Innovative Werkzeuge
Ressourcen werden immer knapper und die Umweltbelastung wächst. Der Bausektor ist aufgrund von Abfällen aus Bau und Abbruch für mehr als die Hälfte des Brutto-Abfallaufkommens in Deutschland verantwortlich. An diesem Punkt setzen innovative Tools an, um im Sinne der Kreislaufwirtschaft Rückbau, Wiederverwertbarkeit und Recycling zu gewährleisten und zu optimieren. Beispielhaft sind die onlinebasierte Dokumentation bzw. der Materialpass. Hier werden Daten über Vorkommen, Qualität und Herkunft von Baumaterialien in Bestandsgebäuden und in Bauvorhaben erfasst. Eine vielversprechende Methode ist auch die Systematisierung, mit der die Kreislaufkonsistenz von Baukonstruktionen und Gebäuden in der Neubauplanung über Parameter gemessen und bewertet werden. Allem zugrunde liegt das Konzept, Gebäude, Infrastrukturen, Bauteile zukünftig als Rohstofflager zu planen, zu verwalten und zu nutzen.

Materialkataster
Als geschlossenes System stehen uns auf der Erde bestimmte Ressourcen, besonders nichtnachwachsende Rohstoffe, nur in begrenzter Menge zur Verfügung. Dazu gehören z.B. auch Metalle und mineralische Stoffe, welche in großem Maße in Bauvorhaben zum Einsatz kommen. Sinnvollerweise sollten diese Baustoffe also bei einem Gebäudeabriss möglichst wieder vollständig nutzbar gemacht werden, in der Realität landen sie häufig aber entweder als Abfall auf der Deponie oder sie werden als aufbereiteter Bauschutt einer minderwertigeren Verwendung zugeführt, z.B. im Straßenbau.
Viele dieser Abfälle könnten mit einer richtigen Planung und einem richtigen Einsatz besser recycelt oder wiederverwendet werden. Da aber Informationen über im Gebäude verwendete Materialien, ihre Verarbeitung, Eigenschaften oder Inhaltsstoffe fehlen, werden sie nicht wieder genutzt. An diesem Punkt setzt ein Material-Kataster an, welches eben genau diese Informationen dokumentiert.
Urban Mining Index
Es werden in kaum einem Bereich so viele Ressourcen aufgewandt, wie im Bausektor. Während bisher in erster Linie das schnelle und kostengünstige Bauen im Fokus stand, ist aufgrund stetig knapper werdender Ressourcen und einem steigenden Bedarf an Rohstoffen ein Umdenken erforderlich. Die Idee einer zirkulären Kreislaufwirtschaft von Baustoffen mithilfe von „Urban Mining“ ist hier zukunftsweisend. Materialen und Bauteile werden dabei aus bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen zurückgewonnen und nutzbar gemacht, was einerseits das Abfallaufkommen im Bausektor verringert und zugleich nachhaltig ist.
Um Fachkräfte aus Architektur und Bauingenieurwesen bei der Umsetzung eines kreislaufgerechten Planungs- und Bauprozesses zu unterstützen, haben zwei Wissenschaftlerinnen mit dem „Urban Mining Index“ ein innovatives Werkzeug für zirkuläres Bauen entwickelt. Mit diesem Planungsinstrument wird die Kreislauf- und Nachnutzungsfähigkeit von Gebäuden und Bauteilen bereits während der Planungsphase eines Baus quantitativ mess- und bewertbar. Das fördert nicht nur ein umweltschonendes und zirkuläres Bauen und stellt eine Grundlage für die Entwicklung einer systematischen und genormten Messbarkeit von Zirkularität im Gebäudebereich dar, sondern birgt auch Vorteile für Investorinnen und Investoren sowie Bauherrinnen und Bauherren.