Bauen mit Lehm – fortschrittlich, skalierbar und nachhaltig

Seit Juni 2023 regelt die  DIN 18940:2023-06 die Konstruktion, Bemessung und Ausführung von tragendem Lehmmauerwerk. DIN 18940 berücksichtigt die Leistungs- und Tragfähigkeit genormter Lehmsteine und Lehmmauermörtel (DIN 18945:2024 und DIN 18946:2024). Danach ist tragendes Lehmmauerwerk für Gebäude bis 13 Meter Höhe, also bis zur Gebäudeklasse 4, möglich. Lehmsteine können bei Außen- und Innenwänden oder zum Ausfachen bei historischem Fachwerk verwendet werden. Es werden bereits großformatige Planblöcke bis zur Größe 16DF hergestellt.

Derzeit regelt die Bemessungsnorm nur das Mauern mit Lehmdickbettmörtel. Dementsprechend sind außerhalb der Norm für das Mauern mit Lehmdünnbettmörtel derzeit noch entsprechende Zulassungen notwendig. Normativ geregelt sind auch die Feuerwiderstandsklassen. Unter Einhaltung bestimmter Wanddicken werden die Feuerwiderstandsklassen REI 30 und REI 60 erreicht.

Für Stampflehm gibt es noch keine Norm. Doch zeigen realisierte Projekte, dass Stampflehm sowohl als Tragstruktur oder als Holz-Stampflehm-Decke eine Zukunft haben könnte.

Die DIN 18948:2024 regelt Lehmplatten sowohl für die Beplankung als auch für die Bekleidung von Wänden. Lehmplatten gibt es in verschiedenen Rohdichten. Gerade die schwere Lehmplatte konnte bei einschaligen Holz-Ständer-Trennwänden Schallschutz bis zu 56 dB und bei zweischaligen Trennwänden Schallschutz bis zu 65 dB nachweisen. Ausgewählte Hersteller haben für verschiedene Konstruktionen im Rahmen von Brandschutz-Versuchsanordnungen Feuerwiderstandsdauern bis zu EI 120 geprüft. Bauvorhaben, in denen Lehmplatten in allen Gebäudeklassen für die Beplankung verwendet wurden, sind schon mehrfach realisiert worden.

In Verbindung mit Lehm deckt die Flächenheizung mehrere wichtige Punkte für das menschliche Wohlbefinden ab: Angenehme Strahlungswärme, gleichmäßige Temperaturverteilung im Gebäude, weniger Staubverwirbelung, positiver Einfluss auf die Raumluftfeuchte. Als Niedertemperaturheizung ist die Wand- und Deckenheizung besonders energiesparend und gut kombinierbar mit regenerativer Energietechnik. In Verbindung mit einer Wärmepumpe kann mittels einer Flächenheizung auch aktiv gekühlt werden.

Lehmputze sind nach DIN 18947:2024 genormt und können sowohl in Büro- als auch Wohnräumen im Innenbereich verwendet werden und so einen Beitrag zum nachhaltigen und gesunden Bauen leisten. Dabei wird die Festigkeitsklasse 2 empfohlen. Im Spritzwasserbereich sowie in Dusch- und Wannenbereichen sollten Lehmputze nicht verwendet werden.

Anders als bei konventionellen Putzen gibt es den Lehmputzmörtel in zwei Lieferformen: trocken und erdfeucht. Bei der erdfeuchten Lieferform entfällt die Trocknungsenergie. Der Feuchtegehalt des Baustoffs entspricht dem erd-feucht gewonnenen Lehmaushub. Daneben gibt es Lehmanstriche, die wie die Lehmputz auch in verschiedenen Farben erhältlich sind.

Lehmfertigteile ermöglichen schnelles und präzises Bauen mit natürlichen Materialien. Im Werk passgenau vorgefertigte Elemente können auf der Baustelle effizient montiert werden. Deutsche Hersteller bieten Lehmsteinmauerwerk sowohl tragend als auch nicht-tragend an. Auch werden Holz-Lehm-Decken den Wünschen beim Bauvorhaben entsprechend angefertigt und auf der Baustelle montiert.

Vorgefertigte Holzweichfaserplatten mit entsprechender Lehmputzschicht sind leicht montierbar und zur Dämmung einer Rohbauwand oder Decke, aber auch zur Innendämmung geeignet. Der Aufbau ist kombinierbar mit Dämmplatten aus Steinwolle, die dann für den Brandschutz sorgen. Auch großformatige Platten mit bis zu 120 cm Breite und über 300 cm Höhe werden so produziert.

Stampflehmelemente und elementiertes Lehmsteinmauerwerk werden in Deutschland ebenfalls als Fertigteile für tragende und nichttragende Wände als raumseitige Vorsatzschale und für ästhetische Zwecke maßangefertigt auf die Baustelle geliefert. Dies ermöglicht die Optimierung von Bauabläufen für die traditionelle Bauweise.