gebäudetechnik
• Feldfreischalter in den Schlafräumen
• Gasheizung und Heizeinsatz im Kachelgrundofenofen mit höherer Vorlauftemperatur
• Sockelleistenheizung zur Temperierung der Altbauwände
• Neue Elektroinstallation

Herausforderungen

Einsparpotenziale durch Recycling und Weglassen von Materialien zu ermitteln, benötigt mehr Zeit bei der Planung und beim Erläutern der Umsetzung. Eine zentrale Herausforderung lag in der rechtlichen Einstufung wiederverwendbarer Bauteile und dem Recycling von Baustoffen. Viele Materialien sind formal als Abfall einzustufen, obwohl sie technisch in einwandfreiem Zustand und dadurch für den Wiedereinbau geeignet sind.

 

 

 

Derzeit bestehen im Abfall- und Baurecht noch Auslegungsunsicherheiten, die den praktischen Einsatz kreislauffähiger Baustoffe und Bauteile erschweren. Auf eine Wärmepumpe mit niedriger Vorlauftemperatur im Heizkreislauf wurde einerseits aufgrund der Lage am Flussufer und andererseits aufgrund der notwendigen energetischen Ausrüstung der Fassade (vorhandenes 2-schaliges Mauerwerk mit Einblasdämmung oder WDVS) nach sorgfältiger Abwägung verzichtet.

Ausgangszustand vor der Sanierung
Saniertes Haus mit weißer Fassade, braunen Fensterläden und großen Fenstern, umgeben von kahlen Bäumen und niedrigem Zaun.
Vorderansicht nach erfolgter Sanierung

Ziele & Erfolge

Durch die Wiederverwendung und das gezielte Recycling konnte der Materialaufwand stark reduziert und CO2 eingespart werden. Auch gesundheitliche Aspekte wie Elektrosmogfreiheit und schadstoffarme Oberflächen wurden berücksichtigt. Auch gestalterisch überzeugt das sanierte Wohnhaus. Stahlträger, Holzfenster, Türen, Ziegel, Dielen und Fußleisten können bei Bedarf zerstörungsfrei ausgebaut werden. So setzt das Projekt ein Zeichen für Kreislaufwirtschaft im Bauwesen und sensibilisiert für einen ganzheitlichen Blick auf Sanierungen. 

 

 

Dabei regt es dazu an, wiederverwendbare Baustoffe einzusetzen. Das innovative Projekt zeigt, wie historische Substanz und moderne Baubiologie Hand in Hand gehen – mit Fokus auf Kreislauf, Klima und Raumqualität. Die Sanierung dieses Wohnhauses inspiriert zu kreislaufgerechten Prozessen im Bestand, setzt Impulse für gesetzliche Veränderungen und motiviert zum Umdenken: weniger neu, mehr ganzheitlich.
 

 

Havelblick aus der Küche
Neuer Wintergarten-Anbau

Weitere Aspekte

Um an gebrauchte und durch Um- und Aufarbeitung wiederverwertbare Baustoffe zu kommen, arbeitete die Architektin, Innenarchitektin und Baubiologin IBN mit einem Abbruchunternehmen zusammen. Außerdem recherchiert sie regelmäßig bei Händlern, die gebrauchte Baustoffe und historische Bauelemente anbieten – z.B. beim Netzwerk „Historische Baustoffe“.

Projektempfehlung eines Netzwerkpartners

Das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN ist ein Netzwerkpartner des Gebäudeforums klimaneutral. 

Eine Sanierung gelingt auch in einem Haus von 1892

Kontakt

Ihr persönlicher Kontakt

Stefanie Conjé

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