Umweltproduktdeklarationen: Neuer Aufwind in der Baubranche
Stand: März 2025
Die Deklaration von Umweltinformationen von Bauprodukten wird für viele Produktgruppen künftig verpflichtend. Eine aktuelle Studie von DGNB und BPIE zeigt: Die Nachfrage, Expertise und auch Anzahl von Umweltproduktinformationen in Deutschland steigt.
Environmental Product Declarations bzw. zu Deutsch Umweltproduktdeklarationen (EPDs) sind ökologische Steckbriefe, die die Umweltwirkungen eines Bauprodukts über seinen Lebenszyklus ausweisen – und zwar von der Rohstoffgewinnung bis zum Ende der Nutzung einschließlich Entsorgung oder möglicher Wiederverwertung. Sie bieten eine standardisierte, transparente Datengrundlage für die Ökobilanzierung von Bauprodukten und Gebäuden. Neue gesetzliche Regelungen machen EPDs für viele künftig verpflichtend: Die überarbeitete Bauproduktenverordnung sieht ab 2027 die Angabe des Treibhausgaspotenzials von Bauprodukten vor. Zudem legt die EU-Gebäuderichtlinie fest, dass ab 2030 die Lebenszyklus-Treibhausgas-Emissionen für alle Neubauten angegeben werden müssen.
Bestandsaufnahme: Es geht voran!
Vor diesem Hintergrund haben die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und das BPIE (Buildings Performance Institute Europe) in einer neuen Studie Programmhalter, Ökobilanz-Dienstleister und Bauprodukt-Hersteller zu aktuellen Trends und Herausforderungen rund um EPDs befragt. Ein zentrales Ergebnis: Die Branche ist gut vorbereitet und der Nutzen von EPDs wird zunehmend erkannt.
Angebot und Nachfrage steigen
Bislang sind Gebäude-Ökobilanzen noch freiwillig bzw. nur für die staatliche Neubauförderung verpflichtend. Unter anderem im Lichte der EU-Regulatorik – die EPBD verlangt von den Mitgliedsstaaten die Einführung von Gebäude-Ökobilanzen – ist die Nachfrage nach EPDs gestiegen, was auch Hersteller dazu veranlasst hat, sie zunehmend bereitzustellen. So gab es Anfang 2024 weltweit über 23.000 verifizierte EPDs. Deutschland lag mit 2.300 verifizierten EPDs auf Platz vier im globalen Vergleich. Innerhalb von nur sieben Jahren hat sich die Zahl verfügbarer EPDs in Deutschland damit versechsfacht.
Hersteller, die bereits auf EPDs setzen, sehen darin verschiedene Vorteile: Ein Großteil nutzt EPDs bislang für die Umweltkommunikation (75 Prozent), in einigen Unternehmen (32 Prozent) haben sie bereits Veränderungen im Produktionsprozess angestoßen.
Kosten: Einsparungen möglich
Die Baubranche befürchtet angesichts der neuen Regelungen steigende Kosten und höheren Aufwand. Tatsächlich beziffern die befragten Unternehmen die Kosten pro EPD auf durchschnittlich 8.000 bis 12.000 Euro. Allerdings setzen sich zunehmend auch Trends durch, die die Kosten senken können. So nutzen etwa 44 Prozent der Hersteller die Möglichkeit, gemeinschaftlich sogenannte Verbands- und Branchen-EPDs zu erstellen. Zudem setzen immer mehr Unternehmen auf EPD-Tools, die nach einer Anfangsinvestition zu enormen Kosteneinsparungen führen. Dabei lohnen sich eigene Tools laut Umfrage bereits ab acht bis zehn EPDs pro Jahr. Alternativ bietet es sich auch hier an, Tools gemeinsam zu nutzen, bespielsweise innerhalb von Verbänden.
Verfügbarkeit: Wartezeiten verkürzen
Obwohl Expertise und Beratungsangebote zu EPDs in der Branche zugenommen haben, kann es aufgrund der höheren Nachfrage zu Wartezeiten kommen. Für eine Verifizierung müssen sich Hersteller aktuell bis zu vier Monate gedulden. Die Umfrage identifiziert hier ein zentrales Verbesserungspotenzial und empfiehlt eine Beschleunigung der Prozesse, insbesondere im Hinblick auf die kommenden gesetzlichen Anforderungen.
Weiterführende Informationen
Die Studie „Umweltdeklarationen von Bauprodukten: Eine Bestandsaufnahme zu Verfügbarkeit, Kosten und Trends“ der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und des Building Performance Institute Europe (BPIE) kann folgend heruntergeladen werden.
Umweltdeklarationen von Bauprodukten (PDF / 1 MB)
Mehr Informationen zu EPDs finden sich auch auf der Themenseite „Environmental Product Declarations“ des Gebäudeforums klimaneutral.
DGNB: Netzwerkpartner des Gebäudeforums klimaneutral
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) verfolgt das Ziel, Nachhaltigkeit in der gesamten Bau- und Immobilienwirtschaft und darüber hinaus zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Der Verein will Mittel und Wege aufzeigen und fördern, die der nachhaltigen Planung, Konstruktion und Nutzung unserer gebauten Umwelt dienen. Auf diese Weise sollen Lebensräume geschaffen werden, die in ökologischer, ökonomischer und soziokultureller sowie funktionaler Hinsicht vorbildlich sind. Der Verein fördert diesem Zweck dienende Wissenschaft, Forschung und Lehre und fühlt sich gemeinnützigen Zwecken verpflichtet.
BPIE: Netzwerkpartner des Gebäudeforums klimaneutral
Das BPIE (Buildings Performance Institute Europe) ist ein gemeinnütziger europäischer Thinktank, der mittels unabhängiger Analysen und Datenerhebungen Forschungsbeiträge für einen klimaneutralen Gebäudebestand leistet und in die politische Debatte auf EU-Ebene sowie in den europäischen Mitgliedsländern einspeist. Das BPIE evaluiert Maßnahmen und identifziert gute Praxisbeispiele, technologische Lösungen und vielversprechende Innovationen für den Klimaschutz im Gebäudesektor entlang des gesamten Lebenszyklus. Darüberhinaus monitort das BPIE qualitativ und quantitativ den Fortschritt des Klimaschutzes im Gebäudesektor in Europa und macht Vorschläge für die Ausgestaltung von Policies für konsistenten und sozial-gerechten Klimaschutz und die Transformation zu einem nachhaltigen Gebäudebestand.